Armitage Hux - Sloanes Imperium - Europe Superpower

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Armitage Hux - Sloanes Imperium

Fanfic Hux
Fanfiction 2


1.

Neun Jahre waren vergangen, nachdem sie nach monatelanger Reise in der Nachbildung der Imperialis endlich in den Unbekannten Regionen angekommen waren und mit dem kleinen Schiff in die Eclipse hineingeflogen waren. Armitage hatte aus der Yacht durch die roten Fenster gesehen und hatte das riesige Schiff bestaunt, als sie sich ihm näherten.

„Das Schiff sieht ja aus wie die Ravager“, meinte er verwundert. „Aber die ist doch auf Jakku abgestürzt!“. Und die Großadmiralin Sloane hatte nur gelacht und ihm erklärt, dass dieses Schiff nur derselbe Schiffstyp war, aber nicht das gleiche Schiff. „Das ist, wie die Ravager auch, ein Supersternzerstörer der Exekutor Klasse, Armitage. Die größten Schiffe, die wir zurzeit haben.“ Dann wurde sie schlagartig wieder ernst. „Jetzt ist es das vielleicht letzte dieser Schiffe.“

Damals, mit fünf Jahren, verstand Armitage gerade soviel, dass es ein sehr großes Schiff war. Und nun, neun Jahre später kannte er das Schiff noch immer nicht vollständig, obwohl es das neue Zuhause eines großen Teils der imperialen Flüchtlinge nach der verlorenen Schlacht von Jakku geworden war. Da sie hier in den Unbekannten Regionen nicht einfach irgendwohin fliegen konnten, um nach besiedelbaren Planeten zu suchen, weil sie Superstürmen, geomagnetischen Stürmen, Magnetstößen und feindseligen unbekannten Spezies ausweichen mussten, hatte sich diese Suche als langwieriges Unterfangen entwickelt, während dem sie auf der Eclipse geblieben waren. Wirklich eng wurde es hier nicht, da das Schiff immerhin 19.000 Meter lang war und Tausende Besatzungsmitglieder aufnehmen konnte, aber eine Planetenoberfläche war es auch nicht.

Die ersten Jahre verbrachten die Kinder hier wie schon zuvor auf der Imperialis-Nachbildung mit Training und dem Lernen von Lesen, Schreiben, Rechnen und der glorreichen Geschichte des Imperiums. Armitage war nicht wirklich schlecht im Training, auch wenn er nicht die Vorerfahrung des etwa gleichaltrigen Archex hatte, aber hier war er nur durchschnittlich. Einfacher fielen ihm die Aufgaben, bei denen es darauf ankam, seinen Verstand einzusetzen. Da war er den anderen Kindern sogar überlegen. Er mochte taktisches Denken mehr als Prügeleien. Und das wussten auch seine Ausbilder. So war der einzige Grund, warum er nicht schon eher den Rang eines Unteroffiziers erreicht hatte, nicht sein Unverständnis, sondern schlicht sein junges Alter.

Doch nun, mit vierzehn Jahren, war er an Archex, dem der auf seine kämpferischen Fähigkeiten so stolz war und den sein Vater ihm vorzog, vorbeigezogen und war zum Truppführer ernannt worden. Irgendwie, und irgendwie auch wieder nicht. Denn eigentlich gab es keine Armee. Wie er mittlerweile gelernt hatte, war das Imperium  aufgelöst worden, nachdem es kurz nach der Schlacht von Jakku kapituliert hatte. Und so gab es auch keine imperiale Armee mehr, nur noch verstreute Flüchtlingsgruppen. Doch das Ausbildungsprogramm für die Kindersoldaten war weitergelaufen. Und es gab noch einige ehemalige Flottensoldaten und Offiziere.

Stolz betrachtete sich Armitage in seiner neuen schwarzen Uniform eines Truppführers im Spiegel. Egal ob es jetzt eine Armee gab oder nicht, es war eine Anerkennung, ein Beweis dafür, dass sein Vater unrecht hatte und er eben kein Taugenichts war. Er hatte es ihm so oft gesagt oder spüren lassen, dass diese Anerkennung nun guttat. Doch wie um ihm zu zeigen, dass ihm dass nichts bedeutete, war der Kommandant nicht gekommen, um ihn zu loben und stolz auf ihn zu sein. Kommandant Brendol Hux träumte davon, einmal General zu werden, was bedeutete es da schon, wenn sein nichtsnütziger verhasster Sohn Truppführer wurde? Nein, er war nicht zu ihm gekommen, er war zu Archex gegangen, um mit ihm und den anderen Kindersoldaten zu trainieren.

Armitage war diese Art von Zurückweisung jahrelang gewöhnt, aber es verletzte ihn trotzdem, machte ihn traurig. Die anderen Kinder, die mit ihnen gekommen waren und jetzt in seiner Gruppe waren, wollten auch nicht viel von ihm wissen. Er war keiner der Waisen von Jakku wie sie, er gehörte nicht richtig dazu. Die Einzige, die ihn akzeptierte, war somit Rae Sloane, die Großadmiralin, die seit dem Ende des Imperiums eigentlich auch keine Großadmiralin mehr war, der die anderen ehemaligen imperialen Offiziere aber dennoch folgten. Sie gestattete ihm, dass er sie in ihrer Suite besuchte, dass er sie um Rat fragte oder von seinen Erfolgen und Misserfolgen erzählte. Und sie war es auch, die jetzt stolz auf ihn war und ihn lobte, als er in ihre Suite kam und sich in seiner neuen Uniform präsentierte.

„Ich habe dir doch schon früher gesagt, dass das Kampftraining nicht das wichtigste ist, obgleich es deinem Vater ja so erscheinen mag, Armitage. Und ich habe schon immer gewusst, dass du irgendwann einmal deinen Verstand wirst nutzen können, um zu beweisen, welches Potenzial du hast“, meinte sie anerkennend und schmunzelte, als sie ihn betrachtete, mit überschlagenen Beinen auf ihrem Sofa sitzend. Armitage strahlte. „Danke. Du  hast wie immer recht gehabt.“ „Du wirst es deinem Vater noch zeigen, Armitage. Du wirst Offizier werden. In dir steckt mehr als dich nur zu prügeln oder mit einem Blaster zu schießen.“ „Ja, das werde ich, Rae“, entgegnete er glücklich, per Du wie sie es ihm im privaten Bereich erlaubt hatte. „Und irgendwann einmal werde ich wie du Großadmiral“. Sie lachte und sah ihn dabei an. „Warum nicht gleich Großmarschall Armitage Hux?“

Er grinste sie an, wurde dann aber wieder ernst. „Ja. Aber Großmarschall von was? Meinst du wir paar Flüchtlinge hier können das Imperium wieder auferstehen lassen? Mit der Eclipse und einem Dutzend kleineren Schiffen als Flotte?“ „Nicht wir alleine, Armitage, und nicht mit unseren paar Schiffen. Aber andere werden sich uns im Laufe der Zeit anschließen. Und außerdem verfügen wir über geheime Werfen, Labore und Lagerhäuser da draußen in den unbekannten Regionen, die es uns erlauben werden, wieder stark zu werden. Die hat der Imperator schon vor Jahren dort einrichten lassen für den Fall, dass sein Imperium besiegt würde und wir von wieder von Neuem beginnen müssten.“

Armitage überlegte einen Moment und holte sich einen Kaf. Dann setzte er sich auf einen Sessel und betrachtete Sloane. „Und du wirst dann Imperatorin?“ „Womöglich, Armitage. Ich habe den höchsten Rang hier.“ Sie schwieg einen Moment, bevor sie fortfuhr. „Aber all das liegt noch weit in der Zukunft. Wahrscheinlich wird die Rückkehr zu alter Größe nicht mehr die Aufgabe meiner Generation sein sondern die deiner Generation, Armitage.“ Er nahm einen Schluck und nickte. „Ja, das wird es bestimmt.“ Dann zwinkerte er ihr zu, „mit mir als Großmarschall natürlich.“


2.

Ein paar Tage vergingen nach seiner Beförderung zum Truppführer, bevor er seine erste eigenständige Aufgabe zugewiesen bekam. Der erste Test, ob er seiner neuen Aufgabe gewachsen sein würde. Da sie noch keinen Planeten hier draußen in den Unbekannten Regionen kontrollierten, fanden solche Übungen gewöhnlich als Simulationen statt. Armitage bekam nun zehn Sturmtruppler zugewiesen und sollte mit ihnen ein Haus in einem bewaldeten und hügeligen Terrain einnehmen, in dem sich bewaffnete Rebellen befanden. Da sich in dem Haus auch geheime Informationen befanden, sollte er es wenn möglich intakt einnehmen, so dass diese Informationen nicht zerstört würden.

Er bekam ein paar Minuten Zeit, sich die Situation anzuschauen und sich über einen Plan Gedanken zu machen. Dann gab er seine erste Anweisung, die sowohl seine Sturmtruppler als auch seinen Sergeant überraschte. „Ich möchte, dass ihr eure weißen Rüstungen auszieht und euch etwas Dunkleres anzieht. Notfalls tun‘s auch schwarze oder graue Offiziersuniformen.“ Er schaute fragend zu Sergeant Tashren, der die Übung überwachte, aber der nickte und ließ ihn machen. Armitage grinste. „In diesen weißen Rüstungen leuchtet ihr im Wald wie ein Blitz in der Nacht auf Arkanis.“

Dann wurde er wieder ernst und konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe. „Ich möchte, dass ihr nicht nur eure Blaster mitnehmt, sondern auch Makroferngläser, ein paar Granaten, Infrarot-Geräte, Tränengas und Schutzmasken. Die Hälfte von euch bleibt bei mir und folgt mir auf den Hügel vor dem Haus. Der Rest schleicht sich von hinten an. Alle bleiben zwischen den Bäumen, damit man uns nicht sieht. Und bleibt auf Abstand! Geht nicht zu nahe ran. Wenn ihr eine versteckte Position erreicht habe, von wo aus ihr das Haus beobachten könnt, dann legt euch hin und bleibt ruhig liegen. Haltet die Makros nicht so, dass sich die Sonne in den Gläsern spiegelt! Verstanden?“

Ein paar nickten und murmelten ein Ja. Armitage stand vor ihnen und sah sie unzufrieden an. „Das heißt entweder jawohl, Sir oder nein, Sir! Klar?“ Armitage war sich bewusst, dass die meisten von ihnen ein paar Jahre älter waren als er und dass es sie einige Überwindung kosten würde ihn als ihren Truppführer anzuerkennen und ihn jetzt auch noch mit Sir anzureden. Aber er wollte von Anfang an Klarheit schaffen, dass er es war, der hier das Sagen hatte. So brauchte es auch einen Moment bis die Ersten von ihnen sich zu einem „Jawohl Sir!“ durchringen konnten und sich die anderen, oder fast alle anderen, anschlossen.

Nur einer hatte einen Einwand. „Den Sir musst du dir erst noch verdienen, Armitage“. Er sah zu ihm hin und wurde erst jetzt auf ihn aufmerksam. Archex. Der, der schon auf Jakku und später auf der Imperialis gesehen hatte, wie geringschätzig sein Vater ihn behandelte. Aber Armitage trat selbstbewusst vor ihn und sah ihm in die Augen. „Den habe ich mir schon verdient, Archex. In dem Moment nämlich, als ich zum Truppführer befördert worden bin und nicht du. Oder zweifelst du die Fähigkeit unserer Vorgesetzten an, uns beurteilen und dementsprechend einteilen zu können?“ Archex schwieg ein paar Sekunden. Armitage hatte aus seinem Angriff gegen ihn einen Angriff gegen ihre Vorgesetzten gemacht. Aber er schob trotzdem nach „dann beweise jetzt deine überlegenen Fähigkeiten, Armitage.“

Der ließ es damit auf sich beruhen und führte seine Hälfte der Sturmtruppler auf den Hügel rund 300 Meter vor dem Haus und gab den anderen ein Zeichen auf den Hügel hinter dem Haus zu schleichen. Dann legten sie sich zwischen die Bäume und das Gebüsch und späten durch ihre Makroferngläser zum Haus hinüber. Er schien alles ruhig zu sein. „Infrarot-Gerät!“, wies er den nächsten Truppler an. Der holte es und gab es ihm. Armitage spähte hindurch. „Ich sehe von hier aus vier Rebellen im Inneren“, informierte er die anderen. Dann griff er an sein Kommlink und kontaktierte die anderen hinter dem Haus. „Wie viele Rebellen könnt ihr sehen?“ Die Antwort ließ ein paar Minuten auf sich warten. Vermutlich waren die erst jetzt auf die Idee gekommen mit ihrem Infrarot-Gerät durch die verdunkelten Fenster zu sehen. „Wir haben hier drei“, kam schließlich die Antwort. „Gut“, meinte Armitage. „Außerdem haben sie Überwachungskameras hier vorn, womöglich auch hinten.“ Dann wandte er sich explizit an die auf dem Hügel hinter dem Haus. „Hier vorn fallen gleich Schüsse. Bleibt aber in Deckung, bis ich den Befehl zum Vorrücken gebe!“

Dann wandte er sich an Archex. „Geh vor, ein paar Meter! Sobald sie dich bemerken, wirfst du dich ins nächstbeste Gebüsch! In dem Moment werfen wir anderen ein paar Granaten. Aber nicht weit. Nicht bis ins Haus! Wir eröffnen sofort das Blasterfeuer, bleiben aber hier in Deckung. Verstanden?!“ Seine fünf Truppler nickten, korrigierten sich aber gleich zu einem Jawohl, Sir. Nur Archex schaute ihn böse an, und Armitage grinste. „Wir brauchen ein Bauernopfer. Hast du Angst? Mensch, das ist eine Übung!“ Aber es tat trotzdem gut, dem Favoriten seines Vaters zu zeigen, dass er zu gehorchen und notfalls auch auf seinen Befehl hin ins Blasterfeuer zu rennen hatte – auch wenn es hier in der Simulation kein echtes war.

Dann gab er das Zeichen, und Archex rannte tatsächlich geduckt ein paar Meter auf das Haus zu. Wie vermutet, fingen die vier Rebellen auf dieser Seite sofort an zu feuern, und Archex warf sich in die Büsche. „Granaten jetzt! Und Blasterfeuer auf die Fenster!“ befahl Armitage, nahm sein Infrarot-Gerät und spähte durch die dunklen Fenster. Nach ein paar Sekunden wurden aus den vier Wärmesignaturen sechs und dann sieben. Er grinste zufrieden und befahl seinen Soldaten hier vorn weiterzuschießen, dabei auf dem Boden liegen zu bleiben, um kein gutes Ziel abzugeben. Die Rebellen des Simulationsprogramms duckten sich hinter die Mauern des Hauses und spähten nur soweit durch die Fenster, um sie hier ins Visier zu nehmen. Sie konnten das wohl auch gefahrenlos so weiter machen, dachten sie jetzt wohl. Denn so würde es den Imperialen nicht gelingen, das Haus einzunehmen. Doch Armitage würde ihnen jetzt zeigen, welchen Fehler sie machten.

