Armitage Hux - Galaktischer Kalter Krieg - Europe Superpower

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Armitage Hux - Galaktischer Kalter Krieg

Fanfic Hux
Fanfiction 4


1.

Im Jahr 30 NSY, als der galaktische Kalte Krieg zwischen der Neuen Republik und der Ersten Ordnung bereits begonnen hatte, bekam der frischgebackene General Armitage Hux zum ersten Mal den Obersten Anführer Snoke zu Gesicht, wenn auch nur als Hologramm. Und zwar wurde er mit anderen Generälen und Admirälen auf dessen Flaggschiff Supremacy bestellt, wo er ihnen seine neuesten Anweisungen mitteilen wollte. Hux war bereits vor Jahren auf diesem Schiff gewesen, als es zur Unterstützung der Chiss im Kampf gegen die Grysk eingesetzt worden war. Doch damals war er in der Hierarchie noch nicht hoch genug, um auch Kontakt mit dem Obersten Anführer selbst zu haben.

Als Armitage Hux schließlich den Konferenzraum betrat, erkannte er General Enric Pryde, Admiral Frantis Griss, General Domarc Quinn, seinen Vater Brendol Hux, Admiral Brooks und einen jüngeren Mann mit dunklen Haaren, der keine Uniform trug und weder zur Flotte noch zur Armee gehörte. Er setzte sich auf einen freien Platz neben seinem Vater und fragte ihn nach dem Unbekannten. „Wer ist der Jüngling dort? Und was macht der hier?“ Brendol schien ihn bereits zu kennen, denn er entgegnete: „Das ist Snokes Schüler Kylo Ren. Er unterrichtet ihn im Gebrauch der dunklen Kräfte. Und er hat ihm ziemlich viel Einfluss zukommen lassen.“

Als er wieder zu dem Dunkelhaarigen auf der anderen Seite des Tisches hinüberblickte, bemerkte er, dass auch der ihn ansah. „Sie scheinen nicht viel von mir zu halten, General“, sprach er Armitage an. Wie richtig du da liegst, dachte der bei sich. „Sie scheinen mir nur ziemlich jung zu sein, um an Besprechungen der höchsten Ebene teilzunehmen“, sagte er stattdessen. Kylo Ren grinste. „Wie sehr das Alter doch über die wahren Fähigkeiten hinwegtäuschen kann.“

Im nächsten Moment unterbrach das Hologramm Snokes ihr kleines Gespräch. Und Armitage musste sich schon sehr beherrschen, um sich seinen Abscheu vor dieser kahlköpfigen Hässlichkeit nicht allzu deutlich anmerken zu lassen, die sie mit finsterem Blick ansah. „Bisher hat die Neue Republik nicht auf unsere kleineren Einfälle in das Trans-Hydianische Grenzland reagiert. Dort scheinen nur Elemente dieses Widerstands aktiv zu sein“,  meinte er schließlich. „Daher möchte ich, dass Sie einen ganz bestimmten Planeten der Neuen Republik dort angreifen und in Besitz nehmen: Den Planeten, auf dem der Imperator einige seiner Geheimnisse versteckt hatte, bevor er starb. Und obwohl dieser Planet nun offiziell der Neuen Republik gehört und die dort in Mount Tantiss nach diesen Geheimnissen gesucht haben und etliche zerstört haben, bin ich mir sicher, dass wir noch einige andere nützliche Geheimnisse des Imperators dort finden werden. Um es ganz klar zu machen, ich spreche von Wayland.“

Armitage war etwas erstaunt. Snoke wollte einen ganzen Planeten der Neuen Republik angreifen! Der war zwar kein besonders wichtiger, doch der Senat würde dann reagieren müssen, um nicht sein Gesicht vor der Galaxis zu verlieren. Inmitten des Kalten Krieges war das eine äußerst riskante Angelegenheit.

Snoke sprach in dem Moment weiter und riss ihn aus seinen Gedanken. „Die Leitung dieses Angriffs wird übrigens mein fähiger Schüler Kylo Ren übernehmen“. Snoke sah ihn eindringlich an und fuhr dann fort: „Ich bin mir sicher, dass er sich der Aufgabe als würdig erweisen wird und dass er sich von der dunklen Seite der Macht wird leiten lassen.“ Er hatte den Blick noch immer nicht von dem jungen Mann abgewendet, als das Holo plötzlich wieder verschwand.

Gemurmel unter den anwesenden Offizieren folgte, das nach ein paar Minuten von General Pryde unterbrochen wurde, als er an Ren gerichtet meinte: „Da es sich bei Wayland um einen relativ primitiven  Planeten mit ein paar Millionen Eingeborenen, ein paar Noghris und menschlichen Kolonisten handelt, gehe ich davon aus, dass Sie alleine damit fertig werden und wir nicht das gesamte Oberkommando damit beschäftigen müssen.“

Wie um zu verdeutlichen, dass für ihn die Angelegenheit damit beendet war, wandte er sich dann an Brendol und Armitage Hux: „Da die Erste Ordnung nun auch sämtliche Planeten des Restimperiums und der ehemalig zentristisch regierten Republikwelten umfasst, werden Sie beide sich nun um die Ausbildung von Millionen neuer Soldaten kümmern, beziehungsweise feststellen, inwiefern bereits militärische Ausbildung vorhanden ist.“ Beide nickten ihm zu. Das war nun eine sehr viel sinnvollere Aufgabe als die Rekrutierung von ein paar Kindern am Rande der Galaxis.

„Sollte nicht doch jemand von uns den Jüngling begleiten, General Pryde?“, fragte Quinn skeptisch nach. „Der hat vermutlich noch nie mit Strategie und Taktik zu tun gehabt und könnte das Ganze vermasseln.“ Pryde überlegte tatsächlich kurz, verneinte dann aber. „Unser Oberster Anführer möchte, dass Ren die Eroberung von Wayland übernimmt. Dann soll er das auch tun.“ Quinn bestätigte und bedachte dann Ren mit einem abfälligen Blick. „Werden Sie mit ein paar Eingeborenen fertig?“, fragte er ihn dann. Ren funkelte ihn böse an, und anstelle einer Antwort packte er ihn mit seinen dunklen Kräften an der Kehle und hob ihn ein Stück weit von seinem Platz hoch. Quinn keuchte und versuchte verzweifelt sich von dem unsichtbaren Griff zu befreien. Doch Ren ließ ihn ein paar Minuten zappeln und erst dann wieder auf seinen Platz fallen.

