Armitage Hux - Erste Ordnung - Europe Superpower

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Armitage Hux - Erste Ordnung

Fanfic Hux
Fanfiction 3


1.

Als Armitage Hux und seine Gruppe von Daxam IV ins Ilum-System zurückkehrten, war bereits das Jahr 24 NSY angebrochen. Und bereits im Orbit des Planeten erwartete sie eine Überraschung: Waren dort bei ihrem Aufbruch vor anderthalb Jahren nur wenige Schiffe zu sehen gewesen, mit der neuen Finalizer als Höhepunkt ihrer neuen Macht, so waren mittlerweile mehrere solcher Schiffe, Sternzerstörer der Resurgent-Klasse, hierher gebracht worden und stellten mittlerweile eine kleine Flotte mit beachtlicher Feuerkraft dar.

Doch das war nicht die einzige Änderung, die während ihrer Abwesenheit stattgefunden hatte: Prangte vor anderthalb Jahren noch an verschiedenen Wänden der Basis das imperiale Symbol, so war dieses nun durch ein neues Symbol ersetzt worden: Ein auf der Spitze stehendes Sechseck mit einem Kreis darin, von dem aus fünfzehn Zacken ins Kreisinnere wiesen.

„Willkommen zurück auf Ilum, Major Hux!“, sprach ihn ein Sturmtruppler an und salutierte, als er den Shuttle verließ, der sie vom Orbit auf den Planeten gebracht hatte. „Ich bin FQ 1314, und ich soll Sie und Leutnant Opan zu General Pryde bringen“. Hux war erstaunt. „Major Hux?“ „Jawohl, Sir“, bestätigte der Sturmtruppler und ging voran durch die Gänge der Basis zu Prydes Büro. Unterwegs konnten sie immer wieder große rote Flaggen mit dem neuen Symbol darauf sehen, die an den Wänden aus Felsen und Metall angebracht waren.

Als sie ein paar Minuten später in das Büro eintraten, erwartete sie der General bereit. Hux und Opan salutierten. Pryde hatte wieder seinen typischen mürrischen Gesichtsausdruck aufgesetzt und kam gleich zur Sache, ohne viel Zeit mit den beiden zu verschwenden. „Ich möchte Sie beide nur informieren, dass die Erste Ordnung Sie willkommen zurück auf Ilum heißt und dass sie beschlossen hat, Sie wegen Ihrer Verdienste in der verdeckten Operation auf Arkanis zum Major beziehungsweise zum Leutnant zu befördern. Diese Entscheidung stammt noch von Großadmiral Sloane und wir haben sie übernommen. Doch ab jetzt bin ich Ihr neuer Vorgesetzter und wir unterstehen nun dem Obersten Anführer Snoke.“

„Snoke?“, fragte Armitage nach. „Was ist mit Sloane?“ Pryde, der die beiden eigentlich wieder hatte loswerden wollen, sah ihn missbilligend an. „Sie ist nicht mehr hier. Genaueres weiß ich nicht. Und mehr müssen auch Sie nicht wissen, Major Hux. Es reicht, wenn Sie Ihre Pflichten erfüllen und den Erwartungen an einen Major gerecht werden.“ Daraufhin wandte Pryde sich wieder seinen Unterlagen zu, und sie waren entlassen. Natürlich hatte Pryde ihm zu verstehen geben müssen, dass er nicht sonderlich davon überzeugt war, dass er befördert worden war. Er hatte ihn schon immer verachtet. Eine wahre Freude, dass ausgerechnet dieser Kerl nun sein Vorgesetzter war.

(Die Annahme, dass die Erste Ordnung bereits 24 NSY existierte, Snoke bereits der Oberste Anführer war und in diesem Jahr auch Phasma rekrutiert wurde, stützt sich auf den Roman „Phasma“. In diesem stirbt Cardinal in der Gegenwart der Romanhandlung. Zehn Jahre davor wird das Schiff von Brendol Hux über Parnassos abgeschossen und er macht eine Bruchlandung. Er sagt, er gehöre zur Ersten Ordnung. Als ihn später, immer noch zehn Jahre vor der Gegenwart, Armitage dort abholt, erwähnt dieser den Obersten Anführer und wird als „young man“ bezeichnet. Dass nun die Gegenwart im Jahr 34 NSY spielt, ergibt sich aus dem Todeszeitpunkt von Cardinal/Archex: Laut Wookieepedia starb dieser in jenem Jahr. Da außerdem Armitage in der Gegenwart in „Phasma“ noch am Leben ist, und er 35 NSY stirbt, muss die Erste Ordnung spätestens 25 NSY existiert haben.)

Er ging anschließend in sein Quartier und packte seine Sachen aus. Im Schrank hing bereits seine neue blau-schwarze Majorsuniform mit dem Abzeichen der Ersten Ordnung am linken Oberarm und er überlegte gerade, ob er sie anprobieren sollte, als jemand in der offenen Tür erschien. Iannera.

„Grüß dich, Armitage. Wieder zurück, wie ich sehe“. Er drehte sich zu ihr um und grinste sie an. „Ja. Wurde langsam etwas ungemütlich dort, wo ich war.“ Triumphierend lüftete sie das Geheimnis: „Auf Arkanis, nicht wahr?“ Er schaute etwas verwundert, ahnte aber bereits, woher sie das wusste, bevor sie es aussprach. „Dein letztes Vid von da war ja erhellend in der Hinsicht. Der vermummte Hauptmann aus Arkanis mit dem Emblem der dortigen Akademie, der von einem Rebellenangriff vor siebzehn Jahren spricht. Mir jedenfalls war gleich klar, dass du das bist.“ Armitage zuckte mit den Schultern und grinste zurück, während sich Iannera auf sein Bett neben seine Tasche setzte. „Ich sollte ja nur darauf achten, keine Verbindung zwischen den Anschlägen und Ilum erkennen zu lassen. Ich hoffe mal, dass du jetzt nicht gleich nach Hosnian Prime aufbrichst und den Rebellen dort von einer geheimen Operation des neuen Imperiums, oder dieser neuen Ersten Ordnung, erzählst“, meinte er in gespieltem Ernst und zwinkerte ihr zu.

„Übrigens, dein Kyberkristall scheint mir wirklich Glück gebracht zu haben, Iannera. Ich lebe noch.“ Er kramte ihn aus der Manteltasche auf dem Bett und reichte ihn ihr. „Nein, Armitage. Behalt ihn ruhig. Wir sind hier schließlich auf Ilum, und wenn es hier eines gibt außer Schnee und Eis, dann sind das Kyberkristalle.“ Armitage bestätigte. „Ja, da hast du recht.“

„Apropos Kyberkristalle“, meinte sie, während sie ihm beim Auspacken zusah. „Ist dir beim Herflug diese neue seltsame Konstruktion in dem riesigen Graben aufgefallen? Sie ist eigentlich nicht zu übersehen.“ Armitage verneinte. Sie waren aus einer anderen Richtung gekommen. „Die bauen da eine riesige runde Öffnung in dem Graben. Sieht aus wie ein Schacht, der tief in den Planeten führt. Und ich glaube nicht, dass das dazu da ist, um Kyberkristalle abzubauen. Die bauen da irgendwas anderes, riesiges, Armitage.“ Der runzelte die Stirn. „Vielleicht sagen die mir das ja jetzt, da ich Major bin. Vielleicht aber auch nicht.“ „Ich vermute mal eher nicht. Das scheint etwas mit diesem Hochsicherheitsbereich in Ebene eins zu tun zu haben. In der letzten Zeit sind dort wirklich mehr Physiker, Techniker und Ingenieure ein und aus gegangen.“

Armitage war nun mit dem Auspacken seiner Tasche fertig und ging ins Wohnzimmer seiner Suite. Iannera folgte ihm. „Iannera“, meinte er dann und blieb mitten im Raum stehen. „Was ist hier eigentlich in der letzten Zeit vor sich gegangen? Ich meine, was ist mit Sloane? Wer ist dieser Oberste Anführer Snoke?“ Sie überlegte einen Moment, bevor sie antwortete. „Wir hier wissen auch nicht so genau, was da passiert ist. Es gibt eine Reihe von Gerüchten. Manche behaupten, Sloane sei im Kampf gegen Piraten getötet worden, andere sagen, sie sei mit diesem Snoke aneinandergeraten und habe das Weite gesucht. Und wieder andere meinen, sie kämpft irgendwo gegen diese Neue Republik.“ Armitage wurde ernst. „Ich hoffe, dass sie wiederkommt. Ich denke, sie ist eine gute Anführerin. Außerdem hat sie immer an mich geglaubt, auch wenn das andere nicht getan haben, Iannera.“ Sie nickte. „Ja. Ich habe diesen Snoke zwar auch noch nicht zu Gesicht bekommen, aber er soll ziemlich unheimlich sein.“


Und bereits am folgenden Tag hörte Armitage wieder von diesem mysteriösen Snoke. Da er jetzt Stabsoffizier war, hatte man auch ihn zu einer Strategiebesprechung der höheren Offiziersränge eingeladen. Snoke selber war zwar nicht erschienen, aber General Pryde, der die Besprechung leitete, bezog sich auf seine Anweisungen: „Wie ich bereits vor einer Woche hier erwähnt habe“, meinte er, „gibt es ernstzunehmende Hinweise darauf, dass die Spannungen zwischen den Chiss und den Grysks zunehmen und zu einem Krieg führen könnten.“

Armitage war überrascht. Er hatte absolut nichts davon gewusst. Er erinnerte sich nur daran, dass sie in der Akademie einmal erwähnt hatten, dass Großadmiral Thrawn bereits vor diesen Grysks gewarnt hatte. Dass sie sehr gefährlich seien, eine Bedrohung für die Galaxis. Und dass sie irgendwo hier in den Unbekannten Regionen lauerten.

„Der Oberste Anführer hat nun eine Entscheidung bezüglich dieses möglichen bevorstehenden Krieges getroffen“, fuhr Pryde fort. „Er möchte, dass wir vorerst nichts unternehmen und abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Womöglich geraten beide Seiten so sehr aneinander, dass beide aus einem Krieg geschwächt hervorgehen. Wenn dies einträte, wären wir in ein paar Jahren wohl die stärkste Macht in den Unbekannten Regionen, ohne überhaupt einen einzigen Schuss abgeben zu müssen.“

Pryde betätigte einen Schalter und ein Hologramm der Galaxis erschien vor ihnen über dem Tisch. „Hier befinden sich die Chiss und gleich hier die Grysks“, meinte er und deutete auf die jeweiligen Territorien in dem Hologramm. „Sie sind wohl momentan gleichstark, uns etwas überlegen. Doch wenn sie in einen größeren Krieg geraten würden, könnte sich das mit der Überlegenheit bald ändern.“

In dem Moment bemerkte Armitage Brendol Hux, der nun eine Zwischenbemerkung abgab. Auch er trug mittlerweile die Generalsuniform mit dem Abzeichen der Ersten Ordnung. „Und wenn sich eine Seite als stärker erweist, könnte es in unserem Interesse sein, die jeweils schwächere Seite ein wenig zu unterstützen, so dass sich der Krieg und die Zerstörungen ein wenig hinziehen.“ Pryde nickte. „Ja, General Hux. Auch daran hat der Oberste Anführer bereits gedacht. Aber im Moment sind das alles noch hypothetische Annahmen, da ja noch nicht einmal sicher ist, dass es überhaupt zu Kämpfen oder gar einem richtigen Krieg kommt.“

Armitage hatte einige Fragen, die er jedoch nicht aussprach, um hier nicht als Neuer und als absolut inkompetent zu erscheinen. Vor allem über diese Grysks, wo sie waren, wer sie waren, wie stark sie waren, welche Bedrohung für die Erste Ordnung von ihnen ausging. Er müsste sich erst einmal informieren müssen. Und da er zu dieser Besprechung eingeladen worden war, nahm er an, dass er nun auch die Zugangsberechtigung zu solchen Informationen hatte.