Er nahm sein Kommlink und gab der zweiten Gruppe seine Befehle. „Sie sind alle hier vorn auf uns konzentriert. Schleicht euch jetzt von hinten an und werft die Tränengas-Granaten! Zieht eure Schutzmasken auf und überrascht sie! Macht schnell! Sie dürfen euch nicht bemerken, bevor ihr die Kontrolle übernommen habt!“ Armitage erhielt ein Jawohl, Sir, und weil er die zweite Gruppe wegen der Mauern nicht beobachten konnte, beobachtete er die Wärmesignaturen der sieben Rebellen im Haus. Sie waren alle noch da. Keiner von ihnen schien auf die Idee zu kommen, dass das hier vorn ein Ablenkungsangriff war und der eigentliche Angriff von hinten kommen würde. Vielleicht sollten sie die Programmierung mal überarbeiten, dachte Armitage und schmunzelte. Zehn Minuten später reagierte das Programm auf die Tränengas-Granaten und die zweite Gruppe hatte das Haus intakt eingenommen.

Sergeant Tashren nickte ihm anerkennend zu und trug seine Punktzahl und die der anderen ein. „Nicht schlecht, Armitage. Du hast sogar das Trainingsprogramm überlistet“. Stolz auf sich grinste er und bedankte sich artig. „Und bald bin ich auch Sergeant, Tashren.“ Da nicht nur er wegen der gelungenen Übung eine hohe Punktzahl bekamen sondern auch seine Sturmtruppler, waren diesmal auch die auf ihn stolz. Nur Archex bekam eine etwas geringere Punktzahl, weil er mit seinem Vorgesetzten diskutiert hatte. Und nicht nur deshalb war er wohl sauer auf Armitage, sondern vermutlich auch, weil der ihn als Bauernopfer ausgewählt und ihm seine neue Autorität ständig vorgehalten hatte. Und jetzt geh nur zu Kommandant Hux und erzähl ihm von meiner gelungenen Mission, dachte er. Erzähl ihm, dass ich das Kommando hatte und erfolgreich war.


3.

Es dauerte nochmals zwei Jahre, Armitage war mittlerweile Sergeant, bis er das erste Mal seit Jahren wieder auf einem Planeten landete. Und zwar bekam er die Anweisung mit einer Staffel TIEs zum neu entstehenden Hauptquartier auf dem kleinen Planeten Ilum zu fliegen. Nach all der Zeit auf der Eclipse und dem Kampftraining im Simulator, war auch nicht nur er froh über die Abwechslung. Für seine ganze Staffel aus sechs jungen Piloten war das der erste echte Flug und auch sie hatten das Schiff seit langem nicht mehr verlassen.

So starteten sie auch erwartungsvoll in den Weltraum und setzten ihre Jäger auf den vorgegebenen Kurs Richtung Ilum. Armitage fühlte sich unheimlich frei hier draußen. Der offene Weltraum und echte Sterne waren etwas anderes als stahlgraue Schiffswände und Simulatorsterne. Zwar beherrschte keiner von ihnen seinen Jäger nach etwa einem Jahr Simulatorflug schon gut genug, um eine echte Schlacht zu bestehen, doch für einen Flug zu einer Basis auf einem Planeten würden ihre Kenntnisse schon reichen.

Darüber hinaus war der Weg dorthin auch nicht sonderlich weit, da die Eclipse bereits in den Orbit des Planeten eingeschwenkt war, bevor sie den Hangar verließen. Der Planet war zwar nicht sonderlich groß, hatte eher die Größe eines kleineren Mondes, doch von ihrer Position aus gesehen füllte er einen Großteil des Blickfeldes aus.

„Der ist ja total weiß!“, meldete sich Kenath als erster zu Wort. „Ja, und er hat einen riesigen Graben am Äquator“, ergänzte Iannera. Als sie näher heran flogen und in die Atmosphäre eintauchten, waren Berge, Gletscher, Schnee und Eis zu sehen, unterbrochen nur von ein paar Wäldern. „Sieht ziemlich kalt aus da unten“, unterbrach Armitage nach einer Weile die Stille. „Und die Basis ist noch gar nicht zu sehen. Da sind nur vereiste Berge und Schluchten. Muss wohl gut getarnt sein.“ „Oder du hast die Koordinaten nicht richtig weitergegeben, Armitage“, meldete sich der einzige andere Unteroffizier in ihrer Staffel, Truppführer Alestor. „Doch, das habe ich, Alestor.“

Sie folgten dem einprogrammierten Kurs weiter und nach ein paar Minuten meldete sich wieder Iannera. „Da unten auf der Lichtung ist irgend etwas. Es leuchtet oder blinkt.“ „Das ist wohl die Basis“, ulkte Kenath. „Wir fliegen am besten noch mal drüber weg“, wies Armitage sie an, als sie das Objekt hinter sich gelassen hatten. „Ich möchte mir das mal aus der Nähe ansehen.“

Sie wendeten gleichzeitig und folgten Armitage zurück über eine schneebedeckte Bergkette und ein kleines Waldgebiet, bis sie das glänzende Objekt wieder vor sich hatten. „Ich gehe jetzt etwas tiefer. Folgt mir. Aber bleibt nicht an den Bäumen hängen.“ Für die Basis war es definitiv zu klein. Es sah eher nach einem abgestürzten Schiff aus, dachte Armitage.

„Wahrscheinlich ist das ein Lichtschwert eines Jedi“, mischte sich zum ersten mal Alena ein. Armitage blickte verblüfft zu ihrem TIE hinüber. „Ein Jedi? Wie kommst du denn auf so etwas?“, fragte er über sein Headset. „Na weißt du denn nicht, dass die sich früher hier herumgetrieben haben? Sie wollten die Kyberkristalle für ihre Lichtschwerter.“ Alestor lachte. „Na dann schnappen wir uns das Ding und machen den dazugehörigen Jedi auch gleich kalt. Wisst ihr denn nicht, was Lord Vader alles mit so nem Lichtschwert angestellt hat? Wenn ich das Ding erst einmal habe, dann sind all die übrig gebliebenen Jedi hier schnell pfutsch!“

„In Ordnung, Lord Vader“, schmunzelte Armitage, „aber jetzt fliegen wir besser zur Basis. Sonst glauben die noch, wir können nicht mal vom Schiff geradeaus zur Basis fliegen und schicken einen Suchtrupp los. Am besten wir kommen später noch mal zurück und schauen es uns genauer an.“

Zehn Minuten später erreichten sie die Basis, die sich tatsächlich bei den angegebenen Koordinaten befand. Und als sie nahe herankamen, war auch klar, warum sie sie von oben nicht gesehen hatten. Sie war fast komplett in einen Berg eingebaut. Draußen befanden sich nur ein paar kleinere Gebäude, die noch nicht einmal alle fertiggestellt waren. Um hinein zu gelangen, mussten sie ihre TIEs in einen Hangar steuern, der in den Berg eingelassen war. Von dort aus führten mehrere Aufzüge nach unten ins Innere des neuen Hauptquartiers.

Sergeant Hux und Truppführer Alestor wurde ein Quartier zugewiesen, während sich die einfachen Soldaten in der Personalabteilung der Basis zu melden hatten, damit ihnen neue Bezeichnungen zugeteilt würden: Ihre Namen wurden nun durch eine sechsstellige Kombination aus zwei Buchstaben und vier Zahlen ersetzt. Währenddessen fuhren Armitage und Alestor hinab auf die zweite Ebene, wo sich ihr Quartier befand. Die erste Ebene war Hochsicherheitsbereich, zu der sie keinen Zutritt hatten und der Rest der Ebenen war noch nicht ganz fertiggestellt. So gab es momentan auch keine verschiedenen Ebenen für einfache Soldaten und Offiziere, so wie es auf größeren Schiffen üblich war.

Als sie ausstiegen, traten sie in eine Art Eingangshalle der zweiten Ebene, von der drei Gänge in verschiedene Richtungen abzweigten. Alles wirkte etwas dunkel, da die Wände entweder aus dunklem Metall oder aus Felsen bestanden und der Boden aus einem spiegelnden dunkeln Material. Als sie in den linken Gang abbogen, begegneten sie vielen anderen Soldaten und Unteroffizieren, die hier ziemlich zusammengedrängt wohnten, vermutlich, da noch nicht alle Bereiche der Basis fertiggestellt waren. Ebenso nüchtern und zweckdienlich wie die Gänge war auch ihr Quartier gehalten, das sie mit zwei anderen Unteroffizieren teilen mussten. Vier einfache Pritschen und Sprinte, ein Schreibtisch mit einfachen Stühlen und Lampen. Auch das Quartier wirkte dunkel.

Da sie vorerst nichts zu tun hatten, duschten sie und suchten dann die Kantine. Anschließend wollte Armitage wieder nach oben fahren, um nach Jahren in Quartieren mit künstlichem Licht einmal wieder auf einer Planetenoberfläche zu stehen. Als sie im Aufzug waren, stiegen auf der ersten Ebene ein paar Techniker und ein Ingenieur dazu, die ebenfalls nach oben fuhren. Dort kamen ihnen dann zwei Gruppen Bauarbeiter entgegen, die in den unteren Ebenen arbeiteten.

„Es sieht ganz so aus, als ob das Hauptquartier noch kräftig ausgebaut wird und noch mehr Leute hier untergebracht werden sollen“, meinte Armitage, als sie durch die Eingangshalle nach draußen gingen. „Genau. Und bestimmt bauen die auch schon seit ein paar Jahren hier“, entgegnete Alestor. Armitage nickte. „Ich habe gar nicht gewusst, dass noch so viele Leute zu uns gehören. Die scheinen ja aus allen möglichen Teilen der Galaxis ihren Weg hierher gefunden zu haben“. „Scheint so, Armitage. Und vielleicht gibt es noch andere Basen auf anderen Planeten hier in den Unbekannten Regionen. Und noch ein paar Schiffe, die noch unterwegs sind.“

Als sie nach draußen traten, schlug eisige Luft auf sie ein. Schneeflocken rieselten auf ihre schwarzen Uniformen und ihre Haare. In der Ferne war eine nicht sehr große Sonne zu sehen, die auch nicht viel Wärme brachte. „Ich glaube, wir sollten uns nach anderer Kleidung umsehen, Alestor. Hier erfriert man ja innerhalb von ein paar Minuten.“ „Entweder das, oder wir gehen gar nicht raus“, meinte Alestor. „Schau dich mal um, Armitage. Überall kann man nur Schnee und Eis und Berge und Täler sehen. Sogar der Wald dort drüben ist schneebedeckt.“ Sie liefen ein Stück an dem Felsen, der die Basis beherbergte entlang und mussten dabei aufpassen, nicht auszurutschen. „Wirklich großartiger Ort für ein neues Zuhause“, murmelte Arbitage und schüttelte den Schnee aus den Haaren.

„Frage mich, woraus dieser Planet noch besteht, außer Schnee, Eis und Kyberkristallen“, überlegte Armitage nach einer Weile. „Oder wunderst du dich nicht, dass wir auf so einem kleinen Planeten, der kaum als Mond durchgeht, nicht herumhüpfen wie auf einem Asteroiden? Und dass er eine Atmosphäre halten kann?“ Alestor zuckte mit den Schultern. „Schon, Armitage. Aber ich will ja kein Astrophysiker werden, sondern Offizier. Und als solcher interessiert mich nur, wie man Sachen zerlegt, und nicht wie sie aufgebaut sind.“

Nach ein paar Minuten sahen sie weitere TIEs, die zum Landeanflug auf die Basis ansetzten. „Ich hoffe, die unteren Ebenen sind bald fertig“, meinte Armitage. „Oder was glaubst du, wie viele Leute in so ein Quartier passen?“ Doch Alestor passte gerade nicht auf, sondern blickte auf den äußeren Rand der Basis. „Wir haben Raketenbatterien hier, Armitage.“ Er zeigte dorthin, wo er sie gesehen hatte und ließ seinen Blick weiter schweifen. „Ja, du hast recht.“ Jetzt schaute auch Armitage sich um. „Und das da drüben könnte ein Energieschild-Generator sein.“ Da auch Alestor keine genaue Vorstellung davon hatte, wie so ein Generator aussah, zuckte er mit den Schultern. „Ja, vielleicht, Armitage.“ „Und hast du auch eine Theorie gegen wen wir die brauchen? Sieht ja so aus, als ob hier ne Menge Feinde vorbeikämen.“ Alestor grinste. „Na klar. Das können nur die Jedi sein. Die waren schon immer scharf auf den Planeten, oder Mond oder Asteroiden, oder wie immer du willst.“

Armitage grinste ebenfalls und rieb sich die kalten Hände und steckte sie in die Taschen seiner Uniform. „Apropos Jedi. Willst du wirklich zu diesem Ding fliegen, das wir von oben gesehen haben?“, fragte Alestor, als Armitage stehengeblieben war und zum Eingang zurückblickte. Nun zuckte der mit den Schultern. „Keine Ahnung. Vielleicht gibt‘s da ja was zu holen. Einen Schatz oder einen Superblaster, oder das Ding hat einen tollen Antrieb, den ich bei meinem Jäger einbauen könnte“, grinste er dann. „Oder eine tolle Heizung“, fügte Alestor hinzu. „Vielleicht ist es hier ja gerade Hochsommer und der Winter kommt erst noch.

Nach ein paar Minuten länger in der Kälte kam es ihnen so vor, als ob sie gleich erfrieren würden, und sie kamen überein wieder hineinzugehen.  


4.

Es war dann schließlich mehr Langeweile und Abenteuerlust an einem trainingsfreien Tag vor dem Beginn des Unterrichts an der basiseigenen Akademie als echtes Interesse, dass Armitage, Alestor, Kenath und Iannera, nunmehr FO 3146 und FQ 4281, sich dazu entschlossen, doch noch auf eigene Faust zu der Stelle zu fliegen, an der sie das glänzende Etwas auf ihrem Herflug gesehen hatten. Da die vier Jugendlichen mittlerweile gemerkt hatten wie kalt es draußen war, nahmen sie diesmal dicke Mäntel mit, die sie nach der Landung über ihre Fliegeroveralls ziehen würden. Außerdem nahm Armitage seinen Blaster mit, da man nie wissen konnte, was einem da draußen begegnete. Und dann starteten sie offiziell zu einem Übungsflug.

Da das Ziel nicht weit entfernt war und sie die ungefähre Richtung wussten, in der es lag, brauchten sie auch nur eine Viertelstunde, bis sie die kleine Lichtung entdeckten. Doch da sie auf der einen Seite an schneebedeckte Felsen und eine kleine Schlucht und auf der anderen an einen Wald grenzte, konnten sie dort nicht landen. Armitage ließ sie also eine andere nahegelegene Landemöglichkeit suchen, die Alestor schließlich ein paar Kilometer entfernt auf einer verschneiten Fläche hinter Wald und Felsen fand. Sie sah tatsächlich eben und groß genug aus, um dort vier TIEs landen zu lassen.

„Wir gehen dort runter“, wies sie dann Armitage an und die anderen bestätigten. Alestor, dessen Vorschlag das gewesen war, übernahm die Führung, gefolgt von Armitage und den beiden andern. Doch dann begann das Desaster. Kaum waren Alestor und Armitage gelandet, merkten sie, dass sie tiefer in den Schnee einsanken, als sie gedacht hatten. Und darunter war die Fläche auch nicht so eben wie es von oben ausgesehen hatte, sondern die TIEs neigten sich schief auf unebenen Felsen, und versanken teilweise weiter in dem Schnee.