„Reden Sie nicht in einem solchen Ton mit mir, General!“, meinte er dann mit ruhigem aber bedrohlichem Tonfall. „Sie haben doch sicherlich auch gehört, dass unser Oberster Anführer Snoke mich der Sache für gewachsen hält. Möchten Sie seiner Einschätzung widersprechen?“ Quinn keuchte noch immer und fasste sich an die schmerzende Kehle. „Nein“, brachte er dann mühsam hervor. „Das möchte ich natürlich nicht.“ Ren betrachtete ihn und anschließend die andern mit einer gewissen Genugtuung.

Es war diesmal Armitage, der das kurze Schweigen als Erster unterbrach: „Womöglich wäre es eine gute Idee, wenn ich Ren bis nach Wayland begleiten und dann weiter nach Myrkr fliegen würde.“ Pryde sah ihn überrascht an und dachte kurz nach. Allein dies verriet Armitage, dass der General verstanden hatte, was er mit Myrkr meinte. „In Ordnung, tun Sie das. Myrkr liegt ja in unmittelbarer Nähe von Wayland.“

Obgleich Pryde sofort verstanden hatte, blickten einige der andern Offiziere und Ren selbst fragend in die Runde. Pryde erwiderte Rens Blick: „Sie nehmen doch wohl nicht an, dass das militärische Oberkommando der Ersten Ordnung sich ein derartiges Verhalten wird bieten lassen!?“ Der Angesprochene war sichtlich verwirrt, doch er zog es vor, nicht darauf zu antworten.


Zwei Tage später brachen Armitage Hux und Kylo Ren mit der Finalizer auf Richtung Wayland. Da die Eroberung Waylands vor allem die Kontrolle über Mount Tantiss und der den Berg umgebenden Siedlungen von Eingeborenen bedeutete, nahm Ren eine Kompanie Sturmtruppler mit, die von einer Staffel TIEs Luftunterstützung erhalten würden. Unterwegs sprachen die beiden kaum ein Wort miteinander. Armitage blieb auf der Brücke und Ren meditierte oder tat sonst was in seiner privaten Unterkunft.

Für Armitage, wie auch für die meisten anderen Offiziere, gehörte Ren nicht dazu. Er hatte keine militärische Karriere durchlaufen wie sie, hatte nicht an der Offiziersakademie gelernt, sondern war ihnen von Snoke einfach vorgesetzt worden, damit sie nun taten, was dieser Jüngling wollte. Und dann hatte er auch noch versucht, sie mit einer Demonstration seiner dunklen Kräfte einzuschüchtern. Sympathien hatte er sich so jedenfalls nicht erworben.

Dann waren sie wochenlang unterwegs, um die Unbekannten Regionen, das neu angeschlossene Gebiet des Restimperiums und dann das Gebiet bis zur Hydianischen Straße zurückzulegen. Doch dann kam es zum Disput zwischen Hux und Ren, denn Hux wollte erst nach Myrkr, während Ren erst nach Wayland wollte. Und da Kapitän Peavey der militärischen Hierarchie, also in diesem Fall General Hux, unterstellt war, würden sie erst nach Myrkr fliegen. Ren war sauer. Und um deutlich zu machen, dass er sich nicht so einfach Hux‘s Entscheidung beugen würde, bestand er darauf, über Wayland abgesetzt zu werden, bevor die Finalizer weiter nach Myrkr flog.

Also nahmen sie erst Kurs auf Wayland, das im Äußeren Rand der Galaxis und direkt an der Grenze zum Inneren Rand lag. Im System angekommen, steuerte Kapitän Peavey die Finalizer in den Orbit um den Planeten, und Ren machte sich mit fünf Truppentransportern und einer Staffel TIEs auf den Weg zur Oberfläche.

Anschließend ließ Armitage Peavey Kurs Myrkr nehmen, das bereits im Inneren Rand lag. Da der ganze Planet nur Hunderttausend Einwohner zählte, meist Menschen und einige Ureinwohner, flog Armitage mit Hauptmann Opan undzwei Sturmtrupplern in einem Shuttle in die Hauptstadt Hyllyard City. Dort nämlich würden sie vermutlich jemanden finden würden, der ihnen dabei half, die Tiere sicher von den Bäumen zu holen, wegen denen sie herkamen: Die Ysalamiri – echsenähnliche baumbewohnende Tiere, die die außergewöhnliche Eigenschaft besaßen, dass sie eine machtfreie Blase von ein paar Metern um sich herum erzeugten. Kam eine ganze Gruppen von ihnen zusammen, verstärkte sich diese Eigenschaft sogar, und die Blase konnte Ausmaße von ein paar Kilometern erreichen. Und wie bereits Thrawn vor gut zwanzig Jahren mithilfe dieser Ysalamiri den verrückten dunklen Jedi-Meister C‘baoth unter Kontrolle hielt, so würde es nun auch Armitage mit diesem Kylo Ren machen.

In der Stadt angekommen, sahen sie gleich, dass das Gerücht vermutlich stimmte, wonach Myrkr die Heimat vieler Krimineller, Schmuggler, Aufständischer und sonstiger Gesetzloser war: Die Stadt mitsamt ihren Bewohnern wirkte verwahrlost. Und es waren nicht nur sie, die auffälligen Fremden in Uniform, die hier misstrauisch beäugt wurden, sondern hier schien jeder jeden misstrauisch zu beäugen. Armitage fragte sich bereits, ob es eine gute Idee gewesen war, hierher zu kommen. Sie hätten auch alleine versuchen können, die Viecher so von den Bäumen zu bekommen, dass sie nicht starben.

Doch da er schon einmal hier war, wollte er einen Versuch starten. Sie waren schließlich zu viert und bewaffnet, also nicht ganz wehrlos. Einer Eingebung folgend steuerte Armitage die nächstbeste Bar an. Wo sonst würde sich solches Gesindel herumtreiben? Obwohl es erst Nachmittag war, war die Bar tatsächlich bereits halb gefüllt, und es wurde gesoffen und gespielt. Kaum traten die vier jedoch ein, zogen sie sofort sämtliche Blicke auf sich. Vermutlich hatten sie noch nie einen Offizier der Ersten Ordnung hier gesehen, dachte Armitage, doch dass Uniformierte nach Gesetz und Ordnung rochen, das war ihnen bestimmt klar. Und hier hatte gewiss jeder etwas verbrochen, sodass sie hier unerwünscht waren, obgleich nicht sie es waren, die hier das Recht durchzusetzen hatten.