Doch anscheinend wussten Pryde, Brendol Hux und die übrigen Offiziere auch noch nicht wirklich viel über diese Grysks, denn die Versammlung kam zu dem Schluss, dass sie sich vorerst auf das weitere Sammeln von Informationen konzentrieren wollten. Darüber hinaus, so ergänzte Brendol Hux, verdeutlichten diese Spannungen wieder einmal, wie prekär das Überleben hier draußen in den Unbekannten Regionen war, so dass sie, mit Blick auf die Zukunft, gut daran täten, ihre Rekrutierungsanstrengungen zu intensivieren.

Armitage kehrte nach der Besprechung in sein Quartier zurück und wollte einen ersten Blick auf die bekannten Informationen über die Grysks werfen, als er bemerkte, dass ihn jemand versucht hatte auf seinem Komm zu erreichen. Als er das Gerät nahm und eine Verbindung zu dem Anrufer herstellte, sah er das Gesicht Opans. „Hallo Armitage“, meinte der. „Ich wollte dich nur auf ein neues Vid hinweisen, das kürzlich im Holonetz aufgetaucht ist. Es stammt von Arkanis. Und ich bin mir sicher, es wird dich interessieren.“ Da lag Opan, der ja bei ihrer geheimen Mission auf dem Planeten dabei gewesen war, gar nicht so falsch. „Hat das etwas mit unserer Mission dort zu tun?“, fragte ihn Armitage, als Opan die Vid-Adresse heraussuchte und sie ihm weitergab. „Schau es dir einfach an, Armitage“, antwortete der andere nur, meinte, dass er gleich gehen müsse und verabschiedete sich wieder.

Armitage, der auch gleich zu einem Manöver musste, sah sich das Vid trotzdem noch an. Es dauerte auch nicht lange, nur zehn Minuten. Zu sehen war wieder diese Artaska-Basis der sogenannten Neuen Republik, die sie selber vor Monaten während ihrer geheimen Mission angegriffen hatten. Die Schäden, die die Raketen verursacht hatten, waren noch immer nicht gänzlich beseitigt. Man konnte nämlich immer noch teilweise zerstörte Gebäude sehen, wie Armitage erfreut feststellte.

Nach dieser Komplettaufnahme des Areals, die von irgendwo aus dem Wald stammen musste, der an die Basis angrenzte, zoomte die Kamera näher heran und konzentrierte sich auf einen Lastgleiter, der auf den Basiseingang zufuhr und der anscheinend irgendetwas zulieferte. Als er an den Kontrollen ankam, hielt er jedoch nicht an sondern beschleunigte sogar noch und raste an den Soldaten vorbei, die sofort ihre Blastergewehre auf ihn richteten und das Feuer eröffneten. Der Fahrer des Lastgleiters ließ sich allerdings nicht beirren und fuhr direkt auf die am nächsten gelegenen Soldatenunterkünfte zu. Die Wachen am Eingang rannten ihm hinterher, schossen dabei unablässig, und die Ladefläche des Fahrzeugs fing Feuer. Kurz darauf krachte es dann mit voller Wucht in eine Mauer der Baracken und explodierte in einem grellen Feuerball. Dann hielt das Vid an und es erschien eine Schrift: „Arkanis erhebt sich“.

Dasselbe, was auch sie gesendet hatten. Ihre Angriffe auf die Soldaten der Rebellen hatten also Nachahmer gefunden. Wahrscheinlich waren das die Amaxinen, die den Kampf nun alleine fortführten, dachte Armitage schmunzelnd.


Eine Woche verging, bevor Armitage wieder zu General Pryde beordert wurde. Dieser nämlich hatte beschlossen, ihn mit einem neuen Aufgabengebiet vertraut zu machen: Der Rekrutierung und Ausbildung neuer Soldaten, also dem Gebiet, für das sein Vater verantwortlich war. Und so war es auch kein Wunder, dass er dabei wieder genau mit ihm zusammentraf. Und zwar auf der Finalizer, mittlerweile das Flaggschiff von General Hux.

„Bis sich uns im großen Stil sympathisierende Sternensysteme anschließen, müssen wir selber mehr Soldaten rekrutieren“, erklärte ihm Brendol dann auf dem Schiff. „Das ist im Moment unsere vordringlichste Aufgabe.“ Und dann erläuterte er ihm das, wovon er bereits vor Jahren überzeugt gewesen war, als er noch Kommandant der Arkanis-Akademie war: „Ich spreche hier nicht von irgendwelchen Rekruten, Armitage, sondern von der neuen Art von Rekruten und Rekrutierung. Von künftigen Sturmtrupplern, die denen aus den Zeiten des Imperiums überlegen sein werden.“

Armitage erinnerte sich, dass er diese Sätze so ähnlich schon einmal gehört hatte, vor Jahren, als er selber noch ein Kind war. Konzilar Rax hatte das damals gesagt, als sie auf Jakku der letzten entscheidenden Schlacht des Imperiums gegen die Rebellen entgegensahen. „Du meinst die Rekrutierung von Waisenkindern auf irgendwelchen verwahrlosten Planeten am Rande der Galaxis?“

„Korrekt, Armitage. Und wie wir alle mittlerweile an der ersten Generation von ehemaligen Kindersoldaten sehen können, haben sich meine Erwartungen an das Programm erfüllt. Sieh dir zum Beispiel diesen CD 0922 an, den den du damals als Archex auf Jakku kennengelernt hast. Ein absolut loyaler, komplett von der Ersten Ordnung überzeugter und fähiger junger Offizier. Eine Bestätigung für das Programm, das ich bereits in der Akademie auf Arkanis entwickelt habe.“

„Gibt es denn so viele Waisenkinder in der Galaxis, dass wir genügend Rekruten bekommen?“, brachte Armitage seine Skepsis zum Ausdruck und sah, dass Brendol seine Kritik an seinem Lieblingsprogramm missbilligte. „Mehr als du denkst. Darüber hinaus greifen wir natürlich auch auf Kinder zurück, die keine Waisen sind. Auch die haben sich bereits als tauglich für diese Art von Ausbildung erwiesen und haben schließlich das Imperium als seine wahre Familie akzeptiert, der jetzt ihre uneingeschränkte Loyalität gilt.“ Armitage begriff.

„Ihr nehmt sie ihren Familien weg?“ Wieder schenkte Brendol ihm einen missbilligenden Blick. „Wir geben ihrer Existenz einen höheren Sinn. Wir alle haben einen höheren Sinn zu erfüllen, indem wir uns den Zielen der Ersten Ordnung unterordnen. Hast du das denn immer noch nicht begriffen, obwohl du bereits eine Majorsuniform trägst?!“ Armitage hielt dem tadelnden Blick seines Vaters stand. „Selbstverständlich habe ich das begriffen, General Hux.“

Der schien erst etwas darauf erwidern zu wollen, überlegte es sich dann aber anders. „Dann wirst du jetzt lernen, wie man diese Kinder von klein auf richtig erzieht, so dass sie einmal gute und loyale Sturmtruppler und Offiziere für die Erste Ordnung werden.“

Wie sich herausstellte, flogen sie diesmal auf einen Planeten in den Unbekannten Regionen zu, der in den Datenbanken der Ersten Ordnung als zerstört aufgeführt war: auf Parnassos. Dort ließ General Hux die Finalizer im Orbit warten und flog mit ein paar Sturmtrupplern in einem Shuttle hinunter zur Oberfläche.

Für Armitage wirkte dies alles etwas befremdlich und irrational. Natürlich verstand er, dass sein Vater die Ausbildung der Sturmtruppen verbessern wollte, doch dass ein General der Ersten Ordnung auf einem ihrer modernsten Sternzerstörer zu irgendwelchen entlegenen Planeten reiste, um dort ein paar Kinder zu rekrutieren, war nicht mehr so verständlich. Noch nicht einmal, wenn er jetzt mit Tausend freiwilligen oder unfreiwilligen Rekruten auftauchen würde, ergäbe das viel Sinn. Die Erste Ordnung wollte gegen die Supermacht der Galaxis, die Neue Republik, um die Vorherrschaft kämpfen. Und diese Republik umfasste etliche Milliarden von Bürgern, vielleicht sogar Billionen. Welchen Unterschied würden da ein paar Tausend Rekruten mehr oder weniger ausmachen? In der Konstellation, die in diesem Moment in der Galaxis existierte, hatte die Erste Ordnung einfach zu wenig Bevölkerung aufzuweisen.

Also wäre es doch wohl sinnvoller, ihre höchsten Vertreter damit zu betrauen, im Rest der Galaxis nach sympathisierenden Sternensystemen zu suchen und sie zum Anschluss an die Erste Ordnung zu motivieren. Statt ein paar Tausend Kinder zu rekrutieren sollten sie versuchen ein paar Tausend Welten zu gewinnen. Anfangen könnte man ja mit den zentristisch regierten Welten wie zum Beispiel Arkanis und Daxam IV.

Armitage vertrieb sich nun die Zeit im Orbit ein wenig mit Recherchen im Holonetz. Dort war nämlich auch ganz einfach zu finden, welche Welten zu diesen Zentristen gehörten. Neben Arkanis und Daxam IV fand er dort etwa auch das bevölkerungsreiche Coruscant, Riosa, Hevurion, Kuat und Orinda. Das wäre eine sinnvollere Beschäftigung für einen General als die Reise zu einem Planeten in den Unbekannten Regionen, der auch noch als zerstört vermerkt war.

Es dauerte diesmal ein paar Tage, bis sich General Hux von seinem Schiff aus meldete und ihnen mitteilte, dass er auf dem Landeanflug auf Parnassos von dessen Verteidigungssystem abgeschossen worden war und eine Bruchlandung gemacht hatte. Da der Shuttle dabei zerstört worden war und nicht mehr fliegen konnte, sollten sie ihn nun von der Oberfläche abholen.

Also befahl Armitage einer Reihe von Sturmtrupplern ihn zu begleiten und flog zu der Absturzstelle. Wie er von oben hatte sehen können, lag diese mitten in einer Wüste aus grauem Sand, während andere Teile des Planeten grün und fruchtbar zu sein schienen. Diese seltsame Wüste bildete zudem fast schon einen weiten Kreis auf einem der Kontinente, so dass es Armitage so schien, als ob da eine große Atombombe im Megatonnenbereich explodiert wäre. Konsequenterweise fühlte er sich bei ihrem Anflug auf die Planetenoberfläche ziemlich unbehaglich und hoffte, falls seine Vermutung zutraf, dass diese Atomexplosion schon sehr lange her war.