Armitage, der ihren Fehler bemerkte, gab sofort die Anweisung an die andern beiden TIEs, die noch in der Luft waren, nicht zu landen. „Zieht die Jäger hoch! Hier versinken wir. Hier ist alles voller Felsen!“ FO 3146 und FQ 4281 folgten dem Befehl und sahen zu, dass sie wieder höher kamen. Doch da sie erst ein paar Monate Übung im Simulator hatten, blieben beide an den Bäumen hängen, und die Jäger wurden von ihrer Flugbahn abgelenkt. Keinem von ihnen gelang es seine Maschine wieder zu stabilisieren. Erst stürzte Kenaths TIE kopfüber in die Bäume, während Iannera den ihren kurz aufrichten konnte, doch bald an dem nächsten Baum hängenblieb und ebenfalls in den Wald hinabglitt.

Zu allem Überfluss verdunkelte sich auch noch der Himmel und ein eisiger Wind kam auf. Niemand brauchte eine Anweisung, um zu wissen, dass sie ihre Mäntel anziehen sollten. Da wenigstens weder Kenath noch Iannera hart gestürzt waren, konnten sie sich aus ihren TIEs befreien und das kurze Stück zu der anscheinend ebenen Fläche zurücklegen, auf der Armitage und Alestor ihre TIEs schief auf die schneebedeckten Felsen gesetzt hatten. Beide hatten sie sich Schrammen und blaue Flecke zugezogen, waren aber nicht ernsthaft verletzt.

„Ich sende einen Notruf an die Basis“, meinte Armitage und stapfte über die unebene Fläche auf seinen halb versunkenen TIE zu, während der Wind Schnee vom Boden in sein Gesicht wehte. Doch als er versuchte den Notruf zu senden, kam er nicht durch. Also kletterte er wieder vorsichtig heraus und informierte die anderen. „Ich komme nicht zur Basis durch. Entweder sind es der Wald und die Felsen hier oder dieser verdammte Sturm, der langsam aufkommt.“ Ratlos blickten sie sich an. Armitage, der als Einziger sein Kommlink mitgenommen hatte, versuchte es auch damit. Aber mit demselben negativen Ergebnis.

Dann ergriff Alestor, der mit siebzehn der Älteste unter ihnen war, das Wort. „Wir sollten es von dem abgestürzten Schiff auf der Lichtung aus versuchen. So weit ist es gar nicht entfernt. In einer Stunde könnten wir dort sein.“ Aber Armitage widersprach. „Du hast doch gesehen, wo wir gelandet sind. Man sieht doch gar nicht, wo man hintritt. Willst du dir noch den Fuß brechen? Außerdem haben wir keine Ahnung, wann der Sturm wieder aufhört.“ „Und hier alt und grau werden? Wir müssen eben vorsichtig sein.“ „Nein, wir bleiben hier und versuchen nach dem Sturm nochmal, Kontakt zur Basis herzustellen“. Entschlossen sah er Alestor an. „Das ist ein Befehl, Truppführer!“

Doch der widersetzte sich weiterhin. „Wolltet ihr nicht auch zu dem Schiff? Wer weiß, wann die jemanden vorbeischicken, um nach uns zu suchen. Bis dahin seid ihr hier erfroren. Ich jedenfalls gehe dahin. Und wenn da tatsächlich ein Jedi mit seinem Lichtschwert abgestürzt ist, dann will ich es haben!“ Armitage sah ihn nur verblüfft an.

„Armitage hat recht, Alestor“, mischte sich Iannera ein. „Es ist im Moment zu gefährlich. Wir sollten zumindest hier bleiben, bis der Sturm aufhört. Wir haben doch gar keine Ahnung, was das für ein Gebiet ist.“ Auch Kenath nickte.

Alestor jedoch griff entschlossen nach Armitages Kommlink und nahm es ihm ab. „Das brauche ich vielleicht nötiger als ihr hier.“ Armitage sah ihn böse an. Vielleicht war dieses Gerät nun die einzige Verbindung zur Basis, ohne das sie hier womöglich erfrieren würden, bevor Hilfe eintraf. „Wenn du dich schon einem Befehl deines Vorgesetzten widersetzt, so bleibt das Kommlink aber hier!“ Alestor reagierte gar nicht darauf und steckte es an seinen Gürtel. Als er jedoch wieder aufblickte, sah er, dass Armitage seinen Blaster auf ihn gerichtet hielt. Verblüfft starrte er Armitage an. Als er aber nach ein paar Sekunden seine Verblüffung überwunden hatte, zog auch er einen Blaster, wohl in der Annahme, dass Armitage nicht abdrücken würde.

Armitage sah das und fühlte sich jedoch sogleich bedroht. Ohne weiter nachzudenken oder zu zögern drückte er zweimal ab und schoss auf Alestor, der mit ungläubig aufgerissenen Augen in den Schnee fiel und tot war. Zuvor jedoch hatte auch er noch abgedrückt, aber nicht mehr richtig getroffen. Oder vielleicht doch, denn sein Blasterstrahl hatte Armitage am Oberarm getroffen, so dass er seine Waffe fallen ließ. Aber erst, nachdem er bereits die beiden tödlichen Schüsse auf Alestor abgegeben hatte.

Der Schmerz flammte sofort in seinem Arm auf, und dann wurde ihm etwas schwarz vor Augen. Er setzte sich in den Schnee, wo er ein paar Zentimeter einsank und die linke Hand auf seine Wunde presste, die angefangen hatte zu bluten. Die beiden anderen starrten noch schockiert auf Alestor, der tot im blutroten Schnee lag. Es dauerte ein paar Minuten, bis sich Iannera als Erste von dem Anblick löste und zu Armitage kam, der immer noch dahockte und nun versuchte seinen Blaster zu greifen.

Iannera hob ihn auf und reichte ihn ihm. Armitage blickte zu ihr auf. „Das war Notwehr“, meinte er. „Alestor hätte mich erschossen!“ Iannera erwiderte nichts sondern kniete sich schweigend in den Schnee und betrachtete Armitages Verletzung. „Du musst ein Stück Stoff um den Arm binden, damit es aufhört zu bluten“, meinte sie. Armitage nickte. Und während Iannera einen Streifen Stoff von ihrem Hemd abriss, gab Armitage Kenath die Anweisung, Alestor das Kommlink und den Blaster abzunehmen und herzubringen. Der brauchte ein paar Sekunden, in denen er immer noch zum toten Alestor starrte, dann jedoch kam er der Anweisung nach, kniete sich zu ihm in den Schnee und nahm sie ihm ab.

Während Iannera seinen Arm verband, sah Armitage sich nach einem Unterschlupf um, wo sie den Schneesturm abwarten konnten. „Vielleicht finden wir in den Felsen eine Höhle“, schlug Iannera vor. „Genau“, stimmte Armitage zu. „Wir laufen einfach ein Stück am Felsen entlang und finden vielleicht eine“. Vorsichtig, bei jedem Schritt darauf bedacht tiefer einzusinken oder auf einen schräg abfallenden Stein zu treten, stapften sie kurz darauf zu den Felsen hinüber. Bisweilen drang Schnee in ihre Stiefel ein und die Feuchtigkeit sorgte dafür, dass ihre Füße sich noch kälter anfühlten als sie es ohnehin schon taten. Als sie dann näher an die Felsen herankamen, rutschten sie öfter auf unter der Schneedecke verborgenen schiefen Steinen ab und mussten aufpassen nicht ständig in den Schnee zu fallen oder gar auf einen der kantigen Steine zu prallen. Der Sturm machte die Sache auch nicht einfacher.

Sie brauchten noch eine Viertelstunde, in der sie sich vorsichtig vortasteten und kaum vorwärtskamen, bis Kenath endlich eine kleine Einbuchung im Fels entdeckte. Sie war zwar keine richtige Höhle, reichte aber zwei Meter ins Innere und bot ein bisschen Schutz. Kenath ging als erster hinein, wich aber gleich darauf erschrocken zurück. „Da ist was drin!“, warnte er die anderen. Fragend sahen die ihn an. Doch bevor sie nachfragen konnten, sahen sie es selber: Ein etwa ein Meter hohes weiß-braunes Tier mit reißenden Raubtierzähnen war am Eingang erschienen und knurrte sie an.

Erschrocken stolperten die drei zurück, ohne genau auf den Untergrund zu achten. Kenath stolperte und prallte rückwärts gegen einen Felsen. Das Tier folgte ihnen, bewegte sich dabei wesentlich geschickter als die Jugendlichen. Die wussten nicht so recht, ob sie sich nun umdrehen sollten, um ein wenig zu sehen, wo sie hintraten, oder ob sie das Raubtier weiterhin anstarren und rückwärts stolpern sollten.

„Kenath“, sprach ihn nach ein paar Minuten Armitage an und drehte sich zu ihm um. „Du hast doch Alestor den Blaster abgenommen“. „Ja“, entgegnete der. „Wir sollten zugleich auf das Tier schießen“, schlug Armitage vor. „Ja, du hast recht, Armitage“, meinte er und griff nach dem Blaster, ohne ihn allerdings zu finden. „Ich muss ihn verloren haben, als ich gegen den Felsen geprallt bin!“ Das Raubtier machte noch immer keine Anstalten, sie anzugreifen, folgte ihnen aber, um sie aus seinem Unterschlupf zu vertreiben. Aber dann kam es etwas schneller näher. War es nur ungeduldig oder setzte es zum Angriff an?

Armitage wollte es nicht darauf ankommen lassen und schoss seinen Blaster auf das Raubtier ab, versuchte es in den Kopf zu treffen. Doch das Tier bewegte sich und Armitage traf nur seine linke Schulter. Getroffen knurrte es laut auf und verlor einen Moment lang das Gleichgewicht. Dann machte es sich zum Sprung bereit. Armitage schoss wieder. Doch gleich darauf schlug ihm eine mit langen Krallen bewehrte Tatze die Waffe aus der Hand. Das Tier wollte gerade nach Armitage schnappen, als sein Kopf zur Seite gerissen wurde, einmal, zweimal, dreimal. Dann lag es blutend neben ihm im Schnee.

Armitage trat keuchend zurück und starrte erst auf das Tier und dann auf den Schützen. „Iannera!“ Sie stand ein ein Stückchen weiter seitlich und in der Richtung, aus der sie vor dem Raubtier geflohen waren, in einer Felsspalte und hielt Alestors Blaster in der Hand, noch immer auf das Tier gerichtet, als ob es gleich wieder aufspringen und ihnen an die Gurgel gehen wollte. „Danke, Iannera“, meinte Armitage. „Du hast und gerettet.“ Als sie weiterhin auf das tote Tier starrte und ihn gar nicht wahrzunehmen schien, ging er zu ihr und bemerkte, dass sie leicht zitterte. Immerhin senkte sie die Waffe, und Armitage nahm sie an den Schultern. „Es ist tot, Iannera“, meinte er. „Gehen wir jetzt in die Höhle“.

Nachdem sie sich langsam wieder dorthin vorgearbeitet hatten, spähte Armitage diesmal erst vorsichtig hinein, ob da nicht noch ein weiteres dieser Raubtiere wartete. Doch die Luft war rein, und so kletterten sie hinein und kauerten sich ganz hinten in die zwei Meter tiefe Höhle gegen die Wand und zogen bibbernd die Knie gegen die Brust. Doch die Kälte kroch unter ihre Mäntel und biss im Gesicht. Die Stiefel waren immer noch nass von hineingelaufenem getautem Schnee und die Füße schienen zu erfrieren. Nach ein paar Minuten rutschen sie nahe aneinander, um sich gegenseitig ein wenig zu wärmen und starrten nach draußen ins Schneegestöber. Das einzig Gute, was die Kälte an sich zu haben schien, war, dass Armitage außer einem leichten Pochen seine Schusswunde nicht mehr spürte.

„Das war eine blöde Idee, auf eigene Faust hierher zu kommen“, meinte nach ein paar Minuten des Schweigens Iannera. „Ja, war es“, stimmte Armitage ihr zu. „Wir hätten es tatsächlich bei einem Übungsflug lassen sollen“. „Meint ihr, die vermissen uns bereits in der Basis?“, fragte Kenath dann. „Vielleicht, aber selbst wenn, dann können sie bei dem Sturm sowieso nichts machen“, beantwortete Armitage die Frage und fügte dann hinzu: „wäre nur zu toll, wenn wir einen noch flugtauglichen TIE finden würden, uns alle hineinquetschen könnten und uns heimlich in die Basis schleichen könnten, ohne, dass uns jemand bemerkt.“ Kenath grinste. „Mach dir keine Hoffnungen, Armitage, die werden unser Desaster hier schon aufdecken.“ „Das hab ich befürchtet“, entgegnete er nur und sah wieder nach draußen.

„Seht ihr das auch?“, meinte er nach ein paar Minuten. „Der Sturm lässt langsam nach. Oder bilde ich mir das nur ein?“ Doch die anderen sahen es auch. Der Schnee ließ ebenfalls langsam nach. Tatsächlich mussten sie dann noch eine Stunde in ihrem Unterschlupf ausharren, bis Armitage vor der Höhle Kontakt zur Basis bekam.


Als sie anderthalb Stunden später wieder zurück in der Basis waren, wurde Armitage als der verantwortlicher Unteroffizier der Gruppe in das Büro von Großadmiral Sloane zitiert. Er war überrascht, denn er hatte noch nicht einmal gewusst, dass sie überhaupt hier war. Er war sich bewusst, dass es jetzt Ärger geben würde, aber ihm blieb nichts anderes übrig, als seinen Mut zusammenzunehmen und sich auf den Weg zu machen.

Streng sah sie ihn dann an, als er in ihr Büro trat. „Was war das für eine Aktion, Armitage?!“, empfing sie ihn hinter ihrem Schreibtisch mit tadelndem Tonfall. „Du bist da einfach mit ein paar anderen Anfängern auf eigene Faust raus geflogen, dann seid ihr in unbekanntem Gebiet gelandet, habt alle TIEs beschädigt, habt euch dermaßen gestritten, dass jetzt einer von euch tot im Schnee liegt und du angeschossen wurdest. Außerdem seid ihr alle da draußen halb erfroren und mit knapper Not einem Raubtier entkommen!“

Armitage stand mit gesenktem Kopf da und wusste nicht so recht, was er dazu sagen sollte. „Wir haben Mist gebaut, Rae“, gab er dann kleinlaut zu. „Wir hätten da nicht alleine rausfliegen sollen.“ „Ganz bestimmt nicht! Und ihr alle werdet in nächster Zeit auch nirgendwo mehr alleine hinfliegen!“ Armitage schwieg betreten.

Dann ergriff Sloane wieder das Wort. „Sieh mich an, wenn ich mit dir rede, Armitage!“ Der gehorchte und blickte sie an. „Ich möchte nicht, dass du dir mit solchen Aktionen die Karriere zerstörst. Du hast zu viel Potenzial, um ewig Unteroffizier zu bleiben. Doch wenn du dich nicht in die Regeln einfügst und solche Desaster verursachst, wirst du nie ein guter Offizier!“ Armitage schluckte, sagte aber nichts. „Hast du verstanden, Armitage?!“ Der nickte. „Ja, ich habe verstanden. Es wird nicht wieder vorkommen.“ „Gut, das hoffe ich auch. Und jetzt gehst du in dein Quartier und bleibst dort. Morgen beginnt die Akademie und ich möchte, dass du dort hingehst. Dann wirst du auch keine Zeit mehr für solche Flausen haben!“

Damit war er entlassen und ging brav in sein Quartier. Er wollte jetzt nicht noch mal schlecht auffallen, und er wusste, dass Sloane ihn schätzte und dass sie auf seiner Seite stand.