Um möglichst schnell wieder von hier wegzukommen, bevor es zu Ärger kommen konnte, fragte Armitage also gleich in die starrende Runde: „Ist hier jemand, der weiß, wie man Ysalamiri einfängt?“ Doch sie starrten sie einfach nur weiter an und wollten offensichtlich nichts mit ihnen zu tun haben. „Ich biete denjenigen einhundert Credits.“ Jetzt kam doch etwas Kooperationsbereitschaft in die kleine Menge. „Hundert Credits pro Person?“, fragte einer von ihnen nach. Da Armitage nun sah, dass die meisten hier bereits an das nächste finanzierte Besäufnis dachten, entgegnete er: „Ja. Aber wir brauchen nicht so viele Personen dafür. Da wir bereits vier sind, genügen zwei von Ihnen, die uns zeigen, wie wir vorzugehen haben.“

Die zwei waren nun schnell zu finden, und da Armitage keine Ahnung hatte, welche von ihnen die besten Ysalamiri-Experten waren, nahm er einfach die beiden mit, die ihm noch am nüchternsten erschienen.

Mit ihrem Shuttle flogen sie dann in den an Hyllyard City grenzenden Wald und landeten auf einer Lichtung. „Schauen Sie auf die Bäume. Diese Ysalamiri sind hier eigentlich überall zu finden. Sie wissen doch bestimmt, wie sie aussehen?“, fragte einer der Begleiter. „So in etwa“, erwiderte Armitage und schaute nach oben. „Gut, dann wissen Sie bestimmt auch, dass es hier gefährliche Raubtiere namens Vornskrs gibt?“ Nein, das wussten sie nicht. Und allen vier war sichtbar unwohl bei dem Gedanken. „Was sind das für Raubtiere?“, fragte Armitage. „Nun ja, Sie kennen doch bestimmt Wölfe?“ Er nickte. „Sie sehen so ähnlich aus, haben aber große Reißzähne. Und bevor ich‘s vergesse: Falls Sie so einem Biest begegnen, dann nehmen Sie sich vor den Schwänzen in Acht. Sie sind nämlich giftig und können Menschen lähmen. Also am besten gleich schießen und dann nachsehen, was man getroffen hat.“

Armitage, Opan und die beiden Sturmtruppler konzentrierten sich also erst einmal darauf, den umgebenden Wald zu beobachten und auf Geräusche zu achten, die andeuten könnten, dass sich diese Vornskrs näherten. Währenddessen kletterten die Einheimischen auf Bäume und fingen Ysalamiri ein. Als sie die ersten beiden herunterbrachten und sie den vier auf dem Boden reichen wollten, damit sie sie zum Shuttle bringen konnten, bemerkte Armitage, dass die Einheimischen grinsten. „Sie brauchen nicht alle vier auf Vornskrs zu achten! Die sind vor allem nachtaktive Jäger. Also nehmen Sie schon Ihre Ysalamiri und verstauen Sie sie. Wir sollten fertig werden, bevor es dunkel wird!“

Das klang überzeugend. Und um nicht als ängstlich dazustehen, griff Armitage gleich nach dem ersten der etwa einen Meter langen Tiere. Erst beäugte es ihn und dann schien es ihn für einen Ast zu halten, denn es kletterte auf seine Schulter, um es sich dort gemütlich zu machen. Aber gut, lieber träge Tiere als bissige.

Die anderen taten es ihm nach und so hatten sie bis Sonnenuntergang zweiundzwanzig von ihnen beisammen. „Wir sollten jetzt lieber gehen, General Hux“, meinte Opan besorgt. „Die Sonne geht bereits unter und das Rascheln und Knacken und Kreischen und Knurren ringsum nimmt irgendwie zu. Armitage bemerkte erst jetzt, wie viel Zeit mittlerweile verstrichen war und nickte Opan zu. „Ja, Sie haben recht. Zweiundzwanzig sollten reichen.“ Dann rief er den beiden Begleitern zu, dass sie fertig waren und zurückfliegen wollten.

Als sie sie dann wieder in der Stadt absetzten und ihnen ihre Credits gaben, grinste einer der beiden. „Sie haben ja einen ziemlichen Bedarf an Ysalamiri. Muss ja ein ziemlich übler Jedi sein, mit dem Sie es da zu tun haben.“ Armitage erwiderte das Grinsen. „Ja, so ungefähr ist es.“ „Und vergessen Sie die Nährgestelle nicht, General“, erinnerte ihn einer ihrer Helfer, bevor er zur Bar zurückging. „Sonst gehen Ihnen Ihre Ysalamiri schnell ein.“ Armitage nickte und wollte bereits wieder ins Shuttle steigen, als sein Blick auf ein kleines ausgezehrtes rotes Kätzchen fiel, das ganz in der Nähe in den Mülltonnen nach Essbarem suchte. Er zögerte kurz, doch dann griff er kurzentschlossen zu und nahm auch es mit. Er würde es nach Ilum bringen und seiner Tochter schenken, wenn sie ein paar Jahre älter war.

Da Wayland ganz in der Nähe lag, brauchte die Finalizer nicht lange, um das System zu erreichen und in den Normalraum zurückzukehren. Doch die Zeit reichte Armitage, Opan und ein paar Sturmtrupplern, um zehn Ysalamiri auf die Brücke zu bringen und dort zu verteilen. Noch während sich das Schiff dem Planeten näherte, konnten die Offiziere auf der Brücke bereits auf ihren Bildschirmen sehen, dass Rens Truppentransporter schon im Orbit auf sie warteten. Das ging ja schnell, dachte Armitage und fragte sich, ob der denn gar keine Truppen zurückgelassen hatte, um Mount Tantiss und die eroberten Siedlungen dort zu halten. Oder hatte Ren sie alle einfach kurzerhand per Lichtschwert ins Jenseits befördert?