Da er nicht wusste, was sie dort erwarten würde, ließ er die Soldaten als erstes aussteigen. Sie bildeten zwei Reihen und dann stieg auch Armitage aus und marschierte an ihnen vorbei. Vor ihm standen sein Vater, zwei einheimische Frauen und ein junges Mädchen. In der Umgebung lagen überall Leichen, die von einem Kampf zeugten, der hier gerade stattgefunden haben musste.

Armitage ging auf seinen Vater zu und begrüßte ihn distanziert: „Die Erste Ordnung ist erfreut darüber, dass du überlebt hast, Vater“. Woraufhin der erwiderte: „Das habe ich Phasma zu verdanken. Phasma, sie ist mein Sohn, Armitage.“ Armitage betrachtete die Einheimische skeptisch. Sie wirkte wild und war riesig, so dass er zu ihr aufschauen musste. Außerdem trug sie einen weißen Sturmtrupplerhelm. „Die Erste Ordnung dankt Ihnen, Phasma“, erwiderte er dann. Daraufhin machten sie sich auf zum Schiff. Doch sein Vater und diese Frau, die er Phasma genannt hatte, kamen überein die kleinere und schwächere einheimische Frau zurückzulassen. Armitage mischte sich nicht ein.

Dann flogen sie wieder ab Richtung Weltraum und der Finalizer. Doch noch bevor sie das Schiff erreichten, rief Brendol diese Phasma an eines der Fenster des Shuttles, von dem aus man den Planeten von oben sehen konnte, und wies sie an genau zuzusehen. Dann feuerte er die Laser des Schiffes auf bestimmte Orte auf der Oberfläche ab, während die Frau zusah, wie er ihren Heimatplaneten beschoss. Und um ganz deutlich zu machen, was er da tat, wandte er sich an sie und fragte: „Sehen Sie nun die Macht der Ersten Ordnung? Was wir mit denen tun, die sich gegen uns richten?“ Sie nickte nur und schwieg. Auch Armitage verstand, was er ihr damit sagen wollte: Tu was ich will oder du wirst sterben.

Zurück auf der Finalizer konnte Brendol nicht anders als sich vor Armitage und der Brückenbesatzung mit seinem Fund zu brüsten. „Diese Phasma ist eine ausgezeichnete Kämpferin, von den widrigen Umständen ihres Planeten gestählt und mit einem starken Willen zu überleben. Sie hat gelernt sich gegen diese unwirtlichen Gegebenheiten zu behaupten. Das hat sie dort auf Parnassos zu einer wahren Kämpferin gemacht. Und ich wäre stolz darauf, wenn sie mein Sohn wäre.“

Doch auch Armitage hatte schon eine bissige Bemerkung parat: „Mag sein, General. Doch ist sie und dieses Kind alles, was du dort hast finden können? Ein bisschen wenig, um die Erste Ordnung zu einer galaktischen Macht aufsteigen zu lassen.“ Das saß erst einmal. Er hatte ihn offen vor den anderen kritisiert.

Brendol starrte ihn böse an. Doch statt nach Argumenten zu suchen, schlug er Armitage ins Gesicht, gleich mehrmals. „Wage nicht, die Entscheidungen deines Vorgesetzten zu kritisieren, Major!“, schrie er ihn an. „Sonst wird es dir eines Tages so ergehen, wie denen da unten auf Parnassos, die sich gegen uns gestellt haben!“ Daraufhin verschwand er, und Armitage schaute ihm voller Abscheu hinterher.


2.

Die Spannungen in den Unbekannten Regionen zwischen den Chiss und den Grysk nahmen im Laufe der Zeit tatsächlich weiter zu und dominierten langsam die Strategiebesprechungen der Offiziere auf Ilum. Armitage, der sich mittlerweile die verfügbaren Informationen zu diesen Grysk in den Datenbanken der Ersten Ordnung angesehen hatte, wusste, dass es sich bei ihnen um eine aggressive Erobererspezies handelte, die schon öfter in Konflikt mit den Chiss und anderen Völkern in den Unbekannten Regionen gekommen waren. Dabei war es nicht so sehr eine überlegene Technologie oder Strategie, die sie gefährlich machte, sondern ihre schiere Masse. Sie überrannten den Gegner nahezu. Und nicht nur die Chiss waren in der Vergangenheit bereits mit ihnen in Konflikt geraten, sondern auch das Imperium: 1 VSY führten sie Überfälle auf die äußeren Randgebiete in imperialem Gebiet durch. Und dies brachte damals Thrawn zu der Annahme, dass eine Invasion der Galaxis durch diese Grysk bevorstehe.

Und es war anscheinend nur eine andere seiner Annahmen, die den imperialen Flüchtlingen in den Unbekannten Regionen das Leben gerettet hatte: Die Grysk schienen immer das am nähesten gelegene Volk als die größte Bedrohung wahrzunehmen und anzugreifen. Da die Chiss den Grysk nun näher gelegen zu sein schienen, wurden konsequenterweise diese angegriffen und nicht die anfänglich fast wehrlosen Flüchtlinge, die sie mühelos überrannt hätten.

Doch anders als vormalige Konflikte zwischen beiden Großmächten, schien die gegenwärtige Lage ernster zu sein: Laut Geheimdienstberichten, zu denen Major Hux Zugang hatte, standen sich da draußen mächtige Flotten gegenüber. Chiss-Sternzerstörer und elliptische Grysk-Schiffe, die zwar kleiner waren dafür aber zahlreicher. Nach diesen Berichten sollte es bereits zu Zwischenfällen zwischen beiden Seiten gekommen sein und die Chiss hätten schon einen ihrer Kreuzer verloren.


Es war dann bereits das Jahr 26 NSY, als der Kalte Krieg zwischen der Chiss Ascendancy und der Grysk Hegemonie heiß wurde. Die Erste Ordnung tat erst einmal gar nichts außer Beobachten, denn sie spekulierte auf große Verluste auf beiden Seiten, die beide so sehr schwächen würden, dass die Erste Ordnung der lachende, und dann stärkere, Dritte wäre. Doch es war bereits nach dem ersten Monat der Kämpfe klar, dass diese Strategie nicht aufgehen würde: Die Grysk trieben die Chiss weit zurück in Richtung auf ihre eigenen Grenzen.

Und das war der Moment, als Major Hux und viele andere Offiziere und Soldaten den Befehl erhielten auf die Supremacy zu kommen, die im Orbit um Ilum auf sie wartete. Als Hux dieses Schiff zum ersten Mal sah, war ihm sofort klar, dass die Erste Ordnung hiermit eine Waffe besaß, die weitaus stärker war, als selbst ihre neuen Sternzerstörer der Resurgent-Klasse. Dieses Schiff war einfach riesig im Vergleich zu ihnen: Es war sogar größer als die Ravager und die Eclipse. Vor allem war es mit einer Flügelspannweite von gut sechzig Kilometern breiter als lang. Und es war mit Tausenden von schweren Turbolasern, Raketenbatterien und schweren Ionenkanonen bewaffnet. Es war sogar groß genug, dass acht Sternzerstörer an ihm andocken konnten. Im Inneren transportierte es zudem einige Geschwader TIEs. Seine Besatzung konnte mehr als zwei Millionen Sturmtruppler, Offiziere, Ingenieure und Techniker umfassen. Und es war das Flaggschiff des Obersten Anführers Snoke.

Mit diesem Schiff, einem Dreadnought der Mega-Klasse (laut Google-Übersetzer ist ein Dreadnought ein Schlachtschiff. Doch da ein dreadnought viel größer und stärker ist als ein battleship, habe ich die Bezeichnung Dreadnought ins Deutsche übernommen, um den Unterschied klarzumachen), würde die Erste Ordnung nun die Reihen der sich zurückziehenden Chiss verstärken. Denn sie hatte keinerlei Interesse daran, dass die Grysk gewannen und womöglich auch noch sie selbst bedrohten. Armitage Hux stand mit mehreren Offizieren, zu denen auch sein Vater, General Pryde, Admiral Brooks, Hauptmann Opan und die Kapitäne Peavey und Canady gehörten, auf der Brücke. Als Admiral kam Brooks das Kommando zu. Eben jenem Brooks, der sich vor Jahren auf Arkanis einen Spaß daraus gemacht hatte, den jungen Armitage als illegitimen Bastard zu verhöhnen.

Als die Supremacy den Hyperraum in einiger Entfernung von der Schlacht verließ, konnte Armitage die übrigen Schiffe noch nicht aus dem Sichtfenster der Brücke sehen. Sie waren im Moment nur auf dem Taktikschirm zu identifizieren. Dann gab Admiral Brooks die Angriffstaktik vor: „Langsam in Schussreichweite fliegen, dann so gut wie möglich die Distanz halten und das Feuer auf die großen Grysk-Schiffe eröffnen!“

Gut, dachte Armitage, das war naheliegend, auch wenn man kein Flottenadmiral sondern ein Bodenmajor war. Hätte er nun das Kommando über große Raketen mit hoher Reichweite, würde er sie auch dann abfeuern lassen, wenn sie noch außerhalb der Schussreichweite der Gegner waren. So würden seine Raketen treffen, bevor der Feind sie treffen konnte. Doch bei den Schiffen bestand vermutlich der große Nachteil darin, dass kleinere Schiffe wohl schneller waren als große. Also würde Brooks wohl alles, was feuern konnte, auch feuern lassen, bevor die Grysk-Schiffe es schafften in selbst in Schussreichweite zu kommen.

Während die Supremacy sich der Schlacht näherte, richteten die Waffenoffiziere die schweren Turbolaser und Ionenkanonen auf den Feind aus und Minuten später konzentrierte das Schiff, das hier bei Weitem das größte war, sein Turbolaserfeuer und seine Raketen auf die Grysk-Schlachtschiffe. Sie selbst wurden noch nicht getroffen. Doch Armitage konnte das Aufblitzen ihrer Laser sehen, als sie von den Chiss-Sternzerstörern abließen und versuchten, die Supremacy zu erreichen. Doch noch bevor sie in Reichweite kamen, zerfetzten die schweren Laser der Supremacy einige dieser Schiffe, da ihre Energie so stark war, dass sie die Schutzschilde und die Panzerung der Gegner schon nach kurzem durchschlugen.

Als sich die Supremacy dann daran machte eine ganze Bresche in die Reihen der Grysk-Schlachtschiffe zu schlagen, zogen diese auch ihre Kreuzer hinzu und ließen sie auf den Megadreadnought feuern. Armitage spürte nach den ersten Einschlägen der sich langsam nähernden Schlachtschiffe und Kreuzer erst gar nichts. Die Supremacy hatte starke Schilde und war zudem gut gepanzert. Doch bald kamen die gegnerischen Schiffe von allen Seiten auf sie zu und verhinderten somit, dass die Supremacy durch ihren Rückzug versuchte möglichst lange auf maximaler Reichweite zu bleiben. Sie nahmen sie in die Zange und feuerten anscheinend von überall. Sie befanden sich im Zentrum eines Ansturms, der sich immer mehr näherte, bis schließlich alle Feindschiffe in ihrer jeweils eigenen Feuerreichweite waren. Armitage konnte nur noch ein Durcheinander von Lichtblitzen und Explosionen sehen. Die Schilde der Supremacy glühten auf, während immer mehr Grysk-Schiffe von ihren Turbolasern gekocht wurden und explodierten.