5.

In den folgenden Jahren verbrachte Armitage tatsächlich die meiste Zeit damit, in der Akademie auf Ilum zu lernen. Mit achtzehn erreichte er stolz seinen ersten Offiziersrang, den eines Leutnants. Damit erhielt er nun die graue Uniform und musste außerdem nicht mehr in einem Quartier mit drei anderen wohnen. Jetzt bekam er sein eigenes Quartier. Und dies war nun auch aus baulicher Sicht möglich, da mittlerweile die unterirdische Ebene drei fertiggestellt worden war, wohin dann die Mannschaften umquartiert wurden, während die Offiziere auf der zweiten Ebene blieben. So bekam Armitage auch nicht mit, dass langsam immer mehr Kinder hier auftauchten, die auf trostlosen Randplaneten rekrutiert und im Folgenden zu Soldaten für Sloanes Imperium ausgebildet wurden.

Doch nicht nur der Dienstgrad und das Quartier waren neu für Armitage, sondern er bekam auch seinen ersten echten Einsatz. Er erzielte nämlich so gute Ergebnisse in der Akademie, dass er von seinen Vorgesetzten für einen Geheimeinsatz empfohlen wurde.

Noch war Sloanes Imperium nicht stark genug, um sich wirklich unangreifbar zu fühlen, zumal, da sie auch noch nicht alle Völker und deren militärische Stärke in den Unbekannten Regionen kannten. Und so wollten sie auch keine offene Aggression gegen einen ihrer rohstoffreichen Planeten wagen sondern ihn dazu „überreden“ ihnen die Kontrolle über seine Ressourcen zu überlassen. Dienlich dazu war eine interne Widerstandsgruppe, namens Freiheit für Besatragol, FFB, mit der die Führung von Sloanes Imperium ein Übereinkommen geschlossen hatte, demzufolge es die Gruppe an die Macht verhelfen würde, wenn es dafür die Kontrolle über umfangreiche Metallvorkommen Besatragols erhielte.

Armitages erster echter Einsatz wurde somit zu einer Geheimmission, die von einem Oberst Argastile geleitet wurde. Und sein Auftrag bestand darin, den von der FFB eingenommenen strategisch wichtigen Raumhafen nahe der Hauptstadt Besatragol-City zu sichern, und zwar so, dass niemand etwas von der Anwesenheit der Imperialen mitbekam. Dieser hatte nämlich kurz vor der Einnahme um Unterstützung durch Regierungstruppen gebeten und die FFB allein war vermutlich nicht stark genug, um es mit einer größeren Anzahl von Soldaten aufzunehmen.

Da sich der Raumhafen in der Hand der verbündeten FFB befand, war es zunächst kein Problem für Leutnant Armitage Hux mit seiner Truppe aus fünfzig Soldaten in FFB-Kleidung dort zu landen. Es war Nacht, aber der Raumhafen war von Scheinwerfern hell erleuchtet. So konnte sich Armitage auf dem Weg von seinem Shuttle zum Terminal einen ersten Eindruck von der Lage verschaffen. Zunächst einmal waren die Zerstörungen nicht so umfassend wie er vermutet hatte. Vermutlich war der Widerstand gegen die FFB nicht allzu groß gewesen. Auf dem erleuchteten Landeplatz sah er FFB-Leute mit unbekannten Gewehren zwischen kleineren Raumschiffen, Kisten, Gebäuden und einigen Trümmern patrouillieren.

„Ein paar Scharfschützen hinter diesen Kisten und Raumschiffen oder auf Dächern und diese wandelnden Zielscheiben sind tot, bevor sie überhaupt bemerken, dass sie angegriffen werden“, meinte er zu seiner Nummer zwei, der mittlerweile zum Sergeant aufgestiegen Iannera, als sie sich dem Terminal näherten. „Ja, und die Luftabwehrgeschütze scheinen auch nicht alle bemannt zu sein“, fügte sie hinzu. Armitage nickte. „Aber wenigstens haben sie die Scheinwerfer angemacht, oder vermutlich eher, angelassen“, ergänzte er.

Dann betraten sie das Terminal, Armitage verteilte einige seiner Sturmtruppler, und dann ging er mit Sergeant Iannera und ein paar weiteren Sturmtrupplern direkt in den Kontrollturm. Die dort versammelten FFB-Leute betrachteten sie wortlos, als sie den Kontrollraum für die Luftraumüberwachung betraten. Armitage blieb vor ihnen stehen. „Ich bin Leutnant Armitage Hux von Sloanes Imperium. Und ich habe ab jetzt das Kommando hier.“

Die FFB-Leute sahen sie erst einmal nur verwirrt an, so dass sich Armitage fragte, ob sie überhaupt Basic sprachen. Doch dann ahnte er, dass sie vermutlich verblüfft waren, dass seine Leute so jung waren. Er war mit achtzehn wohl der Älteste von ihnen. Iannera war wie die meisten anderen siebzehn und der Rest zwischen sechzehn und achtzehn. Die FFB-Leute hingegen waren alle um die vierzig oder fünfzig. Trotzdem war Armitage davon überzeugt, dass sie entweder keine ausgebildeten Soldaten waren oder keine gut ausgebildeten.

Nach ein paar Minuten fand dann doch noch der erste von ihnen seine Sprache wieder. „Ich bin der Anführer hier“, meinte dann ein Mann in zerschlissener Fantasieuniform, einer der fünfzig-jährigen in akzentbehaftetem Basic. „Ich heiße Brakton. Und ihr seid wohl die Verstärkung, die uns die Sloanes Leute uns versprochen haben“, meinte er und betrachtete sie mit einem skeptischen Blick. „So ist es, Brakton“, entgegnete Armitage und wandte sich den veralteten Konsolen zu. „Überwachen Sie den kompletten Luftraum?“ „Glaubt ihr, wir wären blutige Anfänger?“, entgegnete der FFB-Anführer. „Wir haben bereits gegen die Regierungstruppen gekämpft, als ihr noch in den Armen eurer Mamas gelegen habt.“ Selbstbewusst kam er auf Armitage zu und baute sich in dominanter Pose vor ihm auf. „Um es gleich einmal klar zu stellen, Junge, ich bin hier der Anführer. Ihr seid die Unterstützung.“

Armitage war klar, dass eine Diskussion sie hier nicht weiterbringen würde. Also gab er seinen Soldaten ein Zeichen, und diese verblüfften die FFB-Leute, indem sie ihre Waffen auf sie richteten. „Nein, Anführer“, entgegnete ihm Armitage. „Ich bin hier der Offizier, und Sie sind ahnungslose Zivilisten, die ein wenig Krieg spielen und um die Hilfe von ausgebildeten Soldaten gebeten haben. Und um eines klar zu stellen, Anführer, wir haben den Auftrag, diesen Raumhafen zu sichern, und das werden wir auch tun, mit oder ohne euch! Ist das klar?!“

Brakton wirkte nun etwas verunsichert und starrte Armitage wortlos an. „Entwaffnet sie!“, wies der seine Sturmtruppler an. „Wir werden diesen Auftrag alleine durchführen.“ An die FFB-Leute gerichtet fügte er dann hinzu: „ihr dient jetzt nur noch dazu den Schein aufrechtzuerhalten. Schließlich ist das eine FFB-Operation.“ Dann gab Iannera den Auftrag, den auf dem Gelände verteilten Sturmtrupplern mitzuteilen, dass sie die noch dort verstreuten FFB-Rebellen ebenfalls entwaffnen sollten.

Die FFB-Gruppe leistete nun keinen Widerstand mehr und Armitage verschaffte sich nun einen Überblick über die Verteidigungsmöglichkeiten des Raumhafens, seinen Grundriss und die Schäden. Anschließend schickte er drei kleine Trupps seiner Soldaten aufs Dach zu den drei noch intakten Flugabwehrstellungen, an die Sichtfenster postierte er vier Scharfschützen, Sergeant Iannera ließ er mit einem seiner Truppführer den Luftraum überwachen, und ein weiterer Truppführer und vier Sturmtruppler behielten die Kameras für die Überwachung der Außenbereiche im Blick. Dann griff Armitage zu seinem Kommlik und gab Oberst Argastile Bescheid, dass sie den Raumhafen unter Kontrolle hatten.

Und dann begann das Warten auf das Eintreffen der Verstärkungstruppen der Besatragol-Regierung. Wenn man bedachte, dass der Notruf nun bestimmt schon eine oder zwei Stunden her war, dann war mittlerweile enorm viel Zeit vergangen, um eine Spezialeinheit zu dem wohl wichtigsten Raumhafen des Planeten zu schicken. Was für Leute hatten hier denn das Kommando?, fragte sich Armitage, während er langsam im Kontrollraum auf und ab schritt.

Durch die Sichtfenster konnten sie einzelne Explosionen in der nahegelegenen Hauptstadt Besatrago-City sehen, die darauf hindeuteten, dass die Truppen von Oberst Argastile und die FFB-Aufrührer dort immer noch um die Kontrolle kämpften. Ein paar Jäger waren zu erkennen, doch da er sie nicht kannte, wusste er nicht, ob das gerade FFB-Flieger waren, die eine Abwehrstellung oder einen Kommunikationsturm wegbombten, oder Flugzeuge der Regierung, die ein von Aufwieglern besetztes Gebäude beschossen. TIEs waren natürlich nicht dabei, da die Imperialen offiziell ja gar nicht da waren und der ganze Konflikt sich allein zwischen Regierung und FFB-Rebellen abspielte.

Es dauerte nochmals eine Stunde, und es wurde mittlerweile ein wenig hell draußen, als Sergeant Iannera ihn in seinen Gedanken unterbrach. „Leutnant Hux, wir haben drei Signale auf dem Schirm. Zwei Jäger und ein Transportflugzeug!“ „Sie kommen also langsam. Schicken wir ihnen ein Empfangskomitee!“, meinte der und richtete sich daraufhin an Brakton. „Schicken Sie ihnen entgegen, was Sie haben!“ Brakton zögerte kurz und gab dann den Befehl an seine Piloten weiter. Noch waren die Gegner nicht zu sehen, aber sie würden es gleich mit sechs seiner Jäger zu tun bekommen.

Hux überlegte einen Moment. „Schaltet die Scheinwerfer jetzt aus! Die würden sie mit als erstes abschießen, sobald sie hier sind. Die Sturmtruppler auf dem Geländer sollen sich auf das Landefeld konzentrieren und sich dort verstecken! Der Transporter will bestimmt landen und Truppen absetzen. Scharfschützen an den Fenstern bereitmachen! Und dann lasst sie herankommen, bis sie in Feuerreichweite der Flugabwehr sind!“

Kaum hatte Hux seine Anweisungen beendet, kamen bereits die ersten Meldungen vom Kontakt der FFB-Jäger mit den beiden Feindjägern. „Verdammt wir treffen sie nicht!“, rief der Staffelführer, „sie haben Deflektorschilde! Aber sie treffen uns hier! Obwohl sie etwas langsamer sind.“ Er unterbrach sich kurz und fuhr dann fort: „Wir fliegen eine Schleife und versuchen es nochmals!“

Hux nahm ein Makrofernglas und spähte in den Himmel. Langsam wurden sie in der Ferne sichtbar. Zuerst die Explosionen von abgeschossenen FFB-Jägern, dann die Feindjäger selbst. „X-Flügel und Kugelcockpitt!“ Verblüfft wandte er sich an Brakton. „Ziehen Sie Ihre Jäger zurück! Das sind Klauenjäger der Chiss! Durch die Schilde kommt ihr weder mit Lasern noch mit Raketen durch, jedenfalls nicht, bevor sie hier sind!“ Dann blickte er zu Sergeant Iannera an der Luftraumüberwachung: „Beobachten Sie sie weiterhin! Wir lassen sie landen.“

Während sie warteten, richtete sich Hux wieder an Brakton. „Was machen Chissjäger hier? Wir sind doch nicht in ihrem Gebiet. Und soweit ich weiß, sind die Klauenjäger außerhalb des Chissgebietes für Hyperraumsprünge nicht sonderlich tauglich“. „Importware aus Csilla“, entgegnete er. „Das liegt ja praktisch in unserer Nachbarschaft. Die Regierung benutzt sie nur für Flüge auf der Planetenoberfläche“.

„Sie sind jetzt in Reichweite der Flugabwehrraketen, Leutnant Hux!“, unterbrach sie Iannera. „Dann eröffnet das Feuer! Vielleicht schaffen wir es ihre Schilde zu überlasten! Die FFB-Maschinen sollen beim Landeanflug aufpassen, dass sie nicht von der eigenen Abwehr getroffen werden!“

Iannera gab seine Befehle weiter und gleich darauf beschossen sich die drei Flugabwehrstellungen auf dem Dach des Raumhafengebäudes und beiden Klauenjäger gegenseitig. Deren Schilde hielten dem Beschuss jedoch stand, während sie zwei der Abwehrstellungen zerstörten. Während dann das Transportschiff in der Dunkelheit landete, konzentrierten sich die Klauenjäger auf die dritte Abwehrstellung. Doch der massive Beschuss, zuerst durch die FFB-Jäger und dann durch die Flugabwehr des Raumhafens, überlastete mittlerweile das Deflektorschild eines der Klauenjäger und verwandelte ihn in einen glühenden Feuerball, dessen Trümmer seinen Partner und das Flugfeld trafen. Der zweite Klauenjäger schickte noch eine Salve seiner Laserkanonen auf die Abwehrstellung und drehte dann eiligst ab. Aber er hatte sein Ziel erreicht und die Abwehrstellung zerstört.

„Der Transporter ist jetzt gelandet“, informierte sie gleich darauf Lannera. „Gut, dann sollen die Sturmtruppler auf dem Landefeld nun ihre Nachtsichtgeräte aufsetzen, in Deckung bleiben und nach eigenem Ermessen auf die Regierungstruppen feuern! Dasselbe gilt jetzt auch für die Scharfschützen hier. Eröffnet das Feuer!“

Der zweite Klauenjäger versuchte den Bodentruppen noch zu helfen, indem er auf die Blitze der FFB-Waffen reagierte und dorthin schoss. Doch die schienen von überall her zu kommen, sogar vom Kontrollturm des Raumhafengebäudes. Und die Regierungstruppen hatten keine Deflektorschilde und starben auf dem dunklen Landefeld.

Nach wenigen Minuten erkannten die noch lebenden von ihnen, dass der Weg über freie Fläche zum Terminal hinüber Selbstmord wäre, zumal der Gegner über Nachtsichtgeräte zu verfügen schien. Also zogen sie sich wieder in den Schutz des gepanzerten Transportschiffs zurück und feuerten von dort aus nach draußen.

Hux erkannte sofort den Fehler, den sie da begingen und wollte seine Sturmtruppler gerade dazu auffordern, eine Granate in den Transporter zu werfen, als er bereits mitsamt der Regierungstruppen im Inneren explodierte. Was den überlebenden Klauenjäger anging, so schien der erkannt zu haben, dass es jetzt keinen Sinn mehr machte hier zu bleiben, so dass er gleich nach der Explosion im Transportschiff abdrehte und ihnen die Kontrolle über den Raumhafen überließ.