Als sie dann in den Orbit einschwenkten, nahm Ren Kontakt mit ihnen auf: „Finalizer, hier Kylo Ren, ich komme jetzt mit meinen Truppentransportern und den TIEs rein.“ „In Ordnung“, meinte Peavey. „Steuern Sie den Haupthangar an.“

Danach dauerte es noch zehn Minuten, bis Ren auf der Brücke erschien, seinen schwarzen Helm unter dem Arm, sodass alle seine üble Laune sehen konnten. Doch das schien ihn überhaupt nicht zu stören. Er nahm die Offiziere kaum wahr und ging geradewegs auf eine Kommunikationskonsole zu. Vermutlich wollte er seinem dunklen Meister Bescheid darüber geben, was er auf Wayland getrieben hatte oder was er dort gefunden hatte.

Doch als er an die Konsole kam, hockte dort ein etwa siebzig Zentimeter langer Ysalamir und glotzte ihn aus großen Augen an. Armitage machte sich nicht die Mühe, seine Belustigung zu verbergen, als er den verdutzten Ausdruck auf Rens Gesicht sah. Mit einer Handbewegung wollte der das Tier vertreiben. Doch dieses hatte es sich bereits auf der Konsole bequem gemacht und fauchte den Eindringling an. Dann streckte Ren die rechte Hand aus und versuchte anscheinend den Ysalamir mit der Macht zu entfernen. Doch sein Gesichtsausdruck wurde noch verwirrter, als ihm das aus unerklärlichen Gründen nicht gelang. Und dann bemerkte er auch noch die spöttischen Blicke der umstehenden Offiziere, die sich einen Spaß daraus machten, ihn in seiner Verwirrung zu beobachten. Zorn stieg in ihm auf und er griff kurzerhand nach seinem Lichtschwert und machte dem Tier den Garaus.

„Was sind das für seltsame Viecher hier?“, fragte er dann noch immer im Zorn. „Die ganze Brücke ist ja voll davon!“ Armitage grinste ihn an. „Souvenirs aus Myrkr. Wir fanden sie einfach unwiderstehlich und mussten sie einfach mitnehmen.“ Ren schien jetzt noch verwirrter. „Sie sind deshalb nach Myrkr geflogen?“ „In der Tat, Kylo Ren. Und ich glaube, auf der Supremacy wird es ihren anderen Artgenossen auch überaus gut gefallen.“ „Sie haben noch mehr von ihnen?“ Armitage bestätigte und wechselte dann abrupt das Thema. „Wollten Sie nicht dem Obersten Anführer Bescheid geben, was Sie alles auf Wayland erreicht haben? Ich meine, bevor es sich ein anderer Ysalamir auf der Konsole gemütlich macht.“ Ren antwortete nicht darauf und ließ stattdessen den Kommunikationsoffizier eine Verbindung zur Supremacy herstellen. Armitage war nur zu neugierig, was er zu sagen hatte.

„Meister“, meinte er dann nach ein paar Minuten. „Wir hatten Mount Tantiss bereits erobert, aber dann haben die Eingeborenen unsere Soldaten aus dem Hinterhalt überfallen und getötet, und dann sind sie geflohen, bevor unsere verbleibenden Truppen sie zur Rechenschaft ziehen konnten. Da sie unsere Soldaten bei dem Versuch, Mount Tantiss zurückzuerobern, erneut mit Pfeil und Bogen und ein paar alten Blastern aus ihren Verstecken beschossen haben und es zu erneuten Verlusten gekommen ist, habe ich es vorgezogen, zur Finalizer zurückzukehren.“

Armitage hörte verblüfft zu. Ren hatte es also mit einem improvisierten Guerilla-Krieg zu tun bekommen und hatte nicht gewusst, wie er darauf reagieren sollte. Er würde mal bei den überlebenden Sturmtrupplern nachfragen, wie viele von ihnen Ren tatsächlich verloren hatte. Und obgleich er die Antwort Snokes nicht verstehen konnte, konnte er sich lebhaft vorstellen, wie der seinen Schüler wegen seines Versagens zusammenschiss. „Nein, wir wissen nicht, was der Imperator noch dort versteckt hat“, hörte er wieder Ren. „Wir haben im Moment zu wenige Sturmtruppen hier, um nochmals runter zu gehen.“ Dann nach einer kurzen Pause. „Ja, Meister, ich kehre auf die Supremacy zurück.“

Armitage musste grinsen. Zwar war es der Ersten Ordnung nicht gelungen, Wayland einzunehmen, dafür aber war Ren zurechtgewiesen worden. Und ob dieser Planet überhaupt so wichtig war, um dafür einen größeren Konflikt mit dem Republikabschaum zu riskieren, war eine andere Frage. Fall ja, konnten sie ja wieder kommen und es erneut versuchen. Unter Leitung eines Admirals zum Beispiel.

Schließlich hatte sich nicht nur Kylo Ren bei Snoke einzufinden, sondern auch Armitage Hux. Und so flogen sie gleich mit der Finalizer zur Supremacy und dockten dort an. Diesmal wollte Snoke die beiden nacheinander in seinem Thronsaal sehen, der sich ganz oben in der Mitte des Schiffes befand und einen wunderbaren Blick auf den Weltraum gewährte. Er war komplett in rot und schwarz gehalten, in der Mitte saß Snoke auf dem Thron und flankiert wurde dieser von acht rot gewandeten Wächtern der Prätorianergarde.

„Kommen Sie näher, General Hux“, meinte Snoke, als Armitage eintrat. „Ich möchte nun, nachdem ich Kylo Ren gehört habe, auch Ihre Version der Geschichte erfahren.“ Armitage tat wie geheißen und näherte sich dem Thron. „Mein Schüler sagte mir, dass Sie mit der Finalizer weiter nach Myrkr geflogen sind, um dort irgendwelche Tiere aufzusammeln, anstatt im Orbit um Wayland zu bleiben. Ist das so richtig, General Hux?“ Armitage blickte zu ihm auf und nickte. „Ja, Oberster Anführer. Ich wollte erst nach Myrkr fliegen und danach nach Wayland. Es war dann Kylo Ren, der darauf bestand, über Wayland abgesetzt zu werden. Vermutlich wollte er sich nicht meiner Entscheidung beugen und erst nach Wayland, selbst wenn er ohne den Schutz des Sternzerstörers im Orbit hinabfliegen müsste.“