„Hier Admiral Brooks an das Chiss Flottenkommando“, hörte Armitage dann den Admiral in ein Brückenkomm sprechen. „Wir ersuchen Sie darum, die Grysk jetzt von außen zu blockieren und unter Feuer zu nehmen. Wir werden sie währenddessen weiter aus dem Inneren unter Beschuss nehmen.“ Anscheinend waren sie damit einverstanden, denn die Chiss bildeten eine Klammer um die Grysk, die ihrerseits eine Klammer um die Supremacy gebildet hatten. Die Grysk gerieten nun langsam immer mehr zwischen beide Seiten und hatten keine Fluchtmöglichkeit mehr. Und dann hatten sie ihr größtes Schiff vor sich.

„Das muss ihr Führungsschiff sein!“, rief Armitage in die Unterhaltung der höheren Offiziere. „Wir sollten sie lebend hereinziehen und verhören!“ Brooks und die Generäle schauten ihn etwas verwirrt an. Es war nicht gerade üblich, dass sich ein Major in die Taktikplanungen der obersten Militärführung einmischte. Armitage wurde etwas rot, als sie ihn anstarrten und wünschte, er hätte seinen Mund gehalten.

Nach einer gefühlten Ewigkeit ergriff Brooks mit grimmigem Blick das Wort: „Das haben wir auch schon erkannt, Major!“ Und tatsächlich konzentrierte er nun das Feuer der Supremacy auf die Waffen dieses Schiffes. Obwohl auch die Supremacy bereits einige ihrer Turbolaser, Ionenkanonen und Raketenbatterien verloren hatte, war sie dem ebenfalls schon beschädigten Feindschiff immer noch überlegen und musste die Chiss nicht um Feuerhilfe bitten. Es dauerte allerdings einige Minuten, in denen Armitage inmitten des Feuers mulmig wurde, bis der letzte Geschützturm des Grysk-Führungsschiffes verglühte und Brooks es mit Traktorstrahlen ins Innere der Supremacy ziehen ließ.

Im Laufe der nächsten Stunden rieben die Chiss und die Erste Ordnung mit vereinten Kräften immer mehr der Grysk-Schiffe auf. Doch deren Taktik bestand mittlerweile darin, sich einen Fluchtkorridor zwischen den Chiss-Schiffen frei zu schießen und zu entkommen. „Sie konzentrieren ihr Feuer jetzt auf die Chiss!“, bemerkte Canady als erster. „Und sie konzentrieren sich auf einen bestimmten Punkt in den Chiss-Reihen. Das heißt, sie wollen sich einen Fluchtweg frei schießen und dann fliehen!“, fügte er hinzu. „Feuert auf die Stelle, wo sich die Grysk-Schiffe zusammenziehen!“ bellte Brooks den Waffenoffizieren zu. „Schießen wir noch ein paar von ihnen ab!“

Eine Stunde später waren sie wieder frei und die feindliche Umklammerung hatte sich komplett aufgelöst. Und wie sich herausstellte, hatten sie tatsächlich die Militärführung der Grysk gefangengenommen. Zumindest ein Dutzend ihrer Offiziere, die überlebt hatten.


Die Supremacy wurde nun in ihre in den Unbekannten Regionen versteckte Werft geflogen, wo sie repariert werden sollte, die Offiziere und Soldaten kehrten vorerst zurück nach Ilum und die gefangenen Grysk wurden Verhören unterzogen.

Armitage bekam davon nichts mit, denn er beobachtete in den folgenden Tagen das Training der Kindersoldaten seines Vaters, die er durch die eisige Kälte Ilums laufen ließ und dabei unerbittlich antrieb. Um alle zu Höchstleistungen anzutreiben, bediente er sich, wie schon alle möglichen Militärs zu allen möglichen Zeiten, der Einteilung in Gruppen. Belohnungen und Bestrafungen bezogen sich somit auf eine Gruppe als Ganzes. Wollte eine Gruppe nicht etwa zum Toilettenputzen oder nächtlichen Dauerläufen eingeteilt werden, mussten sie sich untereinander antreiben und Druck auf ihre schwächsten Mitglieder ausüben. Dieses System hatte sich auch hier bestens bewährt und sich als effektiver erwiesen als bloßer Ansporn durch einen Unteroffizier.

Doch nicht nur Armitage beobachtete sie, sondern auch diese Phasma, die sein Vater von Parnassos mitgebracht hatte und von der er so begeistert war. Sie trug mittlerweile eine silbern glänzende Rüstung und den dazu passenden Helm, der ihr ganzes Gesicht verbarg. Warum, bei allen Sternen, trug sie hier so eine Rüstung statt eines ordentlichen Schneemantels?

„Sie sind der Sohn von General Hux, richtig?“, sprach sie ihn nach einer Weile an. Armitage bestätigte. „Ja. Und Sie sind diese Phasma, die sich auf Parnassos freiwillig der Ersten Ordnung angeschlossen hat.“ Er zögerte kurz. „Wenn ich fragen darf, warum wollen Sie Soldat der Ersten Ordnung werden?“, fragte Armitage neugierig. „Weil meine Welt stirbt und ich hier in der Ersten Ordnung überleben kann.“ Es irritierte Armitage etwas, dass er ihr beim Reden nicht ins Gesicht sehen konnte, sondern mit dieser Maske sprach, aber er war auch so davon überzeugt, dass sie die Wahrheit sagte.

Er nickte ihr zu. „Ja, das ist so ein typischer Grund, sich uns anzuschließen. Egal welcher Drill sie hier erwartet, die Erste Ordnung bietet immer noch mehr Zivilisation als so mancher heruntergekommene Planet. Ein weiterer typischer Grund ist die Überzeugung, etwas gegen die Kriminalität, die Gewalt, die Korruption, ganz allgemein das Chaos, in den sogenannten „befreiten“ Gebieten tun zu wollen.“

„Ja, das wollen sie bestimmt“, entgegnete Phasma. „Aber es geht auch um physisches Überleben. Und dazu musste ich mich einer Gruppe anschließen, die stark genug ist, sich in der Galaxis zu behaupten. Die entschlossen und in der Lage ist, sich gegen ihre Feinde durchzusetzen und zu überleben.“ Armitage rieb seine Hände aneinander, die trotz der Handschuhe eiskalt waren und steckte sie dann in die Taschen seines schwarzen Mantels, während diese Frau überhaupt nicht erkennen ließ, dass sie fror.

„Dann glaube ich, dass Sie hier ganz richtig sind, Phasma. Die Überzeugung in einer chaotischen Galaxis stark sein zu müssen, um zu überlegen ist in der Ersten Ordnung äußerst ausgeprägt. Es gibt sogar Gerüchte, dass General Hux vor mehr als zwanzig Jahren in der Akademie auf seiner Heimatwelt nicht davor zurückschreckte, die Versager physisch eliminieren zu lassen.“ „Wenn es hilft die Gruppe als ganzes tauglich zu machen, kann es sinnvoll sein, den Ballast loszuwerden, der sie hinunterzieht“, entgegnete sie kaltblütig darauf. Armitage verstand jetzt, warum sie sich so gut mit seinem Vater verstand. „Aber in einer Akademie? Die Untauglichen wären von ganz alleine an der Offiziersprüfung gescheitert, ohne den anderen zu schaden.“

Phasma bevorzugte es, darauf nichts zu sagen und sah wieder den Kindern zu, die noch immer durch den Schnee stapften. „Eliminiert die Erste Ordnung hier auch die untauglichen Rekruten?“ Armitage sah sie ein wenig verblüfft an und zuckte dann mit den Schultern. „Soweit ich weiß nicht. Wir sind einfach zu wenige und können so ziemlich jeden gebrauchen. Ich denke, unser General Hux wird einfach das Beste daraus machen, ob es ihm passt oder nicht.“


Eine Woche nach dem Krieg gegen die Grysk wurde Armitage wieder zur Flotte gerufen. Diesmal aber wieder zu dem Flaggschiff seines Vaters, der Finalizer. Wie sein Vater meinte, hatten die gefangenen Grysk-Offiziere schließlich beim Verhör die Position ihrer Heimatwelt verraten und die galt es jetzt in einer Bodenoffensive einzunehmen.

Die Flotte, die sich dann auf den Weg dorthin aufmachte, bestand aus fünf Sternzerstörern. Diese umflogen das Territorium der Chiss, hielten auf Mobus zu und flogen dann noch ein Stück weiter, tief in unbekanntes Gebiet. Da sie diesen Raum ganz am Rande der Galaxis nicht kannten und nicht wussten, welche Gefahren dort drohten, mussten sie vorsichtig navigieren und kamen nur langsam voran.

So erreichten sie die Koordinaten, die ihnen die Gefangenen gegeben hatten, auch erst nach zwei Monaten. Auf Befehl von Admiral Brooks, der auf einem der anderen Sternzerstörer war, gingen die fünf Schiffe in den Orbit des Planeten, den die Erste Ordnung einfach GHW nannten, Grysk-Haupt- oder Heimatwelt, da sie den richtigen Namen nicht aussprechen konnten. Anschließend gab Brooks den Befehl, GHW aus dem Orbit zu bombardieren und alles, was nach Verteidigungseinrichtungen aussah, platt zu machen. Da die Offiziere aber nicht so genau wussten, was nun eigentlich der Verteidigung diente, ließen sie mehr oder weniger alles mögliche beschießen.

Als sie dann nach ein paar Stunden das Feuer einstellten und die Jäger starteten, um sich ein Bild aus der Nähe zu machen, stiegen mehrere kleinere und mittelgroße Grysk-Schiffe auf. Vermutlich der Rest ihrer Flotte, vermutete Armitage. Brooks schickte ihnen zwei Geschwader TIEs entgegen, die sich um die kleineren Schiffe kümmerten, während die Sternzerstörer das Feuer auf die mittelgroßen eröffneten. Es war schnell klar, dass sie, die sie außer an der Supremacy keine Kriegsschäden zu beklagen hatten, die keine wochenlangen Verluste erlitten hatten, sondern mit völlig intakten Schlachtschiffen und Schlachtkreuzern hier ankamen, dieser relativ kleinen Restflotte der Grysk überlegen waren. Als sie diese schließlich zerstört hatten, nahmen sich die Sternzerstörer diejenigen Gebäude vor, von denen aus diese Grysk-Schiffe gestartet waren, und deckten sie mit Raketen ein, bis nichts mehr von ihnen übrig war außer Trümmern.

Dann ließ General Pryde die Truppentransporter für die Bodenoffensive starten und in die Richtung fliegen, aus der die feindliche Flotte gestartet war. Vermutlich lag dort ihre Zentrale und die Hauptstadt. Noch bevor sie losflogen, gab er seinen Offizieren seine Anweisungen: „Sie machen alles nieder, was sich bewegt. Die Erste Ordnung findet hier wahrscheinlich wertvolle Rohstoffe, die sie ausbeuten möchte, und dann kann sie keine aggressiven Grysk hier gebrauchen, die die Minenarbeiter und die Angestellten angreifen. Wenn Sie ihre Zentrale eingenommen und zerstört haben, werden Sie sich aufteilen und weitere Zentren angreifen. Die werden momentan von unseren Sternzerstörern aus identifiziert, sodass wir bald ihre Koordinaten haben dürften. Diese werde ich dann in Ihre Datapads übertragen lassen.“

Während der General auf seinem Sternzerstörer blieb und den Einsatz vom Orbit aus steuerte, flog Major Hux mit hinunter in die zerstörte Stadt, um sein Bataillon vom Boden aus zu koordinieren. Mit ihm flogen auch Hauptmann Iannera und Sergeant Phasma, die er zum ersten Mal im Kampfeinsatz beobachten würde. Sie wurden während des Anflugs von einer Staffel TIEs begleitet, da der Truppentransporter nicht bewaffnet war. Doch die Grysk griffen sie nicht an. Vermutlich reimten sie sich zusammen, dass ihre Geschütze, sobald sie auf sie feuerten, von den TIEs sogleich zerstört würden.