Da Oberst Argastile und die FFB die Regierungstruppen auch in der Hauptstadt Besatragols schwer in Bedrängnis gebracht hatten, kamen auch keine weiteren Truppen mehr. Hux hielt den Raumhafen und ermöglichte es so den FFB-Piloten hier zu landen und zu starten, während die Regierungsschiffe den Raumhafen erst gar nicht anflogen. Einen halben Tag später hatten die Imperialen die Regierung gestürzt und die FFB an die Macht gebracht. Da diese nun wusste, dass ihre Position von den Fremden abhing, hielt sie auch ihr Versprechen und beteiligte die Imperialen an der Ausbeute seiner reichen Metallvorkommen. Somit war der erste geheime Sieg über einen, wenn auch schwachen, Planeten in den Unbekannten Regionen erreicht und ein Zugang zu Rohstoffen eröffnet, die sie brauchen würden, um weiter aufzurüsten.


6.

Es dauerte noch einmal zwei Jahre, in denen die Imperialen ihre Präsenz in der Umgebung langsam auf rohstoffreiche Asteroiden und unwirtliche und unbewohnte Kleinplaneten ausdehnten, bis ihre Nachbarn anscheinend etwas beunruhigt wurden. Jedenfalls bekam der mittlerweile zwanzigjährige Leutnant Hux den Befehl zusammen mit Sergeant Iannera zu einem ihrer neuesten Schlachtkreuzer, der Finalizer, zu fliegen, auf dem zwei hohe Offiziere in diplomatischer Mission an die Grenze des Chiss-Gebietes flogen. Denn Großadmiral Sloane setzte momentan auf friedliche Kooperation mit den etwa gleichstarken Nachbarn.

Sie machten sich also auf zu dem Schiff. Schon beim Anflug in ihrem Shuttle sah Hux, dass dieses Schiff, obgleich es kein Schlachtschiff war, mit etwa drei Kilometern Länge wesentlich größer war als ältere Schlachtschiffe, außerdem war die Brücke der Finalizer besser geschützt als die der Vorgängerversion, des Sternzerstörers der Imperium II-Klasse. Außerdem bemerkte er, dass dieses Schiff über ein paar Tausend Turbolaser und Ionenkanonen verfügen musste. Wohl hatte es auch noch ein oder zwei Geschwader TIEs an Bord.

Hux grinste, als ihm klar wurde, dass die Finalizer, die der erste Sternzerstörer der neuen Resurgent-Klasse war, eindeutig gegen die Abrüstungsverträge mit dieser verdammten Neuen Republik verstieß. Und wie er aus der Akademie wusste, wurden ihre neuen Sternzerstörer nicht selbstgebaut, sondern es gab Herstellerfirmen mit langjährigen Kontakten zum Imperium, die dazu bereit waren sich heimlich über das Verbot hinwegzusetzen, Waffen für die Imperialen zu bauen.

Und es war das erste Mal, dass er einen greifbaren Beweis dafür sah, dass sie sich hier nicht dem schändlichen Diktat ihrer Gegner fügen würden, die durch ihre Schwächung die Kontrolle über die Galaxis behaupten wollten, um sie vollends ins Chaos zu stürzen. Und es war nicht einmal ungeschickt, dass sie dieses neue Schiff dazu auserwählt hatten, zum Chiss-Gebiet zu fliegen. Es war eine Demonstration ihrer neuentstehenden militärischen Macht und würde ihre Verhandlungsposition gegenüber den Chiss verstärken.

Das Shuttle flog in einen seitlich gelegenen Hangar der Finalizer, und Hux und Iannera stiegen aus. Sie wurden bereits von einem Mannschaftsmitglied erwartet, und als sich Hux unterwegs neugierig umsah, war er froh darüber, dass sie abgeholt wurden, denn das Schiff war zwar nicht so groß wie die Ravager oder die Eclipse, aber man konnte sich hier dennoch wunderbar verlaufen, vor allem, wenn man zum ersten Mal hier war. Als sie dann mehrere Ebenen hinauffuhren zur Brücke, fragte sich Hux, wie viele Mannschaftsmitglieder und Offiziere hier wohl untergebracht werden konnten. Es mussten schon fast 100.000 sein, dachte er beeindruckt. Dann stiegen sie aus dem Turbolift und als sie die Brücke betraten, staunte Hux über den Ausblick, den man von hier aus hatte. Es war das erste Mal, dass er sich auf der Brücke eines so großen Schiffes befand, und er bemerkte, dass auch Iannera neben ihm beeindruckt war.

„Leutnant Hux bist du jetzt also“, sprach ihn einer der anwesenden Offiziere an. Und Hux, der erst jetzt zu ihnen sah, wusste sofort, wem diese Stimme gehörte. „So ist es, Oberst Hux“, entgegnete er und blickte seinen Vater distanziert an. Dann sah noch drei andere Offiziere auf der Brücke. Einen davon kannte er ebenfalls: Diesen ewig mürrisch dreinblickenden Enric Pryde, ein alter Freund der Huxes auf Arkanis. Nur, dass weder Armitage ihn noch der Armitage sonderlich mochte. Trotzdem riss sich Armitage zusammen und salutierte. Der Kerl trug immerhin, genauso wie sein Vater, die Uniform eines Oberst und war somit ein paar Dienstgrade höher als er. Der schaute ihn aber nur abfällig an.

„Wer hat den denn zum Leutnant gemacht?“, fragte er an seinen Vater gerichtet. Und als der nicht reagierte, fuhr er fort: „Der Junge hätte wohl einen besseren Händler abgegeben als einen Soldaten. Man muss diesen schmächtigen Burschen ja nur ansehen, um zu wissen, dass er nicht zum Kämpfen geeignet ist, Brendol.“

Der schien sich für seinen Sohn zu schämen und wechselte abrupt das Thema, indem er sich an den zweiten Leutnant auf der Brücke wandte: „Leutnant Peavey, sind mittlerweile alle an Bord?“ Der Angesprochene blickte einen Moment auf seine Anzeigen und bestätigte dann. „Jawohl, Oberst Hux!“ Zufrieden wandte der sich dann an den Kapitän. „Kapitän Canady, sind wir bereit zum Abflug?“ „In zehn Minuten sind wir bereit, Sir“, entgegnete der. „Meine Leute haben sich erst mit dem neuen Schiff vertraut machen müssen.“ Brendol nickte. „In Ordnung. Starten Sie, sobald Sie bereit sind!“ „Jawohl, Sir!“

Armitage und Iannera hielten sich im Hintergrund und sahen den anderen zu, versuchten zu verstehen, was sie machten. Beide waren sie in der Armee und nicht bei der Flotte, und so lag der Schwerpunkt ihrer Ausbildung auch nicht auf den Schiffen sondern auf Bodenoperationen. Doch soweit Armitage wusste, gab es auch Generäle, die das Kommando über ein Flaggschiff hatten und nicht nur Admiräle. Vermutlich gehörte im Weltraumzeitalter eine Ausbildung im Flottenwesen einfach mit dazu. Also beobachtete er und versuchte zu lernen.

Plötzlich sprach ihn der andere Leutnant, dieser Peavey, an. „So jung und bereits Leutnant?“ Armitage bemerkte seinen abfälligen Blick und verstand, dass das kein Lob sondern Skepsis an seinen Fähigkeiten bedeutete und konterte: „So viel Jahre älter als ich und immer noch Leutnant?“, entgegnete er dann statt einer Antwort. Der andere verzog das Gesicht. „Hast du denn bereits irgendwelche praktische Erfahrung außerhalb der Simulationen?“ Armitage zögerte einen Moment. Seine Erfahrung war ein Kommando in einer Geheimmission, über die er nicht reden durfte und die offiziell gar nicht existierte. Doch er wollte sich vor diesem Schnösel auch nicht die Blöße geben. „Ja, hab ich“, entgegnete er. „Aber das war ein Kommando in einer geheimen Mission und du bist nicht berechtigt davon zu erfahren, Leutnant“. Der schaute ihn erst einen Moment lang verblüfft an, doch dann brach er in Gelächter aus. „Eine Geheimmission also, eine Mission, von der fast keiner etwas weiß. Sehr praktisch, wenn man nach Erfahrung gefragt wird.“

Brendol, der das Gelächter gehört hatte, schaute zu ihnen und warf seinem Sohn einen bösen Blick zu, der so viel besagte wie „blamier mich nicht andauernd!“ Doch dann setzte sich das Schiff in Bewegung und alle sahen durch die Sichtfenster der Brücke nach draußen. Die Sterne verwandelten sich bald in helle Linien, und sie waren im Hyperraum Richtung Chiss-Gebiet.

Da die Entfernung nicht allzu groß war, dauerte der Flug auch nicht lange. Und nachdem sie zurück im Normalraum waren, gingen sie wie angewiesen in den Orbit des grenznahen Chiss-Planeten Schesa. Anscheinend war es den Chiss nicht recht, dass sie mit einem Sternzerstörer über ihrem Hauptplaneten auftauchten. Eigentlich schade, dachte Armitage. Es hatte schon etwas, sich die bewundernden Blicke der Csillaner vorzustellen, wenn die Finalizer im Orbit auftauchen würde. Endlich hätte mal jemand zu dem Haufen Flüchtlinge aufgesehen. Das wäre mal etwas anderes gewesen, als zu einer Gruppe zu gehören, die vor einer überlegenen Macht davonlief. Armitage grinste kurz bei dem Gedanken.

„Irgendwann werden wir mehrere solche Schiffe wie die Finalizer haben“, meinte er dann zu Iannera, „und dann werden auch andere Welten zu uns aufblicken. Dann werden wir nicht mehr wegrennen müssen, und die anderen werden uns respektieren!“ Iannera nickte. Auch sie kannte nichts anderes in ihrem jungen Leben als ausgestoßen und verfolgt zu sein. Sie wollte etwas sagen, doch die Stimme von Kapitän Canady übertönte ihr leises Gespräch.

„Wir haben verstanden, Kommandant“, sagte er in das Komm. „Wir bleiben mit der Finalizer im Orbit und werden auf Ihr Shuttle umsteigen.“

Zehn Minuten später betraten Pryde, die beiden Huxes und Iannera das Shuttle der Chiss, das im Hanger der Finalizer gelandet war. Canady und Peavey blieben auf dem Sternzerstörer. Der schwarz uniformierte Kommandant, mit dem Canady zuvor gesprochen hatte, begrüßte sie und stellte sich mit seinem Kernnamen Tassalir vor. Das zweite Besatzungsmitglied des Shuttles war eine junge Navigatorin namens Shekkila. Es war das erste mal, das Armitage zwei der humanoiden blauhäutigen Chiss mit ihren roten Augen aus der Nähe sah. Und er versuchte, sie nicht allzu offensichtlich anzustarren. Aber vermutlich versuchten die beiden eben dasselbe in Bezug auf sie. Denn nicht nur die Imperialen pflegten keinen ausgiebigen Umgang mit Außerirdischen, auch die Chiss bevorzugten es unter sich zu bleiben. Es sei denn, sie hielten es für unbedingt erforderlich, mit anderen Spezies in Kontakt zu treten, wie etwa der Großadmiral Thrawn, der vor Jahren mit dem Imperium kooperiert hatte, um einer größeren Gefahr für die Galaxis entgegenzutreten.

„Entschuldigen Sie, dass wir sie bitten mussten Ihr Schiff zu wechseln“, richtete sich dann Kommandant Tassalir an Pryde und Brendol Hux als die beiden höchstrangigen Offiziere. „Aber innerhalb des Chiss-Gebietes navigieren wir mit Hilfe von Ankerpunkten im Hyperraum, wozu ein Schiffsantrieb ausgelegt sein muss. Da wir davon ausgehen, dass der Antrieb Ihres Schiffes das nicht ist, dachten wir, es sei für Sie einfacher in einem unserer Schiffe nach Csilla weiterzureisen.“ Und unserem Schiff die Annäherung an euren Hauptplaneten zu verweigern, dachte Armitage.

Ein paar Minuten später erreichten sie dann den Normalraum in der Nähe Csillas. Und Armitage erkannte, dass die Chiss vermutlich dieselbe Idee der Machtdemonstration hatten wie sie selber auch: Nicht nur war die Finalizer hier unerwünscht, gleichzeitig hatten auch die Chiss ihre Flotte schön sichtbar in Position über ihren Planeten gebracht.

„Das sieht ja aus, als ob hier imperiale Sternzerstörer im Orbit wären!“, staunte Iannera. „Ja, die sehen fast so aus“, stimmte Armitage zu. „Sie scheinen aber länger zu sein. Außerdem haben sie keinen Brückenturm.“ „Dafür aber Turbolaser und Raketenwerfer“, erkannte Iannera. Armitage nickte. „Man müsste mal einen Blick ins Innere werfen können. Das wäre sicherlich interessanter Stoff für einen Vortrag an der Militärakademie“, fügte er grinsend hinzu und dachte, dass Sloane wahrscheinlich ganz recht damit hatte, gut nachbarschaftliche Beziehungen mit ihnen anzustreben.

„Wir könnten die beiden Chiss ja mal fragen, ob wir uns da drinnen ein wenig umschauen dürfen“, meinte Iannera in gespieltem Ernst und zwinkerte ihm zu. „Unbedingt“, spielte Armitage mit, „geh du und frag sie. Du bist hübscher als ich. Vielleicht bringt‘s ja was“. „Du hast aber den höheren Rang.“ Armitage grinste immer noch. „Das wissen die vielleicht sowieso nicht. Wir sagen einfach, du bist Admiral Iannera.“ Die lachte laut auf. Und wieder erhielten sie einen missbilligenden Blick von Brendol.

Neugierig schauten sie aus dem Fenster des Shuttles, das mittlerweile in den Landeanflug übergegangen war. „Und der Planet sieht irgendwie aus wie Ilum“, meinte Armitage etwas leiser. „Derselbe Schnee, dasselbe Eis, dieselben Gletscher.“ „Du hast recht, Armitage, vielleicht haben die sich ja verflogen und wir landen gerade wieder auf Ilum“, flüsterte sie grinsend. „Ja, wenn Ilum jetzt zwanzigmal so groß ist wie vor ein paar Stunden, könnte ich dir zustimmen. Aber das hier ist ein richtiger Planet und nicht so ein tiefgefrorener Asteroid wie Ilum.“

Obwohl sie leise gesprochen hatten, drehte sich plötzlich die Navigatorin zu ihnen um, und Armitage merkte, dass Iannera rot im Gesicht wurde und schnell aus dem Fenster schaute. Zum Glück landete der Shuttle gerade in einem Hangar, so dass sie gleich aussteigen konnten.

„Willkommen in Csaplar, unserer Hauptstadt“, sagte der Kommandant. „Wir werden Sie jetzt zum Palast begleiten.“ Sie ließen ihre imperialen Gäste keine Minuten aus den Augen, und sie blieben auch bei Armitage und Iannera, als Pryde und der ältere Hux in einen Besprechungsraum geleitet wurden. Etwas verlegen saßen sie erst schweigend in einem Vorzimmer. Doch nach ein paar Minuten sprach Armitage die beiden an.

„Wir lernen in der Akademie über die Strategien und Taktiken eines Chiss, der vor Jahren mit uns zusammengearbeitet hat.“ Sie sahen ihn an und Kommandant Tassalir reagierte als erster: „Sie meinen wahrscheinlich Mitth’raw’nuruodo.“ Armitage nickte. „Wir Imperialen respektieren die Chiss. Zumindest die meisten von uns. Und ich hoffe, dass die Verhandlungen da drinnen erfolgreich sind.“

Der andere nickte ihm zu und widmete sich dann wieder seinem Gewehr, das er anscheinend auf seine Funktionsfähigkeit hin überprüfte oder nachsah, ob er es reinigen sollte. Als er bemerkte, dass Armitage ihm dabei neugierig zusah, meinte er: „das ist ein Charric-Gewehr. Es soll eine höhere Feuerkraft besitzen als Ihre Blaster. Ist dafür aber ziemlich schwer“. Tassalir grinste. Sie informierten sich also auch über ihre Waffen, dachte Armitage. Natürlich taten sie das.