„Das war keine kluge Entscheidung von Ren. Was auch immer Sie so wichtiges auf Myrkr zu tun hatten, General, Sie sagten es dauerte nur ein paar Stunden.“ Armitage bestätigte. „Da ich wusste, dass Sie selbst die Eroberung des Planeten befohlen haben, hätte ich das Unterfangen selbstverständlich nicht lange hinausgezögert. Und da das, was ich auf dem Planeten gefunden habe, sagen wir, die Kooperation zwischen Ihrem Schüler und mir zu verbessern hilft, hielt ich es für vertretbar, nach ein paar Wochen Flug ein paar Stunden länger unterwegs zu sein.“

Snoke antwortete nicht darauf, sondern wechselte das Thema. „Wir könnten nochmal nach Wayland fliegen, General. So wie es scheint, hat die Neue Republik nichts von dem Zwischenfall mitbekommen. Nur ein paar Eingeborene waren involviert.“ Armitage überlegte kurz, wie er seine Ablehnung des Unterfangens möglichst respektvoll verpackte, bevor er antwortete: „Wenn Sie wünschen, Oberster Anführer, können wir das selbstverständlich tun. Vorausgesetzt wir tun es schnell, bevor die Republik doch noch etwas von unseren Absichten erfährt. Doch ich würde raten, noch etwas damit zu warten. Wir sollten die Neue Republik momentan besser im Glauben lassen, dass die Erste Ordnung keine territoriale Expansion plant. Und den Planeten dann erobern, wenn die Starkiller-Waffe einsatzbereit ist. Das dürfte nun nicht mehr allzu lange dauern, Sir.“

Da Hux Snoke noch nicht sonderlich gut kannte, konnte er auch nicht abschätzen, wie er darauf reagieren würde. Doch er schien zumindest nicht zu unkontrollierten Wutausbrüchen zu neigen. Stattdessen lehnte er sich auf seinem Thron zurück und machte eine Handbewegung, die Hux zu verstehen gab, dass er jetzt entlassen war. „Gehen Sie jetzt, General Hux. Sobald ich eine Entscheidung getroffen habe und Sie dazu benötige, werde ich Sie informieren.“ Hux verbeugte sich steif und antwortete mit einem „Jawohl, Oberster Anführer.“ Dann wandte er sich zum Gehen um und zwei der Prätorianer hielten die großen Türflügel auf.


2.

Hux hörte jedoch monatelang nichts von Snoke. Und als er sich schließlich per Hologramm bei seiner Militärführung meldete, teilte er unter anderem mit, dass nun Armitage Hux das Kommando über die Starkiller Basis hatte – eine Bezeichnung, die langsam den Namen des Planeten im Sprachgebrauch der Ersten Ordnung ersetzte.

Armitage betrachtete das als einen Vertrauensbeweis des Obersten Anführers und eine Aufwertung seiner Position. Um dieses in ihn gesetzte Vertrauen nicht zu enttäuschen, musste er das Projekt nun zum erfolgreichen Abschluss bringen. Und dies bedeutete, sich erst einmal einen Überblick über den genauen Stand des Projekts zu verschaffen. Da er nun dessen Leiter war, hatte er jetzt Zugriff auf alle Informationen, die damit zusammenhingen, was von Beschaffung von relevanten Materialien, Zulieferwegen und dortiger Piraterie, Finanzierung, Sicherheitsüberwachung aller Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker, bis hin zu Verzögerungen und Problemen reichte.

Schon aus Neugier ließ er sich gleich nach seiner Rückkehr von der Supremacy auf die Starkiller Basis von Oberst Erich Datoo einen groben Überblick geben. Dabei hörte er zum ersten Mal davon, dass die Erste Ordnung im Dassal-System im Sektor Epsilon 51-3 in den Unbekannten Regionen ein Testgelände für die Erprobung der Waffe hatte. Wie er anschließend bei seiner eigenen Recherche herausfand, war bereits einer der unbewohnten Planeten des Systems bei einem ihrer Experimente in Trümmerstücke zerlegt worden, ein anderer in zwei Hälften aufgerissen, und ein dritter namens Najra-Va wurde bereits entkernt und für einen weiteren Test präpariert. Da die Ingenieure und Wissenschaftler bei jedem Experiment aus vormaligen Fehlern dazulernten, waren sie vorsichtig optimistisch, dass sie diesmal Erfolg haben könnten. Und dies bedeutete, dass sie die Energie der Sonne dieses Systems in den Planetenkern leiten und dort speichern würden, um sie für den Beschuss eines Ziels einzusetzen zu können. Und dieses Ziel würde dann ein ganzes Sternensystem umfassen können und nicht „nur“ einen Planeten, wie im Falle der beiden Todessterne des Imperiums.

Armitage fand das faszinierend. Da sie der Neuen Republik quantitativ noch immer weit unterlegen waren, blieb der Ersten Ordnung gar nichts anderen übrig, als auf Qualität, sprich: Feuerkraft, zu setzen, wenn sie irgendwann einmal wieder in die bekannte Galaxis zurückkehren wollte. Oder, falls nötig, einen Angriff einer Republik abwehren wollte, die von dieser Leia Organa in den Krieg gegen die Erste Ordnung getrieben worden war. Doch andererseits wurde ihm etwas mulmig bei dem Gedanken, dass auch die Starkiller Basis, auf der die Armee der Ersten Ordnung ihr inoffizielles Hauptquartier hatte, so enden könnte wie die beiden Planeten im Dassal-System. Denn auch sie saßen hier auf einer Superwaffe, die irgendwann einmal mit der Energie einer ganzen Sonne aufgeladen werden würde. Vermutlich auf seinen eigenen Befehl hin.

In Gedanken versunken, schaltete er den Computer aus und lehnte sich zurück. Genug fürs erste. Vielleicht sollte er jetzt besser seine mittlerweile zweijährige Tochter Shanita aus dem Kinderhort abholen und ihr ihre beiden neuen Mitbewohner vorstellen: Die kleine rote Katze auf der Bettdecke und den Ysalamir auf seinem Nährgestell im Wohnzimmer. Er musste bei dem Gedanken schmunzeln, dass für die beiden dann allerdings erst einmal Schluss mit müßiger Ruhe wäre.