Hux war nicht wohl bei diesem Einsatz. In einer Stadt gab es so viele Verstecke, von denen aus sie unter Beschuss genommen werden konnten, auch wenn sie zerstört war. Er selber würde Schützen in die Gebäude verteilen und sie mit Blastern und gegebenenfalls Panzerfäusten auf die Eindringlinge feuern lassen. Während seine Leute hinter Mauern an Fenstern Deckung hätten, würden die Eindringlinge erst einmal schön sichtbar auf den Straßen herumlaufen. Da er nicht wusste, wie viele der Grysk hier den Beschuss aus dem Orbit überlebt hatten, befürchtete er ein Massaker unter seinen Leuten.

Doch die Grysk schienen eine andere Taktik zu verfolgen. Denn als sie auf einem freien Platz landeten, wurden sie nicht sofort angegriffen. Trotzdem wollte Hux das Einsatzkommando möglichst schnell weg von dem offenen Platz bringen und zeigte auf ein größeres und stabil wirkendes Gebäude in der Nähe, das noch großteils stand. „Wir nehmen als erstes das Gebäude ein. Vielleicht können wir dort unser Hauptquartier aufschlagen“, informierte er Iannera. „Ein Zug kommt mit uns, der Rest schwärmt aus, identifiziert Bedrohungen und erledigt sie nach eigenem Ermessen!“

Hux war gerade dabei, den Kompanien seines Bataillons verschiedene Richtungen zuzuweisen, als die Grysk in vermutlich typischer Weise angriffen: Aus allen Seiten strömten sie plötzlich zu Hunderten oder gar Tausenden auf sie zu. „Wir müssen weg von diesem offenen Platz!“, rief Hux seinen Soldaten zu. „Lauft zu den nächsten Gebäuden und sucht Deckung!“

Dann lief auch er los und Iannera und Phasma folgten ihm zu demselben Gebäude, oder besser, zu derselben Ruine. Auf dem Weg schlugen seltsame Blitze aus unbekannten Gryskwaffen neben ihnen ein. Und sie liefen so schnell, wie sie es zwischen den Trümmern wagen konnten, ohne sich die Knochen zu brechen. Als Hux und Iannera die Ruine erreichten, warfen sie sich hinter eine Mauer und atmeten erst einmal erleichtert durch. Dann spähte er durch ein Loch in der Wand und sah, dass Phasma am Bein getroffen worden war und es noch nicht hierher geschafft hatte. Wie viele Sturmtruppler in ihrer Nähe, kauerte sie sich hinter ein großes Trümmerstück und erwiderte von dort aus das Feuer der anstürmenden Masse von Grysk.

„Was ist das für eine Taktik!?“, fragte er verwundert Iannera und die drei Sturmtruppler, die in seiner Nähe kauerten. „Wie ein Haufen Insekten überrennen sie einfach alles, ohne Deckung zu suchen!“ Von irgendeinem anderen Gebäude aus wurden Thermaldetonatoren auf die sich nähernden Grysk geschleudert und erste Granaten zischten aus Fenstern oder Löchern in den Gebäuden. Sie rissen große Lücken in ihre Reihen, doch die Grysk schlossen diese sofort wieder, indem die Folgenden ihren Platz einnahmen. Hux, Iannera und die drei Soldaten eröffneten auch das Dauerfeuer aus ihren Blastern und als die Feinde näher kamen, konnten sie sehen, dass sie alle Rüstungen trugen, die einen Teil der Energie abwehren konnte, bevor sie durchschlagen wurden. Die ersten Sturmtruppler, die nicht schnell genug Deckung gefunden hatten und sich immer noch hinter provisorischen Deckungen auf dem Platz befanden, wurden bereits niedergestreckt. Andere versuchten sich von Deckung zu Deckung zurückzuziehen, in Richtung eines der Gebäude. Doch viele erreichten die nicht, trotz des massiven Beschusses ihrer Kameraden aus den Ruinen.

Phasma war schon ein Stück weiter weg vom Zentrum des Platzes und langsam sammelten sich andere Soldaten in der Nähe ihrer Deckung, die sich auch zu der Ruine vorarbeiteten, in der Hux und Iannera waren und nach draußen feuerten. Überall lagen mittlerweile Leichen und Verwundete beider Seiten herum, und die Reihen der Kämpfer lichteten sich. Hux‘s Leute, die mittlerweile großteils aus der Deckung heraus schossen, gewannen langsam die Oberhand. Bisher hatten die Grysk noch keine Granaten, Detonatoren oder ähnliches in die Gebäude geworfen, so dass Hux davon ausging, dass sie so etwas gar nicht dabei hatten.

„Was macht Phasma da?!“, rief plötzlich Iannera. Hux sah zu ihr und bemerkte, dass sie sich hinter ihrem Trümmerstück trotz des angeschossenen Beins erhoben hatte und sich zusammen mit der Gruppe Sturmtruppler, die sich dort verschanzt hatte, auf die Grysk zu bewegte. „Verdammt, sie greifen die Grysk an! Das ist ein Gegenangriff!“, erwiderte Hux. „Gebt ihr Deckung!“, rief er dann den mittlerweile acht anderen in der Ruine zu. Und dann preschte Phasma und ihre Gruppe vor, das Dauerfeuer aus ihren Blastergewehren auf die zum Stehen gekommenen Grysk eröffnet. Ihre Rüstung wehrte einige der Blitze der Grysk ab, die sie zwischen den Deckungen hinter Trümmerstücken abbekam. Einige der Sturmtruppler, die sich ihnen anschlossen, wurden getroffen, ein paar starben. Doch noch mehr Grysk starben, umgemäht von Phasmas Gruppe und dem Feuer ihrer Kameraden aus den Gebäuden.

Und dann standen sie, lehnten sie, knieten sie erschöpft da zwischen Hunderten von Leichen und riesigen Pfützen aus Blut. Einige der Grysk regten sich noch auf dem Boden und Phasma trat nacheinander vor sie und erschoss sie. Dann sprach sie in ihr Kommlink, das sie an ihrem Gürtel befestigt hatte und meldete Hux, was er auch schon gesehen hatte: „Der Weg zu unserem neuen Hauptquartier ist jetzt wohl frei. Vermutlich keine Überlebenden unter den Feinden hier auf dem Platz.“ Der war erstaunt. So viel Effizienz und Kaltblütigkeit. Phasma war wirklich nicht schlecht.

Im Folgenden kümmerten sie sich um die leichter Verletzten und Hux ließ die schwerer Verwundeten und die Toten abholen. Dann schwärmten seine Soldaten aus und machten sich daran, die ganze Stadt einzunehmen. Hin und wieder stießen sie dabei auf einzelne Grysk, die sie ihrem Befehl zufolge eliminierten. Währenddessen hatte der Zug aus vierzig Soldaten, der Hux begleitete, das größere Gebäude ohne Widerstand eingenommen. Da es von freier Fläche umgeben war, nahm Hux an, dass es wohl als eine Art Regierungssitz gedient hatte, um das herum aus Sicherheitsgründen mögliche Deckungen für Angreifer beseitigt worden waren. Es war außerdem noch gut genug in Schuss und groß genug, um als provisorisches Hauptquartier zu dienen. Also verteilte Hux seine Soldaten in dem Gebäude und auf dem Gelände und suchte sich einen Raum aus, von wo aus er die Besetzung der Hauptstadt leiten würde.


Im Laufe der nächsten Wochen arbeiteten sich seine Sturmtruppen allmählich durch alle Viertel der Stadt, die Hux der Einfachheit halber schlicht GHW-Stadt nannte. Wie erwartet stießen sie dabei auch immer wieder auf Hinterhalte einzelner Gruppen von Grysk, die die Soldaten der Ersten Ordnung auf den Straßen lynchten. Hux ließ daraufhin gepanzerte Militärgleiter bringen, die seine Truppen bei demonstrativen Patrouillenfahrten schützen sollten. Da die Flotte mittlerweile auch dabei war, die Verbindung zwischen Ilum und GHW besser zu erkunden, würden die gepanzerten Gleiter auch nicht mehr zwei Monate unterwegs sein, sondern bereits in ein paar Wochen eintreffen.

Das war auch ungefähr die Zeit, die verging, bis er von General Pryde aus Ilum kontaktiert wurde. „Major Hux, ich habe neue Anweisungen für Sie.“ Hux, der es sich mittlerweile in seinem Büro im Hauptquertier gemütlich gemacht hatte, betrachtete sein Bild auf dem Display, konnte aber nicht erraten, was er wollte. „Unsere Erkundungsmissionen auf GHW haben kürzlich ergeben, dass es im Umkreis der Hauptstadt beträchtliche Mengen Thorilidium gibt, die wir für den Flottenbau benötigen. Wir haben deshalb eine Gruppe von Bergbauspezialisten zu Ihnen nach GHW entsandt, die sich vor Ort ein Bild machen sollen. Ich möchte, dass Sie für deren Sicherheit sorgen. Außerdem wird der Befehl zur Eliminierung der Einheimischen widerrufen. Wir werden sie nun als Arbeiter in den Thorilidium-Minen brauchen. Lassen Sie sie also zusammentreiben und in Lager bringen.“ Pryde schien sich bereits verabschieden zu wollen, als ihm noch etwas einfiel. „Ach ja, Major Hux, noch etwas. In ein paar Wochen wird auch Ihr Vater in GHW-Stadt eintreffen und das Oberkommando über den Planeten übernehmen.“ Armitage war nicht gerade begeistert darüber, ließ es sich aber nicht anmerken. „Verstanden, General Pryde“, sagte er stattdessen pflichtbewusst.

Hux musste also nun seine Strategie ändern. Bislang hatte er sich auf die defensive Erhaltung der Kontrolle über die Stadt konzentriert, was hauptsächlich Patrouillen von Sturmtruppen beinhaltete, aber auch Stürmung verdächtiger Gebäude und sogar öffentliche Erschießungen von Aufrührern, um ein Exempel zu statuieren. Doch wenn die Grysk sich friedlich verhielten und sich an seine Regeln hielten, kümmerte er sich nicht um sie. Doch jetzt musste er Lager einrichten lassen und offensiv Jagd auf sie machen lassen. Er musste wenigstens erste Erfolge vorweisen können, wenn General Brendol Hux hier eintraf. Doch es würde nun schwieriger werden. Denn wenn er alle Grysk jagen und versklaven ließ (das war es natürlich, was Pryde mit „Arbeiter“ gemeint hatte), würden auch die Widerstand leisten, die sich bislang der Autorität der Ersten Ordnung gefügt hatten.