Sie saßen wieder eine Weile schweigend da, als plötzlich die Navigatorin, Shekkila, das Schweigen unterbrach. „Ich glaube, die Verhandlungsführer da drinnen sind in Gefahr“, meinte sie. „Ich habe da so eine Ahnung, dass jemand hinter dieser Tür etwas Bedrohliches plant.“ Armitage und Iannera sahen sie überrascht und zweifelnd an. „Wie kommen Sie darauf?“, fragte Armitage. „Ich spüre es schon seit ein paar Minuten. Zuerst war ich unsicher. Doch jetzt ist das Gefühl der Bedrohung stärker geworden.“ Die beiden Imperialen sahen sich skeptisch an.

„Sind Sie eine Jedi?“, fragte dann Armitage. „Sie ist eine Ozyly-esehembo. So sagen wir zu den machtsensitiven Chiss-Navigatoren. Und wenn sie eine Bedrohung für die Verhandlungsführer spürt, dann glaube ich ihr.“ Armitage fühlte sich etwas verunsichert. Natürlich hatte er schon als Kind von Lord Vader und seinen seltsamen Sith-Kräften gehört, ebenso von den verräterischen Jedi der Alten Republik, doch getroffen hatte er noch nie eine machtsensitive Person. Irgendwie hielt er das alles ja für Hokuspokus und hatte sich nie sonderlich dafür interessiert.

Doch hier ging es um Politik und Diplomatie. Und so staunte er ein wenig über sich selbst, als er sagte: „Wenn es da drinnen eine Bedrohung gibt, dann sollten wir mit unseren Waffen hineingehen. Wir sind schließlich für ihren Schutz da. Wenn dort drinnen etwas passiert, dann könnte das die Verhandlungen gefährden und zu Feindseligkeiten zwischen uns führen.“ Iannera sah ihn zweifelnd an. „Du kannst doch da nicht einfach hineinspazieren und die Gespräche stören, weil jemand ein schlechtes Gefühl hat.“ Armitage wurde noch unsicherer. „Vielleicht sollten wir riskieren uns zu blamieren, wenn viel auf dem Spiel steht.“

Doch die Entscheidung wurde ihnen fast schon abgenommen, als Shekkila aufstand und Tassalir auffordernd anblickte. Dann machten sich die beiden mit ihren Charric-Waffen auf zur Tür zum Besprechungsraum. „Gehen wir mit!“, meinte Armitage zu Iannera. „Die scheinen sich ja ziemlich sicher zu sein. Und wenn da wirklich eine Bedrohung ist, soll es nicht so aussehen, als ob die Imperialen die Chiss im Stich lassen.“ Iannera zuckte mit den Schultern, noch immer nicht so richtig überzeugt. „Zu Befehl, Leutnant!“, gab sie grinsend zurück und machte damit deutlich, wer sich für eine Fehlentscheidung würde verantworten müssen.

Anscheinend hatte Shekkila tatsächlich eine ziemlich starke Wahrnehmung gehabt, denn kaum waren sie in den Raum getreten und ernteten die erwarteten missbilligenden Blicke der Versammelten, als ein erster Schuss von irgendwo auf der rechten Seite des Raumes losging. Noch während sich die Anwesenden zu orientieren versuchten, woher die Bedrohung gekommen war, stürzte einer der beiden Chiss-Verhandlungsführer auf den Boden. Ein zweiter Schuss erfolgte und die Anwesenden duckten sich hinter Sesseln und einen schweren Tisch.

Jetzt konnte Armitage sehen, dass der Schütze auf einer Galerie ein paar Meter über dem Boden auf der rechten Seite des Raumes war und zog, wie die anderen auch, seine eigene Waffe. Nur Oberst Pryde hockte verängstigt hinter seinem Sessel und leistete keine Gegenwehr.

Der Schütze feuerte ein drittes Mal, war aber bereits zu hektisch und traf daneben. Dann wollte er fliehen, wurde jedoch vom Gegenfeuer getroffen und stürzte auf die Galerie. Tassalir eilte mit erhobener Waffe zur Treppe, die dort hinauf führte, während die anderen bereit waren, ihm notfalls Feuerschutz zu geben. Aber der Schütze schien ziemlich schwer getroffen worden zu sein, denn er rührte sich nicht. Als erste Wachleute wegen der Schüsse in den Raum kamen, kam Tassalir oben an. „Es war der stellvertretende Sicherheitschef! Er lebt noch, ist aber schwer verletzt!“, rief er dann von oben herab.

Armitage war verwundert. „Aber er hat doch auf einen Chiss geschossen!“, rief er verwirrt. Er blickte zu dem Angeschossenen hinüber. Neben ihm kniete der andere Chiss-Verhandlungsführer und schüttelte den Kopf. „Er ist tot“, meinte er dann. „Der Kerl da oben wollte es wohl so aussehen lassen, als ob wir das gewesen wären!“, rief Brendol erbost. „Wenn er beide Chiss erschossen hätte, hätte er nur behaupten müssen, wir wären das gewesen, und es wäre aus mit den Verhandlungen!“

Tassalir, der noch immer auf der Galerie bei dem verletzten Attentäter war, richtete sich auf und nickte. „Da scheinen Sie recht zu haben, Oberst Hux. Er sagte, wir sollten keine Verhandlungen mit Ihnen führen. Er meint, man könne Ihnen nicht trauen.“

Iannera sah verblüfft zu Shekkila. „Zum Glück hat sie uns gewarnt! Sie kann anscheinend doch spüren, wenn eine Gefahr droht!“ Auch Pryde und Brendol Hux sahen nun zu ihr. Sie hatten bis jetzt vermutlich noch keine Zeit gehabt darüber nachzudenken, warum die vier gerade in dem Moment hereinplatzten, als der Attentäter sich daran macht, das Feuer zu eröffnen. Verständnislos blickte Pryde zu Iannera. „So ein Unsinn!“, meinte er tadelnd. „Sie sollten nicht an Hokuspokus glauben, Sergeant!“ Armitage wollte auch etwas sagen, doch sein Vater warf ihm einen warnenden Blick zu und er ließ es bleiben.


Die Verhandlungen wurden wegen des Zwischenfalls auf den nächsten Tag verschoben und ihnen wurden Zimmer für die Nacht zugeteilt. Doch Armitage fand keine Ruhe und konnte nicht schlafen. Also war er in die palasteigene Kantine gegangen und hatte sich an einem Automaten einen Kaf geholt. Niemand war um diese Zeit noch hier, und er genoss die Ruhe. Er zündete sich eine Zigarette an und setzte sich an eines der Fenster und blickte in die Nacht. Das Eis draußen reflektierte die spärliche Beleuchtung des Gebäudes, ansonsten war nichts zu sehen.

Er ließ seine Gedanken schweifen. Doch egal, womit er dabei anfing, sie kehrten immer wieder zu dem Anschlag zurück. Was, wenn es noch mehr gab, die ein Bündnis zwischen den Chiss und den imperialen Überresten ablehnten? Armitage hatte die Chiss-Sternzerstörer im Orbit von Csilla gesehen und ihm war klar, dass sie sich irgendwie mit den Chiss einigen mussten. Vermutlich war deren Flotte nämlich der der Imperialen im Moment sogar noch etwas überlegen. Zwar war nicht bekannt, dass die Chiss grundlos auf Eroberungstour gingen, doch wer sagte ihm, dass es nicht einige von ihnen gab, die irgendeinen Grund dazu sahen, die womöglich ihre heimlichen Aufrüstungsbemühungen als Bedrohung wahrnahmen und Anlass zu einem Präventivschlag sahen?

Armitage wollte sich gerade einen zweiten Kaf holen, als er Iannera in der Tür stehen sah. Verwundert sah er sie an. „Du kannst auch nicht schlafen?“, fragte er sie. „Nein. Ich muss andauernd an die Schüsse während der Besprechungen denken. Und daran, was wohl passiert wäre, wenn wir nicht dazwischengekommen wären.“ Armitage nickte. „Ja, ich auch.“ Iannera holte sich auch einen Kaf und setzte sich dann zusammen mit ihm an einen Tisch. Einen Moment lang sahen sie schweigend in die Schwärze, doch dann fragte Iannera: „Dein Vater mag dich nicht besonders, richtig?“ Armitage war etwas überrascht wegen des plötzlichen Themenwechsels und überlegte kurz, ob er mit ihr das Thema anschneiden wollte. Doch dann nickte er.

„Ja“, meinte er und nahm einen Schluck Kaf. „Merkt man das so schnell?“ „Er sieht dich des öfteren missbilligend an und scheint eher diesem Pryde zuzustimmen, dass du kein guter Offizier werden könntest.“ Armitage zögerte wieder einen Moment, bevor er reagierte. „Er hat schon immer geglaubt, dass nichts aus mir werden würde. Besonders, kein guter Kämpfer.“ „Warum das?“, fragte sie verwundert nach. „Du bist jetzt immerhin schon mal Offizier.“ Armitige steckte sich eine neue Zigarette an und bot auch ihr eine an. Zögernd nahm sie eine. Dann sah sie ihn wieder abwartend an. „Er meint trotzdem, ich tauge nicht zum Kämpfen, dass ich zu weich, zu willensschwach oder zu dünn wäre. Oder alles zusammen. Such dir was raus.“ Iannera schwenkte betroffen ihren Kaf und schwieg ein paar Minuten.

Doch dann grinste sie plötzlich. „Hast du in dem Besprechungsraum gesehen, wie sich dieser mürrische und arrogante Pryde verängstigt hinter dem Sessel versteckt hat?“ Ja, hatte er. Und trotz der trüben Gedanken musste Armitage bei der Erinnerung daran jetzt schmunzeln. „Was für ein Held!“ „Eben, Armitage. Der hat doch zur Begrüßung, als wir auf die Finalizer gekommen sind, darüber gelästert, dass du nicht zum Leutnant taugen würdest. Und siehe da! Wer hat sich verkrochen?!“ Armitage lächelte ihr zu. „Ja, du hast recht, Iannera.“

Sie tranken aus und dann stand Armitage auf. „Wir sollten jetzt langsam ins Bett. Wenn wir noch mehr von dem Zeug hier trinken, können wir Morgen in dem Vorzimmer nicht schlafen, wenn wir auf das Ende der Verhandlungen warten“, meinte er schmunzelnd und gab Iannera einen Kuss auf die Wange. Die sah ihm nur verwirrt nach, als er gleich darauf ging.

Am nächsten Tag wurden sie wieder zur Finalizer gebracht und kehrten nach Ilum zurück. Soweit Armitage mitbekam, waren Brendol und Pryde mit dem Verhandlungsergebnis einigermaßen zufrieden und hatten zumindest das Hauptziel erreicht, dass beide Seiten friedlich bleiben würden. Wohl eine Art Nichtangriffspakt. Blieb nur noch zu hoffen, dass ihre weiteren geheimen Aufrüstungsbemühungen auch wirklich geheim blieben und die Nachbarn nicht in den nächsten Jahren nervös machten.


7.

Doch die Befürchtungen schienen unbegründet: auch nach zwei Jahren gab es keinerlei Streitigkeiten zwischen den Nachbarn. Armitage Hux war seit einem Jahr Hauptmann und war gerade zweiundzwanzig geworden. Doch er war noch nicht hoch genug im Rang, um wirklich einen Überblick darüber zu haben, was sich in der Galaxis abspielte. Außerdem war Ilum zu weit vom Zentrum der Galaxis entfernt, als dass er durch tägliches Nachrichtenlesen über die aktuelle Politik informiert wäre. Und so war er dann auch überrascht, als ihn Großadmiral Sloane eines Tages in ihr Büro kommen ließ. Während er die Gänge aus Felsen, dunklem Metall und spiegelnden Böden der Basis entlanglief, überlegte er, was sie von ihm wollen könnte. Soweit er wusste, war in letzter Zeit nichts von Bedeutung vorgefallen und war auch nicht geplant.

Als er schließlich in das Büro eintrat, erwartete sie ihn bereits. „Setz dich, Armitage“, wies sie ihn an, und er folgte der Aufforderung und setzte sich ihr gegenüber an ihren Schreibtisch. „Du wunderst dich vermutlich, warum ich dich hierher gebeten habe, richtig?“ Armitage nickte. „Ja. Es ist wirklich nicht alltäglich, dass ich meine Befehle direkt von der Großadmiralin erhalte.“ Sie lächelte leicht. „Nun, Armitage, das ist ein besonderer Auftrag. Und du scheinst besonders geeignet dafür. Ich weiß nicht, wie viel du von galaktischer Politik mitbekommen hast, doch in letzter Zeit hat sich eine Gruppe von Senatoren geformt, die Planeten vertreten, die mit uns sympathisieren. Sie nennen sich die Zentristen.“

Armitage sah sie erstaunt an. „Wir haben Sympathisanten im Senat der Neuen Republik?“ „So ist es, Armitage. Zumindest hegen so manche Senatoren auf Hosnian Prime mehr oder weniger offen vorgetragene Sympathien für das untergegangene Imperium.“ Sie unterbrach sich kurz und sah ihn eindringlich an, während er schwieg und abwartete, was sie ihm sagen wollte, was das mit ihm zu tun hatte.

„Sagt dir der Name Carise Sindian etwas?“ Armitage bestätigte verwundert. „Das ist doch die Senatorin von Arkanis.“ Sloane bestätigte und reichte ihm ein Datapad über den Schreibtisch, auf dem das Bild einer Frau zu sehen war, das Armitage nur aus dem Holonet kannte. Schwarze Haare, dunkle Haut, dunkle Augen, etwa in seinem Alter. „Richtig, Armitage. Und sie ist ein wichtiges Mitglied der Zentristen.“ Jetzt verstand er.

„Du möchtest, dass ich nach Arkanis fliege?“, fragte er erstaunt. Sie nickte. „Zum einen, weil du von da herstammst und als Einheimischer durchgehst und zum anderen, weil es sich um einen Typ von Einsatz handeln soll, an dem du bereits teilgenommen hast: Auf Besatragol. Ein geheimer Einsatz zur Unterstützung unserer Freunde. Doch diesmal handelt es sich um Unterstützung gegen die Neue Republik und nicht nur um ein paar Hinterwäldler, die es auf einem viertklassigen Planeten zu bekämpfen gilt. Auch das spricht dafür, dass ich dich nach Arkanis schicke. Wie Oberst Argastile vor vier Jahren berichtete, hast du dich in einem solchen Einsatz als fähig erwiesen, und das, obwohl du noch recht jung und unerfahren warst.“

Armitage sah auf die Informationen auf dem Datapad und ihm gingen sogleich Gedanken und Erinnerungen durch den Kopf. Arkanis, der Planet, auf dem er seine Kindheit verbracht hatte. Seit siebzehn Jahren war er nicht mehr dort gewesen. Sein Zuhause, die Akademie, war von einem Rebellenangriff zerstört und fast alle Bewohner getötet worden. Und es lag so ziemlich genau am anderen Ende der Galaxis.