Am folgenden Morgen ließ sich General Hux von Oberst Datoo und dem Chefingenieur durch die Gänge der Starkiller Basis in den Kontrollraum führen und sich das Wichtigste erklären. „Von hier aus wird die gesamte Anlage kontrolliert“, begann Datoo, „sowohl die militärische Sicherheit, wie vor allem unsere Schildgeneratoren, als auch die technische Funktion der Basis.“ Armitage nickte und wandte sich an den Ingenieur. „Erklären Sie mir doch mal in einfachen Worten, wie diese Waffe einmal funktionieren soll.“

„Natürlich, General Hux“, meinte der und führte die beiden vor einen der Monitore, wo er dann ein vereinfachtes Schema des umgebauten Planeten aufrief. „Sehen Sie“ begann er und deutete auf eine Stelle des Planeten, die dem Äquatorialgraben mit dem Zylinder in der Mitte gegenüberlag. „Hier sind die Sonnenkollektoren, wo die Energie der Sonne aufgefangen und ins Planeteninnere geleitet wird. Diese Energie wird dunkle Energie oder Quintessenz genannt und sie wird im Kern des Planeten gespeichert.“ Er fuhr mit dem Finger über den Monitor den Weg zwischen den Kollektoren bis zum Kern ab. Damit die dunkle Energie dort gespeichert werden kann, nutzen wir nicht nur das Magnetfeld Ilums selbst, sondern auch das oszillierende Eindämmungsfeld, das durch unseren Oszillator erzeugt wird.“ Er deutete auf ein sechseckiges Gebäude auf der Oberfläche des Planeten. „Der ist hier. Dort ist das Kontrollsystem für das Speicherfeld. Solange dieses nicht hundertprozentig funktioniert, können wir die Waffe nicht aufladen. Die eingefangene Energie würde Ilum schlicht in tausend Stücke sprengen.“ Armitage nickte und dachte mit Unbehagen an die Holobilder aus dem Dassal-System.

„Wenn wir die Waffe nun abfeuern wollen“, fuhr der Chefingenieur nach kurzer Betrachtung des Oszillators wieder fort, „müssen wir das Eindämmunsgfeld an einer Stelle unterbrechen, sodass die Quintessenz durch den Zylinder auf der anderen Seite des Planeten entweichen kann. Noch bevor sie schließlich aus dem Planeten herausschießt, verwandelt sich diese Quintessenz in Phantomenergie. Ist diese dann freigesetzt, folgt der Strahl seinem Weg durch einen von uns geschaffenen Riss im Hyperraum immer geradeaus durch die Galaxis und zerstört alles auf seinem Weg, bis er ein Hindernis trifft, das groß genug, um ihn aufzuhalten.“

Armitage nickte. „In Ordnung. Und wie groß ist die Reichweite der Waffe?“ „Sie dürfte Planeten in der halben Galaxis zerstören können“, antwortete der Ingenieur. „Also von hier aus über das Zentrum der Galaxis hinaus.“ Armitage staunte über eine solche Reichweite. „Da müssen wir ja Hunderte von Jahren warten, bis dieser Strahl Phantomenergie sein Ziel trifft“, fügte er etwas irritiert hinzu. Der Ingenieur schüttelte den Kopf. „Nein, General Hux. Dadurch, dass wir diese Energie durch einen kleinen Riss im Hyperraum schicken, wird der Strahl wesentlich schneller als die Lichtgeschwindigkeit und kann jedes Ziel innerhalb von Minuten erreichen!“ „Das ist in der Tat erstaunlich!“, lobte Armitage und der Chefingenieur grinste.

„Wir müssen allerdings beachten, dass der Zylinder exakt in die richtige Richtung weist, da der Strahl seinen Weg von diesem ausgehend nur geradeaus nehmen kann.“ Armitage überdachte das kurz. „Können wir dann nur Ziele abschießen, die sich auf der Kreisbahn befinden, die der Zylinder beschreibt, wenn sich Ilum um sich selbst und um seine Sonne dreht?“ Der Ingenieur lachte. „Nein, General Hux. Aber ein guter Gedanke. Könnten wir den Zylinder nicht ausrichten, dann könnten wir tatsächlich nicht gerade viele Ziele ins Visier nehmen.“ „Sie können den Zylinder ausrichten? Ich dachte der wäre fest eingebaut.“ „Ja, natürlich, das ist er auch, General. Aber wir können den ganzen Planeten drehen und sogar durch den Hyperraum bewegen.“ Wieder musste Hux staunen und sah dabei den Ingenieur anerkennend an. „Sollte sie wirklich einmal wie vorgesehen funktionieren, dann ist diese Waffe tatsächlich das Meisterwerk der Ersten Ordnung! Bis wann denken Sie, wird sie einsatzbereit sein?“ „Das werden wir nach dem Test auf Najra-Va besser einschätzen können, General. Aber ich denke innerhalb von fünf Jahren wird sie bereit sein.“

Nachdem er die wichtigsten militärisch relevanten Informationen erhalten hatte, ließ sich Armitage den Rest des Komplexes zeigen, die streng geheime Ebene 1, auf der sich auch eine Reihe wissenschaftlicher Labore für Forschungszwecke befanden. Als sie unterwegs einem der weiß gekleideten Wissenschaftler begegneten, stellte der Chefingenieur ihn als den wichtigsten ihrer Astrophysiker vor. Armitage begrüßte ihn. „Sie gehören also zu den Leuten, die das theoretische Konzept unserer Phantomenergie-Waffe entwickelt haben.“ Der Physiker nickte. „Ja, aber bereits in den Tagen des Imperiums waren erste Konzepte dazu entstanden.“ „Dann ist das also alles seit Jahrzehnten in der Entwicklung“, stellte Armitage staunend fest. „Ja, General. Solche großen und äußerst komplizierten Projekte brauchen enorm viel Zeit.“ „Gewiss tut es das. Und sicherlich können Sie dann auch einem Laien kurz und einfach erklären, worum es sich bei dieser Phantomenergie überhaupt handelt.“