Hux machte sich also daran, sein Vorgehen zu planen, so dass es möglichst wenige Verluste unter seinen Truppen geben würde. Doch es war schließlich Iannera, die ihn auf eine Idee brachte, wie das zu bewerkstelligen sein könnte. Als seine rechte Hand, die sie mittlerweile geworden war, hatte sie ihr Büro gleich gegenüber dem seinen. Und so bemerkte sie auch, dass er angefangen hatte, auf und ab zu gehen und zu grübeln. Nach einer Weile kam sie über den Gang und fragte, worüber er nachdachte. Hux erzählte ihr von den neuen Befehlen aus Ilum, und nach einer Weile meinte sie schlicht:

„Wir könnten die Grysk einfach als Arbeiter anwerben, Armitage. Jetzt nach unserer Bombardierung ihrer Hauptstadt leben sie in ziemlich erbärmlichen Verhältnissen und könnten womöglich Arbeit gebrauchen.“ Hux schaute sie erst erstaunt an, dachte dann aber ernsthaft darüber nach. „Falls sie das Konzept Arbeit für Broterwerb überhaupt kennen.“ „Auch das ließe sich lösen“, wandte Iannera ein. „Dann gäbe es eben Brot, oder was auch immer die essen, oder Kleidung oder Medikamente gegen Arbeit.“ Hux nickte. „Ja, das wäre einen Versuch wert. Vor allem, da wir ohnehin nur Anfangserfolge vorweisen müssen, bis unser geschätzter General hier auftaucht und übernimmt. Soll es dann seine Aufgabe sein, das Ganze am Laufen zu halten.“ Iannera grinste. „Eben, wir hätten somit wenige Verluste unter unseren eigenen Soldaten und erste Minenarbeiter vorzuweisen. Und wenn es auf Dauer nicht klappt oder der Ersten Ordnung zu teuer ist, dann ist es Brendols Problem“, fügte sie hinzu. Und Hux fügte gedanklich hinzu: Hoffentlich wird der Drecksack ordentliche Probleme haben.


Diese begannen jedoch schon zwei Monate später, kurz vor Armitages Abreise, als nämlich ein Offizier zu Brendol kam und von Unruhen unter den Grysk-Arbeitern berichtete. Sogleich gab er Anweisung einen Gleiter bereitzustellen, der ihn direkt zu den Minen bringen würde, sodass er sich selbst ein Bild von der Lage machen konnte. Als er dann ein paar Minuten später die Gänge des Hauptquartiers entlanglief, kam ihm Armitage entgegen. „Mach dich fertig. Wir fahren zu den Minen!“, wies er seinen Sohn kurz an. Armitage blickte ihn verwundert an. „Eine Inspektion?“ „Es soll in einer der Minen zu Unruhen gekommen sein“, erwiderte er nur knapp.

Anderthalb Stunden später erreichten Brendol, Armitage und ein Trupp Sturmtruppler in ihrem Gefolge die besagte Mine. Schon an der Zufahrt zu dem Gelände wurden sie von einem Offizier und dem Chef der Verwaltung empfangen. Der Offizier salutierte und kam sogleich auf Brendol zu. „Die Grysk-Minenarbeiter haben vor ein paar Stunden angefangen zu rebellieren, Sir. Sie haben zuerst ihre Aufseher überfallen und dann haben sie die Verwaltung gestürmt. Sie haben die komplette Mine unter ihre Kontrolle gebracht und sie plündern einfach alles!“, meinte er aufgebracht. „Unsere Sicherheitskräfte versuchen immer noch dem Chaos Herr zu werden!“. Brendol sah ihn missmutig an. „Was wollen sie?!“ „Weniger Arbeit, mehr Gegenleistungen. Aber kommen Sie am besten mit und sehen Sie selber“. Sogleich drehte er sich um und ging voran zum Eingang der Mine. Brendol, Armitage, der Verwaltungschef und der Trupp Sturmtruppler folgten ihm.

Es dauerte nun tatsächlich nicht sehr lange, bis sie auf die ersten Aufständischen trafen. Als diese die hohen Besucher sahen, holten sie ihren Anführer, der zumindest über einigermaßen gute Basic-Kenntnisse verfügte. Da dieser bisher nur Armitage als Chef kennengelernt hatte und die Rangabzeichen an den Uniformen nicht unterscheiden konnte, wandte er sich an diesen. „Wir wollen nicht so viel arbeiten und wir wollen mehr Nahrung und bessere Quartiere!“, forderte er von Armitage.

Dieser war sich nun bewusst, dass sein Schwindel zu früh aufgeflogen war und die angeworbenen Arbeitskräfte nicht wie Sklaven behandelt werden wollten. Hatte er eigentlich damit gerechnet, dass dies das Problem seines Vaters werden würde, wurde es nun doch noch seines. Zumindest die paar Tage, die er noch hier war. Armitage war sich außerdem bewusst, dass sein Vater neben ihm stand und beobachtete, wie er mit der Situation umging. Also trat er zu dem Anführer der Aufwiegler und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. „Ihr werdet tun, was wir von euch verlangen und ihr werdet mit dem zufrieden sein, was wir euch geben! Und wenn ihr den Aufruhr nicht unverzüglich einstellt und an eure Arbeit zurückkehrt, werden wir härter durchgreifen müssen!“

Hinter dem Aufwiegler hatten sich mittlerweile andere der Arbeiter versammelt und sahen neugierig zu. „Erst wollen wir mehr Entlohnung!“, blieb der stur. Armitage funkelte ihn zornig an. „Ich kann auch mehr Sturmtruppen herbeischaffen lassen!“ „Dann werden wir euch töten und aufessen!“

Nun wurde es Brendol zu viel und er schritt ein, zog seinen Blaster, hielt ihn an den Kopf des Grysk und drückte ab. Als der tot zu Boden fiel, machte sich Unruhe unter den anderen umstehenden Grysk breit. Sogleich hoben die Sturmtruppler ihre Blastergewehre und legten auf sie an. Die Arbeiter wussten nicht so recht, was sie machen sollten und standen einen Moment lang wütend und erschrocken da. Doch dann gewann die Wut bei dreien von ihnen die Oberhand und sie sprangen die Huxes an wie Raubtiere ihre Beute. Die Sturmtruppler eröffneten sofort das Feuer und die drei fielen auf den Boden direkt vor Armitage und Brendol.

Während Armitage noch der Schrecken ins Gesicht geschrieben stand, brüllte Brendol bereits die mittlerweile größer gewordene Gruppe der Umstehenden an: „Macht euch wieder an die Arbeit oder ich lasse auch euch erschießen!“ Dann nahm er sein Kommlink und gab auch den Sicherheitskräften der Mine die Feuererlaubnis auf die Aufständischen. Nach einer halben Stunde hatten sie schließlich die Rebellion niedergeschlagen. Sie hatten ein Viertel der ohnehin noch nicht sehr zahlreichen Arbeiter verloren, aber der Rest machte sich gezwungenermaßen wieder an die Arbeit.

„General“, sprach in zum ersten Mal der Verwaltungschef an. „Wir müssen nun die toten Arbeiter ersetzen, damit wir die Produktionsziele erreichen können. Wir könnten sogar mehr von ihnen gebrauchen.“ Brendol war gereizt. „Können Sie denn gar nichts alleine machen?!“, blaffte er ihn an. „Wenn Sie mehr Arbeitskräfte benötigen, dann beschaffen Sie sie eben! In den Straßen der Stadt wird sich doch genug von diesem Grysk-Gesindel herumtreiben! Treibt sie zusammen und bringt sie in die Minen!“ Dies war eine Anweisung an den Offizier und der stimmte pflichtschuldig zu. „Jawohl, General!“

Dann gingen sie wieder zurück zu dem Gleiter, der sie hergebracht hatte und Brendol meinte kurz an Armitage gerichtet: „So macht man das! Man muss sie spüren lassen, dass wir das Sagen hier haben!“ Doch Armitage wusste auch, dass es für einen Eroberer ein Albtraum sein konnte eine von feindlichen Elementen gehaltenen Großstadt einzunehmen. Das konnte ziemlich schnell sehr blutig enden. Er war schon froh, dass er sie halbwegs unter Kontrolle gebracht hatte. Doch jetzt wollte sein Vater die überlebende Bevölkerung noch weiter gegen sich aufbringen. Das würde blutig werden, und er war froh, dass er in ein paar Tagen von hier wegkam.


Als der Shuttle ein paar Wochen später in den Landeanflug auf die Ilum-Basis überging, konnte Armitage diesmal sehen, wovon Iannera einmal gesprochen hatte: die riesige Öffnung in dem Graben, wo einst Kyberkristalle abgebaut worden waren. Daraus ragte nun das Ende eines Zylinders hervor. Was auch immer die da unten bauten, irgendwann würde er mal nachfragen, was es damit auf sich hatte. Da es groß war, sah es auch wichtig aus.

Nachdem Armitage im Hangar der Basis gelandet war, ging er hinaus in den Schnee und steckte sich eine Zigarette an. Es war erst früh am Morgen hier auf Ilum und daher besonders kalt. Also würde er die eine Zigarette rauchen und dann gleich wieder in die Basis zurückgehen, sagte er sich. Um sich ein wenig aufzuwärmen, lief er ein Stück von der Basis weg und betrachtete dabei die allgegenwärtigen weißen Berge. Und so bemerkte er auch nicht gleich die weiße Gestalt, die ein paar hundert Meter von ihm entfernt über die weiße Ebene lief, die auf einer Seite an die Basis grenzte, bevor sie in ein tiefes Tal abfiel.

Als er sie schließlich sah, merkte er, dass sie zwar in der Rüstung eines Schneetrupplers steckte, aber für einen solche zu klein war. Die Gestalt hatte ihn noch nicht bemerkt, sondern war ganz darauf konzentriert, auf der verschneiten Ebene herumzulaufen und auf einen imaginären Feind zu schießen. Manchmal ließ sie sich in Deckung fallen, rannte dann ein Stück weiter bis zu einer kleinen Schneeanhäufung, ging wieder in Deckung und ballerte mit ihrem Übungsgewehr auf die Feinde vor sich, während sie sich hinter einem TIE zu Boden warf.

Armitage grinste und sah ein paar Minuten zu. Als er dann fertiggeraucht hatte, rief er den Jugendlichen heran, der ihn erst in dem Moment bemerkte. Nach kurzem Zögern kam der auf ihn zu und salutierte artig vor dem Offizier. „Was machst du denn allein so früh hier draußen?“, fragte Armitage. „Ist es nicht ein wenig kalt zum Spielen?“ „Ja, Sir“, entgegnete der Junge. „Aber ich war gestern während der Übungen nicht so gut und dachte, ich müsste ein wenig mehr trainieren.“ Armitage schmunzelte ihm zu. „Sehr löblich. Wie heißt du denn?“ „FR 4184, Sir. Und wenn ich älter bin, möchte ich einmal Hauptmann werden, wie meine Schwester“. „Und die trainiert wahrscheinlich auch gerader irgendwo hier im Schnee?“, fragte er und zwinkerte dem Jugendlichen zu. „Nein, Sir. Iannera ist auch so gut genug.“ Armitage war verblüfft. „Du bist Ianneras Bruder?“ „Ja, das bin ich.“

Als Armitage und FR 4184 hineingingen, begann gerade die Frühstückszeit. Die Aufzüge waren voll von lärmenden Kindern und Jugendlichen, die in die dritte Ebene fuhren, während Armitage in die zweite Ebene, diejenige für die Offiziere, fuhr. Dort angekommen, machte er sich ebenfalls auf den Weg in die Kantine. Das Essen hier war zwar nicht darauf ausgelegt, wirklich gut zu sein – es sollte vor allem gesund und nahrhaft sein – aber er war nach der langen Reise doch ziemlich hungrig. Also holte er sich sein Frühstück und suchte dann gezielt den Tisch auf, an dem Iannera saß.