„Worin genau soll dieser Einsatz bestehen, Rae? Wen genau sollen wir auf Arkanis unterstützen?“, fragte er sie. „Kämpfer für unsere Sache. Sie nennen sich die Amaxinen-Krieger und sind eine paramilitärische Miliz aus Sympathisanten des alten Imperiums und ehemaligen imperialen Offizieren. Sie werden von Arliz Hadrassian geleitet, einer früheren ISB-Offizierin und TIE-Pilotin. Und unsere Arkanis-Senatorin unterhält lebhafte Kontakte zu ihnen und sorgt für einen Großteil ihrer Finanzierung. Sie haben auf mehreren zentristischen Welten ihre Außenposten und sind im Umgang mit Handfeuerwaffen, Sprengstoffen und Sternenjägern trainiert.“

Armitage betrachtete die Infos zu dieser Gruppe auf dem Datapad, das Sloane ihm gereicht hatte, und dachte kurz nach. „Sie verüben Anschläge gegen Einrichtungen der Neuen Republik. Sind sie eher Guerillakämpfer oder Terroristen?“ „Soweit ich weiß, sind sie beides. Ihre Aufgabe besteht vor allem in der Destabilisierung dieser Republik und der Verbreitung von Chaos.“

Sie machte eine kurze Pause und betätigte einen Schalter an ihrem Schreibtisch. Gleich darauf erschien ein Hologramm der Galaxis vor ihnen. „Wir würden dich und ein paar weitere ausgewählte Imperiale unter falscher Identität nach Coruscant bringen. Dort würdet ihr von Leuten der Senatorin abgeholt und auf der Corellianischen Handelsroute direkt nach Arkanis gebracht. Du würdest als ihr Mitarbeiter sogar diplomatische Immunität genießen.“ Armitage grinste. „Na dann hoffe ich mal, dass so ein Republik-Typ, den wir gerade lünchen wollen, erst nach meinem diplomatischen Status fragt, bevor er sich mit seinem Blaster zur Wehr setzt.“

Sloane beachtete den Einwand nicht weiter und fuhr fort: „Unter denen, die dich begleiten werden, befindet sich ein Sergeant Tritt Opan, der bereits im Imperium gedient hat und sich dadurch auszeichnet, dass er auf diskrete Art und Weise Probleme verschwinden lassen kann. Des weiteren wirst du in den Infos, die ich dir gegeben habe, eine Reihe von FNs und FOs finden, die sich mit Sprengstoffen auskennen und eine Nahkampfausbildung absolviert haben.“

„In Ordnung, Rae. Ich werde mir die Daten heute Abend ansehen. Wann soll es losgehen?“ „In zwei Tagen.“


Als er zum angegebenen Zeitpunkt im Hangar der Basis erschien und zu dem Shuttle ging, dass ihn und die anderen zu dem Schiff bringen sollte, mit dem sie nach Coruscant gebracht würden, war Sergeant Opan bereits da und erwartete ihn. Die anderen, wie sie auch in zivilen Klamotten und mit falscher Identität ausgestattet, befanden sich entweder bereits im Inneren des Shuttles oder kamen kurz nach Armitage.

„Wie ich sehe, sind jetzt alle an Bord“, meinte er zehn Minuten später zu dem Dutzend Männern und Frauen, das ihn begleiten würde. „Ich nehme an, ihr kennt unseren Auftrag und seid mit euren neuen Identitäten als Teil einer Handelsmission vertraut. Um es noch einmal klar zu machen, ich bin jetzt Armitage Rashantar, persönlicher Assistent der Senatorin von Arkanis, Carise Sindian, und Leiter dieser Handelsdelegation.“ Die anderen nickten. „Wir werden jetzt ein paar Monate lang unterwegs sein, und ich möchte, dass ihr die Zeit dazu nutzt, um eure neuen Identitäten zu beherrschen. Denn wir werden dort auf Arkanis in echte Guerrillakämpfe mit den Streitkräften der Neuen Republik verwickelt werden, und ich möchte nicht, dass einer von uns, wenn er geschnappt wird, ihnen einen Hinweis darauf liefert, dass wir etwas anderes sind als einheimische Zivilisten.“ Die Gruppe bestätigte und der Shuttle hob ab Richtung Weltraum.

Minuten später sah Armitage das Schiff, das sie nach Coruscant bringen sollte: Ein einfacher Frachter, der für Piraten unattraktiv aussah und der in Coruscant nicht weiter auffallen würde. Doch es stellte sich schnell heraus, dass an dem Schiff gewisse Veränderungen vorgenommen worden waren: trotz seines einfachen Äußeren war es sehr schnell und manövrierfähig, und wie die Besatzung meinte, für seine Größe sehr schlagkräftig.

Es dauerte dennoch ein paar Monate, bis sie Coruscant erreichten und problemlos landen konnten. Zu ihrer Überraschung jedoch wurden sie nicht nur von irgendwelchen Leuten der Senatorin erwartet, sondern sie selbst befand sich dort. Und sie ließ Armitage von einem Chauffeur zu ihrer privaten Villa bringen. Sie sollte ja königlicher Abstammung sein, erinnerte sich Armitage an die Infos aus dem Datapad. Und das schien sie anscheinend auch gerne zur Schau zu stellen.

„Sie also sind mein neuer Assistent Armitage Rashantar und leiten meine Handelsdelegation“, sprach sie ihn lächelnd an, als man ihn in ihr luxuriöses Wohnzimmer gebracht hatte. „So ist es, Senatorin.“ Sie bedeutete ihm sich zu setzen und ergriff wieder das Wort. „Wissen Sie, Armitage Rashantar - oder soll ich besser sagen Hauptmann Armitage Hux - ich investiere Unmengen von Credits für die Wiederauferstehung des Imperiums, und es ist schön zu sehen, dass auch wir Unterstützung von Ihrer Seite bekommen.“ Armitage nickte. „Wir verfolgen ja schließlich dasselbe Ziel, Lady Sindian.“

Sie lächelte wieder und Armitage fragte sich, aus welchem Teil von Arkanis diese wohlgebräunte dunkelhaarige Frau wohl stammte. „So ist es. Und es ist mir eine Freude mit der Befreiung unseren geliebten Arkanis von diesem dreckigen Republikabschaum anzufangen. Und in nicht allzu ferner Zeit, wenn Sie in den Unbekannten Regionen stärker geworden sind, werden nicht nur wir uns mit Ihnen zusammentun, um die Galaxis zurückzufordern, sondern auch andere zentristische Planeten werden dem mit Freuden zustimmen, Hauptmann Hux.“

„Es ist wirklich schön zu hören, dass es anscheinend doch viele Sympathisanten des Imperiums in der sogenannten Neuen Republik gibt“, erwiderte er. „Mit Ihrer Hilfe sind wir dabei, mächtige Kriegsschiffe von Firmen wie Kuat-Entralla und Sienar-Jaemus Fleet Systems zu erwerben und zu einer Macht aufzusteigen, mit der die Galaxis irgendwann wird rechnen müssen, Senatorin.“

Sie blickte ihn etwas erstaunt an, bevor sie fortfuhr: „Wie ich sehe, Hauptmann Hux, sind Sie gut informiert. „Aber ich nehme nicht an, dass Sie Genaueres über die Präsenz der Republiksoldaten auf Arkanis wissen.“ „Nein, da liegen Sie richtig. Ich weiß nur soviel, dass es eine Basis in der Nähe der Hauptstadt geben soll.“ Sie nickte ihm zu. „Es handelt sich dabei um Soldaten, die direkt Hosnian Prime unterstehen, nicht der Verwaltung von Arkanis. Sie befinden sich hier wie eine fremde Besatzungsmacht, die fremden Befehlen gehorcht. Und ich möchte, dass Sie und Ihre Leute, zusammen mit den Amaxinen, nun sagen wir, das Leben schwer macht, ihnen zeigt, dass sie hier nicht willkommen sind.“

Armitage verstand. Und er hatte spontan noch eine Idee. „Erlauben Sie mir eine Anmerkung, Senatorin Sindian. Wenn wir unseren Kampf gegen die Republiktruppen auch noch aufzeichnen und in die Galaxis senden würden, gepriesen als Kampf der Bevölkerung von Arkanis gegen die fremden Besatzer, dann würde das zusätzlich für Unruhe sorgen.“ Sie lächelte ihn wieder freundlich an. „Sie sind nicht nur gut informiert, Sie sind auch noch klug, Hauptmann. Kein Wunder, dass Großadmiral Sloane große Stücke auf Sie hält.“ Armitage erwiderte das Lächeln. „Großadmiral Sloane hat wohl immer recht.“

Im Anschluss überreichte Sindian Hux Informationen über die republikanische Präsenz nahe der Hauptstadt Artaska und teilte ihm mit, dass seine Gruppe am nächsten Morgen in einer ihrer schnellen und luxuriösen Privatyachten weiterfliegen würde nach Arkanis. Bis dahin würden sie in einem der noblen Hochhäuser Coruscants untergebracht und könnten sich ausruhen. Dann verabschiedete sie sich und meinte, sie hätte wichtige Angelegenheiten in Hosnian Prime zu erledigen.

Da Armitage nicht sonderlich daran interessiert war, sich den Rest des Tages ins Gewühl der riesigen Stadt zu stürzen, zog er sich in seine Suite zurück, nahm etwas zu sich, duschte und wollte bei einer Zigarette die Informationen über die republikanische Basis durchsehen, die Lady Sindian ihm gegeben hatte. Doch als er die Taschen seines Mantels nach den Zigaretten durchwühlte, fand er stattdessen ein kleines Kästchen. Als er es öffnete, sah er einen kleinen Zettel und einen Kristall darin. Auf dem Zettel stand eine kurzen Notiz: „Armitage, den Kyberkristall habe ich in dem abgestürztem Schiff auf Ilum gefunden. Für den Piloten war er vermutlich der besondere Kristall, der für ihn bestimmt war. Jetzt aber soll er dir auf deiner Reise Glück bringen. Iannera.“

Armitage betrachtete den Zettel und den Kristall und musste schmunzeln, als er an Iannera dachte. Irgendwie hatte sie davon mitbekommen, dass er eine Zeitlang fort sein würde, und hatte sich anscheinend gedacht, dass es gefährlich werden könnte. Außerdem war sie anscheinend bei dem Schiff, das wohl immer noch dort in der Wildnis lag. Oder sie war schon früher einmal dorthin zurückgekehrt, weil sie neugierig gewesen war. Er fand seine Zigaretten in einer andern Tasche und rauchte eine. Eine Kontaktaufnahme nach Ilum war untersagt, um ihre Tarnidentität nicht zu gefährden. Also steckte er das Kästchen wieder ein, warf Ianneras Zettel weg, um keinen Hinweis auf Ilum mit sich herumzutragen, und nach ein paar Minuten setzte er sich auf das Sofa und nahm die Informationen Sindians zur Hand.


8.

Der Weg von Coruscant nach Arkanis war etwa doppelt so lang wie der von Ilum nach Coruscant, und so dauerte ihre Reise wiederum ein paar Monate, obgleich Sindian ihnen eines ihrer schnellsten Schiffe zur Verfügung gestellt hatte. Sie waren nicht von Mitgliedern der Amaxinen abgeholt worden, sondern von der gewöhnlichen Besatzung der Yacht, und so konnten sie nicht schon unterwegs Informationen austauschen. Also nutzte er die Zeit, um sich mit den Informationen vertraut zu machen, die ihm die Senatorin gegeben hatte.

Als sie dann endlich nach einer langen Reise in Artaska landeten, wurden sie dort bereits erwartet und in ein Hotel gebracht, wo bereits einer Delegation würdige Räumlichkeiten für sie reserviert worden waren. Von dort aus ging es zwei Stunden später weiter zum geheimen Hauptquartier der Amaxinen auf Arkanis, passenderweise untergebracht in den Räumlichkeiten der Arkanis Import- und Exportgesellschaft, die ganz ordnungsgemäß in Artaska registriert war.

Dort endlich trafen sie die planetare Führung der Amaxinen. „Willkommen auf Arkanis, Armitage Rashantar“, begrüßte sie ihr Leiter und salutierte. „Ich bin der ehemalige imperiale Flottenmajor Elron und leite die Arkanisgruppe der Amaxinen im Kampf gegen die sogenannte Republik. Ich hoffe, Sie hatten eine gute Reise.“

Armitage gab den Gruß zurück und bedankte sich. „Sie war lang und langweilig“, erwiderte er mit einem Grinsen. „Ich bin übrigens Hauptmann Armitage Hux und das ist Sergeant Tritt Opan.“ Er wandte sich ihm zu und Elron nickte. Dann fuhr Armitage fort: „Man hat mir gesagt, dass ich das Kommando über die Operationen hier hätte. Ist das korrekt?“ „Ja, so hat man das auch uns gesagt. Hadrassian ist der Ansicht, dass Sie für solche Operationen besser geeignet seien als ein ehemaliger Flottenmajor.“ Armitage nickte. „Ja, ich war schon mal als Leutnant an einer verdeckten Operation beteiligt. Und meine Vorgesetzten waren anscheinend zufrieden genug mit mir, um mich hierher zu schicken“, meinte er schmunzelnd.

Anschließend begleitete sie Elron in den Konferenzraum der Firma, in dem mehrere Kämpfer der Amaxinen versammelt waren. Armitage begrüßte sie. „Ich bin Armitage Rashantar und wie Sie vermutlich bereits wissen, soll ich für die nächste Zeit das Kommando hier übernehmen.“ Als Armitage abwartend innehielt, bestätigten die etwa zwei Dutzend versammelten Amaxinen-Krieger. „Ich wurde informiert, dass das Ziel unserer Angriffe nun die nahegelegene Basis der Republik sein soll“. Armitage vermied es bewusst, den Namen der Senatorin ins Spiel zu bringen, da er nicht wusste, inwiefern er unter den Kämpfern hier bekannt war. Er vermutete, dass er das gar nicht war, so dass auch keiner von ihnen ihn in einem Verhör würde nennen können.