Der andere dachte kurz nach, wie er das wohl am verständlichsten erklären könnte. „Nun ja, General, sagen wir einmal so: Sie ist eine Form von Dunkler Energie, die einmal das ganze Universum zerreißen könnte. Sie wirkt umgekehrt wie die Gravitationskraft und sorgt somit dafür, dass sich Massen nicht gegenseitig anziehen, sondern auseinandertreiben. So wird die Expansion des Universums nicht durch die gegenseitige Anziehung seiner Sterne und Planeten abgebremst oder gar umgekehrt, sondern dank der Phantomenergie und der Dunklen Energie allgemein expandiert es sogar immer schneller. Und dieser Effekt betrifft nicht nur den Abstand von Planeten, Sonnen und Galaxien untereinander, sondern auch diese werden in ihre Atome zerlegt. Und die Atome, selbst die Kerne von Atomen, werden wiederum in ihre kleinsten Bestandteile zerlegt, bis nichts mehr übrigbleibt.“

„Und das ist dann die Art von Energie, die wir aus einer Sonne ziehen, zu einem Strahl bündeln und dazu verwenden, um ganze Sonnensysteme auszulöschen?“ „So soll es jedenfalls funktionieren, General. Wir werden hier nicht nur einfach einen Planeten sprengen, wir werden seine Atomkerne zerlegen.“ Armitage nickte. „Sehr gründlich also, auch wenn es für unsere Zwecke egal ist, ob Atomkerne zerlegt werden oder nicht“.

Dann wandte er sich wieder an den Chefingenieur. „Sie haben von einem bevorstehenden Test im Dassal-System gesprochen. Wann planen Sie, diesen durchzuführen?“ „In ein paar Monaten, General.“ „In Ordnung. Geben Sie mir Bescheid, wenn es so weit ist. Ich möchte das mit eigenen Augen beobachten.“ „Selbstverständlich, General“, antwortete der Ingenieur zügig.

„Es gibt da allerdings ein kleines Problem, General“, mischte sich an der Stelle Datoo ein. Die anderen drei starrten ihn verwirrt an. „Ein Problem?“, fragte Armitage nach. Dem Oberst wurde etwas unbehaglich, aber er wollte General Hux alle Informationen geben, damit es später nicht hieß, sie seien ihm vorenthalten worden. „Nun, dieser Planet Najra-Va, auf dem er Test stattfinden soll, hat einen bewohnten Mond. Und da unser Test die Sonne des Systems verschwinden lassen würde, wäre es das Todesurteil für diese Bevölkerung.“

„Aber wenn wir nun ein anderes System für den Test suchen und einen Planeten erst noch präparieren müssten, dann würde es das Projekt um Jahre verzögern“, erwiderte der Chefingenieur. „Vor allem, wenn man bedenkt, dass wir einen Planeten finden müssten, dessen Inneres reich an Kyberkristallen ist.“

Armitage überlegte ein paar Minuten. „Der Kalte Krieg zwischen der Neuen Republik und uns und die ewige Kriegstreiberei dieser sogenannten Widerständler lassen uns keine andere Wahl als das Projekt schnellstmöglich voranzutreiben. Bräche ein Krieg zwischen uns und dieser Republik aus, während wir noch an unserer stärksten Waffe experimentieren, würden sie uns ziemlich sicher besiegen. Haben wir aber bereits diese Waffe und haben wir ihnen darüber hinaus auch gezeigt, wie mächtig sie ist, dann werden sie es nicht wagen uns anzugreifen. Wir hätten dann sogar eine Erstschlagfähigkeit.“ „Sie wollen also, dass wir den Test auf Najra-Va wie geplant durchführen, General?“, fragte der Ingenieur nach. „So ist es. Sagen Sie meinetwegen der Bevölkerung auf diesem Mond, dass ihr Tod auf das Konto der Widerständler mit ihrer Kriegstreiberei geht.


Es dauerte tatsächlich nicht lange, bis sich wieder einmal Probleme mit der Neuen Republik bemerkbar machten. Doch Armitage nahm sie erst gar nicht wahr, da er gedanklich mit dem Erfolg des Projekts beschäftigt war. Und so erfuhr er erst davon, als General Pryde die oberste Militärführung zu einer Besprechung auf die Steadfast bat, einem Sternzerstörer der Resurgent-Klasse wie die Finalizer. Den Unruhestifter Kylo Ren hatte er dazu zur allgemeinen Erleichterung nicht eingeladen.

„Generäle, Admiräle“, begann er dann, als alle im Besprechungsraum seines Flaggschiffs eingetroffen waren und sich gesetzt hatten. „Wie ich kürzlich erfahren habe, hat die Neue Republik mittlerweile Untersuchungen wegen der Sache auf Wayland aufgenommen, in die Snokes Schüler Kylo Ren, eine Kompanie Sturmtruppler und eine Staffel TIEs verwickelt waren. Sollten die nun zu dem Schluss kommen, dass es die offizielle Politik der Ersten Ordnung ist, in ihr Territorium zu expandieren, könnte dies zu Spannungen führen, die wir unbedingt vermeiden müssen.“

Die anderen nickten. „Haben wir denn bereits versucht, mit ihrer Führung Kontakt aufzunehmen und alle Schuld von uns zu weisen?“, fragte Admiral Griss, Pryde‘s rechte Hand, nach. „Ich habe bereits mit dem Obersten Anführer darüber gesprochen“, antwortete ihm Pryde. Vermutlich wird er demnächst einen solchen Versuch starten.“ Das sollte er auch, dachte Armitage, war es ja schließlich seine Idee gewesen dorthin zu fliegen.

„Und was tun wir, wenn es ihm nicht gelingt, die Regierung zu besänftigen?“, fragte nun Admiral Brooks nach. „Dann müssen wir genau beobachten, was der Senat auf Hosnian Prime macht, um zu entscheiden, wie wir reagieren können“, entgegnete Pryde darauf.

„Wäre es nicht vielleicht besser unsere Sternzerstörer bereits in Position zu bringen, um der Republik unsere Stärke zu demonstrieren?“, wandte Brendol Hux ein. Pryde war da sichtbar unentschlossen und dachte kurz nach. „Ich würde lieber zuerst die Reaktion der Regierung und des Senats abwarten, General Hux. Die Sternzerstörer könnten nämlich sowohl provokativ als auch abschreckend wirken.“

„Aber vermutlich wird es nicht falsch sein, wenn ich mich an die Bevölkerung der Neuen Republik direkt wende, indem ich eine Ansprache aufzeichne und sende“, schlug Armitage vor. Pryde wandte sich an ihn. „Nein, falsch wäre das bestimmt nicht, aber ob das großen Einfluss auf die Politik hat...“, überlegte er skeptisch. „Möglicherweise hat es ja ein wenig Einfluss. Schließlich bezeichnen die sich ja als Demokratie“, verteidigte Armitage seinen Vorschlag. „Na, versuchen können Sie es ja, General. Aber ob diese Bevölkerung einem von uns glaubt, wird abzuwarten sein.“ Armitage nickte. „Ja, da haben Sie recht, General Pryde. Wir werden es sehen.“

Sie redeten noch eine Weile weiter, kamen dann aber zu dem Schluss, dass sie erst auf das Ergebnis der Kontaktaufnahme des Obersten Anführers mit der Neuen Republik warten würden. Doch wahrscheinlich würden die ohnehin nur sagen, dass sie erst auf das Ergebnis der Untersuchungen warten würden, vermutete Armitage. Es würde sich also noch eine Weile hinziehen.