„Hallo, große Schwester. Ist hier noch ein Platz frei?“, begrüßte er sie dann grinsend. Die Angesprochene blickte verdutzt zu ihm auf. „Ich habe eben dein Brüderchen draußen getroffen. Hat im Schnee gespielt.“ Sie bedeutete ihm, sich zu setzen, bevor sie darauf antwortete: „Ich habe ihn erst letztes Jahr kennengelernt. Er kam mit einigen Sympathisanten in einem Schiff aus Coruscant. Irgendwie hatte er davon gehört, dass ich hier bin und hat mich gesucht.“

Armitage hörte ihr zu, während er sein gesundes und nahrhaftes Frühstück aß, und unterbrach sie nicht. „Er wurde dort geboren, als meine Familie bereits auf die Flucht vor den Rebellen getrennt worden war. Meine Tante und mein Onkel hatten mich mitgenommen Richtung Jakku, während meine Eltern in Coruscant hängengeblieben waren. Weißt du, Armitage, mein Vater hatte eine höhere Position im ISB, dem Imperialen Sicherheitsbüro, innegehabt und wurde damals von den Rebellen gejagt. Die kontrollierten zu der Zeit den ganzen Luftverkehr von und nach Coruscant, und es war einfach zu riskant für sie, in dem Moment zu fliehen. Also tauchten sie unter und ließen mich mit meiner Tante und meinem Onkel nach Jakku fliegen. Die sind dort aber in den Kämpfen um den Planeten von den Rebellen erschossen worden, und ich musste alleine weiterfliegen in die Unbekannten Regionen.

Von meinen Eltern habe ich lange nichts mehr gehört. Erst, als mein Bruder letztes Jahr hier auftauchte und mir erzählte, dass die Rebellen meinen Vater gefangengenommen und verhört hätten, habe ich erfahren, was aus ihnen geworden ist. Mein Vater wurde jahrelang gejagt und schließlich Opfer der damaligen Schauprozesse, die den mittlerweile siegreichen Rebellen zeigen sollten, dass ihre Regierung gegen die ex-Imperialen durchgriff. Danach wurde er und eine Reihe anderer Imperialer wie Verbrecher aufgehängt.

Meine Mutter, die Frau eines dieser imperialen Opfer, verlor ihre Arbeit und ihre Wohnung. Niemand wollte sie damals einstellen, um nicht als Sympathisant der Imperialen verdächtigt zu werden. Sie hatte mittlerweile meinen Bruder, Erek, bekommen, und sie beide lebten in Armut. Sie hatten keine Perspektive. Meine Mutter konnte das wahrscheinlich nicht länger mitansehen. Also nahm sie all ihr Gespartes und besorgte ein Ticket für ihren Sohn, mit dem er hierherkommen sollte. Er war mittlerweile zehn Jahre alt, als sie ihn dann wegschickte. Sie würde hierbleiben auf Coruscant, hatte sie ihm erzählt. Und nach beträchtlichem Widerstand war er tatsächlich Richtung Raumhafen gegangen. Doch unterwegs hatte er es sich anders überlegt und kehrte wieder zurück. Und da sah er sie in ihrer bescheidenen Wohnung auf dem Boden liegen mit einem Blaster in der Hand und einem Einschussloch in der rechten Schläfe.“

Iannera hatte beim Erzählen das Essen vergessen, und jetzt stiegen ihr die Tränen in die Augen. Armitage betrachtete sie schweigend und nahm ihre Hand in die seine und drückte sie sanft. Nach ein paar Minuten meinte er dann: „Denk jetzt an deinen Bruder, Iannera. Er braucht dich jetzt. Du bist jetzt seine Familie. Und wenigstens habt ihr beide euch jetzt wiedergefunden. Und ich bin ja auch noch da.“ Sie zog nun ihre Hand zurück und lächelte ihn an. „Ja, Armitage. Ich bin froh, dass mein Bruder jetzt da ist. Und irgendwann werden wir uns an diesen verdammten Rebellen rächen!“


3.

Das Jahr 28 NSY brachte lautstarken Jubel nach Ilum: Einen Monat nachdem Armitages und Ianneras Tochter Shanita geboren wurde, erfuhren die auf der Basis stationierten Männer und Frauen von einem symbolträchtigen Anschlag im Herzen der Neuen Republik. So war es Arliz Hadrassian, der Anführerin der Amaxinen-Krieger, tatsächlich gelungen, das Gebäude des Senats auf Hosnian Prime mit Bomben zu sprengen. Ein Ereignis, das die Republik schockierte, auch wenn die Anwesenden vor dem Anschlag gewarnt worden waren.

Doch es dauerte nicht lange, bis Oberst Armitage Hux während einer Besprechung der führenden Offiziere erfuhr, dass die Organisation der Amaxinen-Krieger zerschlagen worden war. „Die meisten Amaxinen-Krieger wurden während eines Gefechts auf Sibensko getötet. Ihr Hauptquartier dort wurde zerstört, Hadrassian selbst hat Selbstmord begangen und Senator Carise Sindian wurden ihre königlichen Titel aberkannt. Darüber hinaus macht Senator Organa im Senat Stimmung gegen uns“, erklärte General Pryde, der die Besprechung leitete. „Unseren Informationen zufolge befürwortet der Senat momentan noch eine friedliche Haltung, doch wir wissen nicht, wie sich die Stimmung dort auf Hosnian Prime entwickelt. Und nebenbei bemerkt, diese Organa hat sogar bereits eine militante Gruppe gebildet, die sich Widerstand nennt und eindeutig gegen uns gerichtet ist“, fügte er hinzu.

Gemurmel entstand unter den Anwesenden, da diese Informationen für die meisten von ihnen neu waren. Nach einem Moment fuhr Pryde fort: „Wenn die Kriegstreiber um diese Organa nun irgendwann Erfolg haben und den Senat dazu bringen, seine ohnehin schon überlegene Streitmacht aufzurüsten, dann würde das eine enorme Bedrohung unserer Sicherheit darstellen. Denn schon jetzt müssen wir davon ausgehen, dass sie auf ihre fünf Flotten vier bis fünfmal so viele Schiffe verteilt haben wie wir besitzen, auch wenn sie uns technologisch unterlegen sind.“

„Wir müssen also vor allem unsere Flotte verstärken, für den Fall, dass der Senat auf Organas militaristischen Kurs einschwenkt. Wir brauchen eine halbwegs effektive Abschreckung, sofern das gegen eine militärisch überlegene Supermacht überhaupt möglich ist“, mischte sich Admiral Brooks ein.

„Das sehe ich auch so“, pflichtete ihm General Brendol Hux bei. „Und darüber hinaus sollten wir die Arbeiten an der Starkiller-Waffe mit größerem Nachdruck vorantreiben. Da wir weitaus weniger Waffen und Soldaten besitzen als diese Neue Republik, müssen wir weitaus effektivere bauen.“ „Sicher, General“, stimmte Pryde zu. „Doch noch steht in den Sternen, ob sie jemals richtig funktioniere wird.“ Brendol ließ sich nicht beirren: „Eine einzige Demonstration ihrer Stärke würde dazu führen, dass dieser Republikabschaum es nicht wagen würde, uns anzugreifen.“

Armitage war etwas verwirrt. Er hatte bislang noch nichts von so einer Starkiller-Waffe gehört. Doch nach dem zu schließen, was die anderen sagten, musste es etwas überaus Mächtiges sein. Wie sich herausstellte, war Armitage auch nicht der Einzige, der noch nie davon gehört hatte, denn es war ein anderer Oberst, Domarc Quinn, der nachfragte: „General Pryde, darf ich fragen, worum es sich bei dieser mächtigen Starkiller-Waffe handelt?“

Pryde zögerte einen Moment, sagte aber dann: „Dabei handelt es sich um unsere Superwaffe, die Garantie unserer Existenz hier. Und die Möglichkeit, die Galaxis für uns zurückzufordern. Die Starkiller-Waffe ähnelt den beiden Todessternen des Imperiums. Doch anders als diese ist sie in einen Planeten eingebaut und nutzt die Energie einer Sonne. Darüber hinaus soll sie nicht nur einen Planeten vernichten können, sondern ein ganzes Sternensystem. Sicher wird allen von Ihnen bereits die Bautätigkeit in dem Äquatorialgraben Ilums aufgefallen sein. Und die auf der gegenüberliegenden Seite des Planeten.“

Nicht nur Armitage war überrascht von dieser Information. Alle Anwesenden unterhalb des Generals- und Admiralsranges staunten, als sie das Gesagte hörten. „Ein dritter Todesstern!“, murmelte einer von ihnen. „Dann sind wir den Rebellen also gar nicht so sehr unterlegen!“, ergänzte ein anderer.

In dem Moment hatte Armitage eine Frage: „General Pryde. Was ich noch nicht so genau verstehe, ist, warum muss eine militärisch, personell und wirtschaftlich überlegene Supermacht, die von der Starkiller-Waffe wohl keine Ahnung hat, erst gewarnt werden und aufrüsten, um sich gegen uns paar imperiale Flüchtlinge zu behaupten? Wenn die sich nur verteidigen wollen, dann können sie das auch so schon. Was also will dieser Senatorin Organa wirklich?“

Zu Armitages Überraschung nickte auch sein Vater. Dann antwortete Pryde: „Eine gute Frage, Oberst Hux. Entweder die haben falsche Informationen und halten uns für stärker als wir sind, oder ihre Absichten sind in Wirklichkeit gar nicht so defensiv auf Verteidigung ausgelegt, wie sie es der Galaxis glauben machen wollen.“


Bereits zwei Monate später wurde der sich zwischen der Neuen Republik und der Ersten Ordnung entwickelnde Kalte Krieg ein wenig wärmer, als die Meldung auf Ilum eintraf, dass der zur Ersten Ordnung gehörende Planet Kril‘dor von Elementen des Widerstands angegriffen wurde. Da dort Tibanna-Gas gewonnen und exportiert wurde, war dieser Planet bereits früher schon Ziel von Rebellenangriffen geworden. Doch diesmal gewann dieser Angriff eine neue Bedeutung, da er nicht weit von Ilum im Mittleren Rand lag und somit zu einer Art Grenzkonflikt wurde. Denn es war natürlich allen klar, dass der sogenannte Widerstand um Leia Organa auf Seiten der Republik stand und von dieser unterstützt wurde.

Die Führung der Ersten Ordnung beschloss nun also einen ihrer besten Offiziere dorthin zu schicken, der dafür sorgen sollte, dass dieser Grenzkonflikt nicht zu einem Funken wurde, der das Pulverfass explodieren ließ und den Kalten Krieg wirklich heiß machte: Dies wurde die Aufgabe von Oberst Hux. Dieser flog nun mit der Finalizer nach Kril‘dor und ließ das Schiff in den Orbit um den Planeten einschwenken.