Dann ließ er Opan das Datapad mit den Informationen über die Basis mit einem Holoprojektor verbinden und ein Holo der Artaska-Basis zeigen. „Das ist diese Basis, um die es nun gehen soll“, gab er seinen Zuhörern einen ersten Überblick. „Aber vermutlich kennen Sie alle diesen Anblick von außen besser als ich“, fügte er schmunzelnd hinzu. „Meinen Informationen zufolge ist sie das Sektorhauptquartier der republikanischen Flotte und beheimatet momentan drei Geschwader ihrer Sternenjäger, nebst annähernd Zehntausend Militärangehörigen. Es wird davon ausgegangen, dass die Neue Republik hier sogar insgeheim mehrere Kernwaffen lagert.“

Er zoomte daraufhin einen Teil der Basis heran. „Die Basis verfügt über zwei Start- und Landebahnen. Das hier ist der Hangar, das das Terminal. Hier haben sie ein Verwaltungsgebäude errichtet. Das Gebäude hier beherbergt das Kommandozentrum. Hier haben wir die Technik. Und die meisten anderen Gebäude sind Baracken für die Soldaten“, erklärte er ihnen und wies jeweils auf die entsprechenden Gebäude. „Abgegrenzt ist das ganze Areal durch Mauern und Stacheldraht.“

Daraufhin wandte er sich vom Holoprojektor ab und stellte sich vor die Gruppe. „Natürlich können wir da nicht so einfach hineinspazieren und eine Bombe ablegen. Ich denke, dass beste hierfür wären Raketen. Aber ich muss mir erst einen Überblick darüber verschaffen, was uns hier zur Verfügung steht und was wir schnell besorgen können. Bis dahin möchte ich, dass wir die täglichen Gewohnheiten der Republiksoldaten beobachten, vor allem ihre Ausflüge aus der Basis hinaus. Wann verlassen sie sie, wie viele verlassen sie, mit welchen Fahrzeugen, mit welcher Bewaffnung, wohin fahren sie. Gehen sie eventuell in der Stadt einkaufen. Solche Sachen. Ich möchte, dass wir unseren Feind kennen. Genau kennen.“

Armitage wollte seinen Vortrag bereits beenden, als ihm noch etwas einfiel. „Haben wir hier einen Hacker, der Holos ins Netz stellen kann, ohne dass man die Spur zu uns zurückverfolgen kann?“ Sie hatten tatsächlich einen, wie Flottenmajor Elron stolz meinte. „Gut“, meinte Armitage zufrieden. „Dann machen wir uns am besten erst einmal an die Observierung, und ich verschaffe mir den Überblick über unsere Bewaffnung und Fähigkeiten. Dann treffen wir uns wieder.“


Der erste Anschlag erfolgte eine Woche später und war simpel. Und die natürlichen Gegebenheiten von Arkanis begünstigten ihn überdies: Hügel, Wälder, trübes Wetter, Nebel. Perfekt, um versteckt mit Granatwerfern im Gebüsch auf der Lauer zu liegen und zu warten bis die alltäglichen Speeder der Soldaten vorbeikamen, die sich auf den Weg in die zehn Kilometer entfernte Stadt machten. Heute Mittag waren es drei. An der Biegung zwei Kilometer von der Basis entfernt mussten sie etwas abbremsen. Und in dem Moment wurden sie von etwas getroffen, das so unerwartet und schnell auf sie zukam, dass sie noch nicht einmal auf die Idee kamen, zu flüchten. Dann erfolgten drei fast gleichzeitige Explosionen, die auch in der Basis noch zu sehen waren, und die Amaxinen verschwanden wieder auf ihren Speedern. Sie verstauten ihre Granatwerfer und Blaster und waren wieder ganz gewöhnliche Arbeiter und Angestellte, die nach der Mittagspause wieder zum Dienst erschienen.

Wenig später tauchte im Holonetz ein kurzes und Vid auf, das den Anschlag zeigte. Darunter der Kommentar: „Tod den Besatzern! Bürger von Arkanis: erhebt euch!“ Doch das Beste daran war der Name des Accounts, unter dem das Vid gesendet wurde: Leia Organa Solo. Schon fast eine Garantie für schnelle Verbreitung in der ganzen Galaxis.

Die Republiksoldaten wurden danach nervöser und vorsichtiger. Da sie nicht wussten, woher der Angriff stammte, beschränkte sich ihre Reaktion vorerst auf weniger und besser geschützte Fahrten hinaus. Sie beobachteten nun ihre Umgebung und waren mit Blastergewehren bewaffnet.

Doch der nächste Anschlag zielte gar nicht auf die Speeder ab, sondern machte sich einen anderen Umstand zunutze: Eine der Regelmäßigkeiten, die die Amaxinen beobachtet hatten, bestand nämlich darin, dass die Republiksoldaten in der Stadt häufig Lebensmittel kauften. Und das auch noch in einer bevorzugten Bäckerei. Anscheinend schmeckte ihnen nicht, was sie in der Basis bekamen.

Und so lag die Idee nahe, eine der Amaxinen als Verkäuferin in die Bäckerei einzuschmuggeln und den Soldaten vergiftetes Brot anzudrehen. Da die Verkäufer hier alle Mundschutz und Haube trugen, konnte die entsprechende Verkäuferin, falls sie überhaupt weiter auf sie geachtet hatten, nicht einmal identifiziert werden.

Ein paar Tage später erfolgte ein weiterer Anschlag auf die Speeder. Doch diesmal wurde einer der Angreifer von einem Blastergewehr getroffen, bevor er davonrennen konnte. Da die Soldaten diesmal aufmerksamer und zu fünft waren, hatten die drei Amaxinen nicht alle gleichzeitig in die Luft sprengen können, und zwei der Speeder folgten ihnen nun. Zumindest versuchten sie es.

Doch die dichten Wälder waren ein Vorteil für die Flüchtenden, da sie besser vorwärtskamen. Während der verletzte Amaxin sich in einem Gebüsch versteckte, sobald sie außer Sichtweite waren, kletterten die beiden anderen rasch auf zwei Bäume und richteten ihre Blaster auf die Stelle, wo die Speeder auftauchen würden.

Doch als sie sie sahen, waren die Speeder gerade dabei ihre Suche aufzugeben und umzudrehen. Also eröffneten die beiden Schützen das Blasterfeuer, das eher ungenau in der Nähe der Ziele einschlug. Während einer der Soldaten versuchte mit dem Speeder zu fliehen, verkroch sich der andere im Unterholz. Doch der erste hatte das Pech, dass der Tank seines Speeders getroffen wurde und explodierte. Der zweite war erst einmal verschwunden. Doch der hatte das Pech, dass er dem verletzten Amaxin aufgefallen war, als er in der Nähe herumschlich und dass der Amaxin ein Messer dabei hatte, mit dem er ihn von hinten überwältigte und ihm die Kehle durchschnitt.

Armitage musste grinsen, als dieses Vid ebenfalls auf dem Account dieser Leia erschien. „Unser Hacker hat nicht nur Talent, er hat auch noch Sinn für Humor“, meinte er, als er mit Opan und Elron in der Import- und Exportfirma zusammensaß. „Aber ich bin dennoch dafür, dass er von verschiedenen Orten aus der Stadt sendet, und über verschiedene Accounts. Das erscheint mir einfach sicherer.“ Die beiden anderen stimmten zu. Das wäre auch ohne größeren Aufwand zu machen. „Gut, dann wäre das erst einmal geklärt“, fuhr Armitage fort. „Außerdem denke ich, es ist langsam an der Zeit für eine größere Operation und danach für einen Wechsel unseres Hauptquartiers.“

Nachdem Hux den beiden anderen seinen Zweiphasen-Plan erläutert hatte, machte er sich auf den Weg ans andere Ende Artaskas, um die in einem dortigen Amaxinen-Lager neu eingetroffenen Raketen zu begutachten, die er gegen die Basis selbst benutzen wollte. Elron gab die Planungen für den neuen Anschlag an seine Leute und das Dutzend Imperialer aus den Unbekannten Regionen weiter und Opan machte sich mit zwei ortskundigen Amaxinen auf die Suche nach einem neuen Hauptquartier.

Zwei Tage später, in der bereits vierten Woche auf Arkanis, lief ihr bisher riskantester Anschlag an: Zu viert lagen sie früh morgens mit Panzerfäusten bewaffnet auf vier Dächern Artaskas in der Nähe des Marktes. Dorthin nämlich fuhren die Soldaten mittlerweile regelmäßig in gepanzerten Wagen, um Präsenz zu demonstrieren. Wahrscheinlich wollten sie deutlich machen, dass sie sich nicht einschüchtern ließen. Und anfangs hatten die Amaxinen sie auch tatsächlich gemieden.

Doch diesmal ließen sie die vier Fahrzeuge bis an die vereinbarte Stelle vor einer langen Mauer fahren, bevor sie das Feuer eröffneten. Phase eins. Sie konnten nicht alle komplett zerstören. In Wirklichkeit schossen sie nur einen wirklich schrottreif, bevor die Gegner das Feuer erwiderten. Noch unter feindlichem Beschuss feuerten die vier Amaxinen von den Dächern mit Blastergewehren auf die aus ihren Fahrzeugen flüchtenden Soldaten. Ihre Aufgabe war es, möglichst viele von ihnen zu töten oder zu verletzen.

Doch lange konnten die vier den Beschuss nicht aufrechterhalten, da die Gegner zahlreicher waren und früher oder später einer hinter ihnen stehen und sie abknallen würde. Also machten sie sich davon, wie sie es geplant hatten. Aber dazu mussten sie aufstehen und geduckt über die Dächer davonrennen, versuchen, wieder runter auf die Straße zu kommen. Und dabei wurden zwei von ihnen erschossen, während die anderen den Fehler machten, direkt zum Hauptquartier zu laufen.

Kaum endete der Feuerwechsel, kehrten die Republiksoldaten zu ihren Fahrzeugen zurück, um sich um die Verletzten zu kümmern und zu sehen, wie viele Tote es gegeben hatte. Sanitäter eilten herbei und andere Republiksoldaten, die sich in der Nähe befunden hatten. Aus der zehn Kilometer entfernten Basis kam ein Krankentransporter angeflogen, um die am schwersten Getroffenen schnell zurück zur Basis und in medizinische Behandlung bringen zu können.

Dann setzte Phase zwei ein. Die gesamte Mauer, vor der die vier Fahrzeuge der Soldaten angegriffen und zum Stehen gebracht worden waren, explodierte in einer gewaltigen Explosion, die sämtliche Fahrzeuge und Soldaten in der Nähe mit sich riss und Steine auf die umliegenden Häuser regnen ließ. Der Regen, der mittlerweile eingesetzt hatte, schwemmte rote Pfützen über den ganzen Markt, die in der aufgehenden Sonne glänzten. Auch dieser Angriff tauchte im Holonetz auf, diesmal aber unter anderer Identität, dem der Marktfrauen von Artaska.

Was nicht dort auftauchte, war die Reaktion der Neuen Republik. Die beiden überlebenden Angreifer waren vom Markt direkt zum bisherigen Hauptquartier der Amaxinen in Artaska gelaufen, und sie waren beobachtet und verraten worden. Danach war die Arkanis Import- und Exportgesellschaft anscheinend von der Republik observiert und / oder infiltriert worden, und eine Woche später erschien eine Spezialeinheit und stürmte die Räume, als ein Drittel der Amaxinen dort versammelt war. Sie leisteten Gegenwehr und schossen auf die Angreifer, konnten ein paar von ihnen töten. Doch die Eindringlinge waren Profis und den ehemaligen Offizieren und bloßen Sympathisanten des Imperiums eindeutig überlegen. Ohne zu wissen, gegen wen sie da eigentlich kämpften, erledigten sie fast alle der Anwesenden. Nur ein kleines Grüppchen aus vier Kämpfern konnte entkommen und die andern im neuen Hauptquartier warnen.

Armitage war erbost, als er von dem Vorfall erfuhr. Bereits im neuen Hauptquartier im Keller eines Ladens, der einem der Sympathisanten gehörte, war er zwar dem Angriff entgangen, doch es konnte nun sein, dass die Gegner eine Spur zur Gruppe hatten und ihnen näherkommen würden, jetzt da sie womöglich wussten, nach wem sie suchen sollten. Er wusste nämlich noch nicht einmal, ob sie denn Gefangene gemacht hatten, die sie zum Reden bringen konnten, oder ob alle tot waren.

Auf jeden Fall war nun langsam die Zeit zum eigentlichen Angriff auf die Basis selbst gekommen. Fast sechs Wochen waren sie nun hier und es war Zeit langsam zu verschwinden. Also brachten sie in der Nacht die Raketenwerfer auf einem Gemüselaster in den an das Areal der Basis grenzenden Wald und auf einen etwa fünfhundert Meter entfernten Hügel, von dem aus sie Sicht auf die beleuchtete Basis hatten. Anschließend luden sie eine Kamera ab und stellten sie so auf, dass sie das ganze Areal in den Blick nahm. Als sie mit ihren Vorbereitungen fertig waren, nickte Opan Hux zu und der stellte sich mit einem schwarzen Schal vor Mund und Nase und in der grauen Uniform eines Hauptmanns mit dem Emblem der Arkanis-Akademie vor die Kamera.

„Bürger von Arkanis, Freunde des Imperiums in der gesamten Galaxis! Ich stehe in diesem Moment vor der Artaska-Basis der sogenannten Neuen Republik auf Arkanis, vor dem Hauptquartier ihrer Sektorflotte. Von hier aus steuern sie diese Flotte und drei Geschwader ihrer Sternenjäger, um uns unter Kontrolle zu halten. Mit dieser Flotte, Bürger von Arkanis, haben sie uns vor siebzehn Jahren beschossen und haben unsere Freunde, Bekannte und Familienangehörige getötet. Dann haben sie eine neue Regierung eingesetzt und versuchen seitdem, unseren neuerrungenen Wohlstand als ihren eigenen Verdienst hinzustellen und uns damit zu kaufen.

Doch glauben diese korrupten geldgierigen Schmarotzer, sie könnten alles in der Galaxis mit Credits kaufen?! Glauben sie, wir würden den Kampf unserer Eltern, Geschwister und Freunde für ein selbstbestimmtes Leben vergessen?! Ihren Tod durch die Waffen der Rebellen vergessen?! Glauben sie, wir sind so wie sie?!“

Er blickte einen Moment schweigend in die Kamera und ließ seine Worte wirken, bevor er weitersprach: „Nein, wir sind nicht so wie sie. Und nein, wir wollen es auch nicht werden. Arkanis lässt sich nicht mit ihren Credits kaufen. Und nein, wir dulden auch nicht länger die Besatzung durch die, die Arkanis damals bombardiert haben. Stattdessen erhebt sich Arkanis gegen die Unterwerfung und das Joch der sogenannten Republik und ist bereit zum Kampf für seine Freiheit. Und nun seht unsere Antwort auf diese Besatzung!“

Armitage wandte sich an die Imperialen und Amaxinen, die außer Sichtweite der Kamera an den Raketenwerfern standen. „Feuer!“

Und die Kamera fing den Schweif der Raketen ein, die eine nach der anderen im Sekundentakt starteten und Richtung Basis durch die Nacht sausten. Dann waren grelle Explosionen zu sehen als der Hangar und das Kommandozentrum getroffen wurden. Gleich danach eine weitere Salve von Raketen. Alarm heulte in der Basis auf und Soldaten rannten ins Freie. Die Amaxinen und Imperialen antworteten mit Blastergewehren und einer dritten Salve. Die Republiksoldaten versuchten hinter Mauern und Geräten Deckung zu finden, doch die Raketen durchschlugen sie mit Leichtigkeit. Armitage ließ die Kamera ein paar Minuten aufzeichnen und ordnete dann den Rückzug an.

Am nächsten Morgen war das Vid im Holonetz, gewidmet den Toten beim Rebellenangriff auf die Akademie von Arkanis vor siebzehn Jahren.

Während die Neue Republik nun entschlossen daran ging, die Hintermänner des Angriffs ausfindig zu machen, den Hackerangriff zurückzuverfolgen, die Gefangenen zu verhören, die Spur der Amaxinen zu verfolgen und den Luft- und Landverkehr unter Kontrolle stellten, packten Armitage, Opan und die andern Imperialen ihre Sachen und starteten von einem geheimen Landeplatz der Amaxinen fünfzig Kilometer entfernt von der Hauptstadt in den Orbit. Dort stiegen sie auf das Schiff Sindians um, das seit Stunden dort auf sie wartete und machten sich auf nach Daxam IV, einem kalten Wüstenplaneten mit zwei Sonnen in den Äußeren Randgebieten der Galaxis, Heimat vieler Mitglieder der Amaxinen und zentristisch regierte Welt.

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