Um die Krise zu meistern, verfolgte er eine Strategie, die sich eine große Schwäche des Angriffs zunutze machte: Der Senat der Neuen Republik war sich uneinig, ob er die Widerständler nun mit eigenen Kräften unterstützen sollte oder nicht. Die Widerständler waren nämlich alleine vorgeprescht, ohne sich mit diesem abzustimmen. Konsequenter Weise kam Hux zu dem Schluss, dass er schnell und entschlossen mit größeren Kräften zuschlagen musste, um das Problem schnell zu lösen. Denn so würde er den Senat binnen kurzem vor vollendete Tatsachen stellen: Es gäbe keinen Konflikt mehr, in den man intervenieren konnte.

Da der Angriff der Widerständler auf dem Boden erfolgte, wo er mehrere Tibanna-Gas Plattformen zum Ziel hatte, und Luftunterstützung anwesend war, schickte Hux Hauptmann Iannera auf die Oberfläche, wo sie die Gegenwehr der Ersten Ordnung leiten sollte, während er für die Bekämpfung der feindlichen Jäger den wohl besten Kampfpiloten entsandte, den die Erste Ordnung aufzubieten hatte: Major Elrik Vonreg, ein Baron mit roter Rüstung und rot bemaltem TIE, was ihm den Spitznamen „der Rote Baron der Ersten Ordnung“ eingebracht hatte. Hux selber führte das Kommando von der Finalizer aus.

Da es die Strategie von Hux war, zu schnellen Erfolgen zu kommen, unterstellte er beiden so viele Soldaten, dass sie eine überwältigende Feuerkraft zur Verfügung hatten. Gegen die wohl um die zwanzig Widerständler am Boden setzte er zweihundert Sturmtruppen ein und gegen die rund zehn bunt zusammengewürfelten kleineren Schiffe ein ganzes Geschwader TIEs. Dann lehnte er sich zuversichtlich zurück und beobachtete, wie seine Truppentransporter und TIEs sich auf den Weg nach Kril‘dor machten.

Das Unterfangen begann auch wie vorgesehen erfolgreich: Innerhalb weniger Minuten hatten seine zahlenmäßig überlegenen Bodentruppen die angegriffenen Plattformen umstellt und die Gegner überwältigt. Dann folgten erste Meldungen darüber, dass sie, wie er erwartet hatte, Bomben an den Plattformen angebracht hatten. Diese waren mit Zeitzündern versehen und konnten darüber hinaus auch per Knopfdruck ferngezündet werden. Doch da die Widerständler noch nicht mit ihrer Arbeit fertig waren, waren die Zeitzünder so eingestellt, dass sie ihnen noch genügend Zeit zur Flucht geben würden. Doch dieser Umstand gab nun auch den Soldaten der Ersten Ordnung noch genügend Zeit, sie zu entschärfen. Und da die Gegner selber in unmittelbarer Nähe der Plattformen gestellt wurden, betätigten sie auch nicht die Knöpfe, die die Bomben vorzeitig zur Explosion bringen und sie selbst nebst den eigenen Kameraden töten würden. Was die Luftkämpfe anging, so erwies sich Major Vonreg in der Tat als Top-Pilot: Dank ihm und der überwältigenden Übermacht eines ganzen Geschwaders, wurden die feindlichen Jäger binnen weniger Minuten komplett ausgeschaltet.

Doch dann ging etwas schief: Aus dem Orbit heraus registrierten die Sensoren der Finalizer, dass es unten bei den Plattformen eine Explosion gegeben hatte. Sogleich nahm Hux Verbindung mit Iannera auf. Doch er erhielt keine Antwort. Kurz darauf nahm jemand vom Boden aus Kontakt mit ihm auf: Leutnant Phasma. „Sie haben eine der Plattformen gesprengt, Oberst Hux“, meinte sie in angespanntem Tonfall. „Sie haben die Bomben dort gezündet, obwohl nicht nur Sturmtruppler sondern auch einige ihrer eigenen Leute noch dort waren!“ „Was ist mit unseren Leuten? Wie viele Tote und Verwundete hat es gegeben, Phasma?“, fragte Hux nach. „Das ist noch unbekannt, Sir. Aber es müssen so um die zwanzig sein, die dort gewesen sind.“ „Was ist mit Hauptmann Iannera, Phasma? Sie hat sich eben nicht gemeldet, als ich versucht habe Kontakt mit ihr aufzunehmen“, fragte Hux besorgt nach. „Auch das weiß ich noch nicht, Sir. Und ich muss jetzt unterbrechen, da sind noch ein paar Widerständler hier unten, die wir noch eliminieren müssen“, meinte sie und beendete das Gespräch.

Kurz darauf meldete sich Vonreg aus dem Weltraum: „Oberst Hux, unsere Sensoren haben soeben registriert, dass die Widerständler Unterstützung von zwei Staffeln X-Flügler bekommen haben. Sollen wir sie abschießen?“ „Wenn möglich nicht“, erwiderte Hux. „Es ist besser, ihr vertreibt sie von hier, damit sie in ihrer Basis melden können, dass die Sache vorbei ist und dass wir eine starke Präsenz hier haben, die es sinnlos macht, noch eine Staffel zu schicken.“ „Jawohl, Sir. Wir vertreiben sie also“, bestätigte Vonreg sogleich und ließ sein ganzes Geschwader auf die beiden Feindstaffeln zufliegen. Obgleich sie absichtlich daneben schossen, war den feindlichen Staffelführern anscheinend sehr schnell bewusst, dass es Selbstmord wäre, es mit einer solchen Übermacht aufnehmen zu wollen. Jedenfalls zogen sie ihre Jäger schnell wieder aus dem Gravitationsbereich des Planeten und machten sich an den Sprung in den Hyperraum. Wie befohlen, ließen Vonregs Piloten sie entkommen.

Währenddessen kamen die ersten Truppentransporter zurück zur Finalizer und brachten neben den Sturmtrupplern auch die toten und verwundeten eigenen Soldaten und einige gefangene Widerständler mit, die in irgendwelchen Arbeitslagern ihre Strafe abarbeiten würden. Doch es dauerte eine ganze Weile, bis Hux von Iannera hörte. „Iannera wird gerade auf die Krankenstation gebracht“, meldete sich Phasma bei ihm. „Sie ist bei den Explosionen auf der Plattform verwundet worden.“

Sogleich lief er zu der Krankenstation des Schiffes und suchte unter den anderen Verletzten dort nach ihr. Doch sowohl das menschliche medizinische Personal als auch die Medi-Droiden waren mit den zwanzig mehr oder weniger schwer verwundeten Soldaten überlastet, und so erfuhr er nur, dass Iannera mehrere Bombensplitter abbekommen hatte sowie ein paar leichtere Verbrennungen. Wie ernst ihre Lage war, konnten sie ihm noch nicht sagen. Besorgt lief Hux also eine Weile in einem Gang vor der Krankenstation auf und ab und fragte sich, wie wohl ihrer beide Tochter Shanita reagieren würde, wenn er ihr irgendwie beibringen musste, dass ihre Mutter tot wäre und nicht mehr käme. Sie war zwar erst ein paar Monate alt, aber sie würde den Verlust mit Sicherheit merken.

Erst nach einer Stunde, als Iannera bereits operiert wurde, ging Hux wieder auf die Brücke der Finalizer. Er war noch unterwegs dorthin, als ihm bereits Leutnant Phasma entgegen kam. „General Pryde möchte Sie sprechen, Oberst Hux“, meinte sie förmlich und salutierte. Sie hatte schnell die Gepflogenheiten der Ersten Ordnung gelernt, dachte Hux, und ordnete sich mittlerweile gut ein.

„Oberst Hux“, sprach ihn dann Pryde an, als er das Gespräch entgegennahm. „Ich möchte, dass Sie mit Ihrem Schiff bis auf Weiteres bei Kril‘dor bleiben. Für den Fall, dass der sogenannte Widerstand oder der Senat auf die Idee kommen, noch weitere Angriffsstaffeln dorthin zu schicken. Admiral Brooks hat bereits auch andere Sternzerstörer entlang des Grenzgebietes positioniert, und wir hoffen, dass es den Senat abschrecken wird. Im ungünstigsten – und unwahrscheinlichen – Fall könnte es sogar so weit kommen, dass sich bald ganze Flottenteile der Ersten Ordnung und der Neuen Republik in diesem Gebiet gegenüberstehen. Machen Sie sich also dafür bereit, dass demnächst ein feindlicher Kreuzer oder ein Schlachtschiff über Kril‘dor erscheint“.

Hux hielt das Szenario zwar auch für sehr unwahrscheinlich, dafür war der Zwischenfall bei Krill‘dor einfach zu unwichtig, doch er bestätigte mit einem korrekten „Jawohl, General. Ich habe verstanden und bleibe mit der Finalizer bei Kril‘dor“.

Danach ließ er seine Gedanken wieder zu Iannera und Shanita abschweifen und war erst eine Stunde später erleichtert, als ihm ein Arzt mitteilte, dass Iannera außer Gefahr war.


Das Jahr 29 NSY brachte größere galaktische Veränderungen zugunsten der Ersten Ordnung: Erst spalteten sich die zentristisch regierten Welten auf Betreiben der Senatorin Sindian von der Neuen Republik ab und schlossen sich stattdessen der Ersten Ordnung an. Und dann folgten sämtliche Gebiete des Restimperiums, das im Nordwesten an den Wilden Raum und die Unbekannten Regionen grenzte, gleich in unmittelbarer Nähe von Kril‘dor. Dort lagen Welten wie zum Beispiel Muunilinst, Jaemus, Bastion, Entralla, Yaca Minor, Comra, Orinda, Ansion und einige andere. Mit dieser Entwicklung war die Erste Ordnung nun nicht mehr ein relativ kleines Häufchen imperialer Flüchtlinge, sondern ihr Territorium umfasste nun etliche Welten mit einigen Milliarden Bewohnern.

Diese Entwicklung und die Tatsache, dass der Senat der Neuen Republik nicht auf die Kämpfe auf Kril‘dor reagiert hatte, schaffte neues Selbstbewusstsein auf Ilum und auf der Supremacy. Dort nämlich ordnete der Oberste Anführer Snoke nun an, die Entschlossenheit der Republik zu testen und einzelne Schiffe in das Trans-Hydianische Grenzgebiet zu schicken, ein Gebiet östlich der Hydianischen Straße, im Nordosten der Galaxis, wo sich viele neutrale Welten zwischen dem Gebiet der Neuen Republik und dem der Ersten Ordnung befanden. Doch der Senat schien sich nicht um die Galaktische Konkordanz zu kümmern, die das eigentlich untersagte, und tat wieder nichts. Kanzler Lanever Villecham selbst machte deutlich, dass er die Erste Ordnung nicht für eine Bedrohung hielt und verschiedene Offiziere hielten sie für schlecht ausgerüstet und finanziert.

Doch es gab auch andere Senatoren, die dem kriegerischen Kurs Leia Organas folgten und ihre Gruppe finanziell unterstützten. Und es war auch diese Gruppe, mit denen es in den kommenden fünf Jahren die meisten kleineren Zusammenstöße gab.

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