Am Abend des Tages, als er wieder in seine Suite zurückkehrte, war bereits Iannera dort und fütterte Shanita. Sie waren in letzter Zeit öfter bei ihm, da Shanita von der Katze, die mittlerweile Millicent hieß, begeistert war. Armitage ließ sich auf sein Sofa im Wohnzimmer sinken und beobachtete die beiden nachdenklich. Nach fünf Minuten schmunzelte er, sie hatten ihn auf eine kleine Idee gebracht.

Und so war es zwei Tage später auch das Wohnzimmer, das Sofa, Iannera und Shanita, mit denen er sich der Neuen Republik präsentierte. Er trug seine schwarze Generalsuniform mit den beiden schwarzen, bläulich gerandeten Streifen am unteren linken Ärmel und Iannera trug zivil. So wollte er einerseits dadurch Sympathie in der Bevölkerung gewinnen, dass er seine Familie präsentierte, und sich andererseits als verantwortlicher General identifizieren, der für die Führung der Ersten Ordnung sprechen konnte. Dass Shanita bei Beginn der Aufnahme aufsprang und am Kameramann herumzupfte, störte dabei nicht sonderlich.

„Bürger der Neuen Republik“, begann dann Armitage und schloss mit dieser Anrede sämtliche Bewohner ein, nicht nur die menschlichen. „Ich bin General Armitage Hux von der Ersten Ordnung. Und meine Führung hat mir erlaubt heute zu Ihnen zu sprechen, da Ihre Führung nicht mit der unsrigen reden möchte. Doch da der Anlass für beide Seiten, die der Neuen Republik und die der Ersten Ordnung wichtig ist und über Krieg und Frieden entscheiden könnte, habe ich beschlossen, mich direkt an Sie zu wenden. Denn ich glaube daran, dass der Kontakt zwischen beiden Seiten wichtig ist, wenn es gilt Spannungen und Krisen oder gar Kriege zu vermeiden. Und ich bin mir sicher, dass Sie, die Bevölkerung der Neuen Republik, genauso wenig ein Interesse an Kriegen haben wie die Erste Ordnung.

Allerdings gibt es Elemente bei Ihnen, Leute, die sich als „Widerstand“ bezeichnen, die es darauf angelegt zu haben scheinen, dass beide Seiten in einen Krieg hineinschlittern, der Millionen von Opfern fordern könnte. Das sind auch die Leute, die sich nichts sehnlicher wünschen, als dass diese Untersuchungen, die Ihre Regierung nun hinsichtlich Wayland anstellen lässt, dazu führen, dass sie die Erste Ordnung als Feind präsentieren können.

Doch ich kann Ihnen versichern, Bürger der Neuen Republik, dass die Führung der Ersten Ordnung nichts mit dem abscheulichen Angriff auf Wayland zu tun hat. Nein, es war nicht die offizielle Seite, die die Angreifer losgeschickt hat. Und ich bitte Sie, glauben Sie das nicht, wenn die Kriegstreiber in Ihren Reihen das behaupten sollten. Nein, es war nur ein abtrünniges Häufchen von Verrätern, die auf eigene Faust entgegen des Willens unseres Obersten Anführers gehandelt haben. Ein paar Abtrünnige in Uniformen und Rüstungen der Ersten Ordnung, angeführt von einem überlebenden dunklen Jedi, der sie auf eigene Faust nach Wayland geführt hat, um nach Geheimnissen des Imperators zu suchen, die er dort vermutete. Selbstverständlich werden wir sie für Ihr Verbrechen bestrafen.

Bürger der Neuen Republik, auch Ihre eigenen Untersuchungen werden ergeben, dass es sich dabei nur um ein paar Dutzend Soldaten handelte. Sofern man Ihnen die Wahrheit erzählen wird. Glauben Sie, die Erste Ordnung, wenn sie denn so furchterregend und gefährlich wäre, wie die Kriegstreiber Ihnen weismachen möchten, würde versuchen mit ein paar Dutzend Soldaten einen ganzen Planeten zu erobern? Würde das Sinn ergeben? Wäre das wirklich glaubhaft?

Nein, wir hier wollen keinen Krieg. Die Bürger der Ersten Ordnung sehnen sich genauso nach Frieden wie Sie, die Bürger der Neuen Republik. Auch wir haben unsere Familien und wollen nicht, dass sie in Gefahr geraten, weil sich manch Einzelne anscheinend nichts sehnlicher als den Krieg wünschen. Wie Sie sehen, habe ich eine kleine Tochter. Sie heißt Shanita, und ich möchte, dass sie in Sicherheit aufwachsen kann.“ Er schmunzelte kurz, als er zu ihr blickte und sah, wie sie mittlerweile dazu übergegangen war, die Schnürsenkel der Schuhe des Kameramannes aufzuziehen. Der folgte Armitages Blick mit der Kamera. „Ich hoffe, Sie vergeben Shanita, dass sie den Kameramann nicht leiden kann.“ Er lachte in die Kamera. „Und ich hoffe, dass Sie nicht alle Lügen der Kriegstreiber glauben, und dass meine wenigen Worte ein bisschen dazu beigetragen haben, unsere friedlichen Absichten zu verdeutlichen.“

Damit verabschiedete er sich von seinen Zuschauern und hoffte nun auf das Beste. Da Armitage ziemlich zufrieden mit der Aufnahme war, würde er sie sich anschauen und dann für die Sendung in die ganze Galaxis freigeben.

Nachdem sie sich die Aufnahme zusammen angesehen hatten, strahlte Armitage Shanita an und nahm sie auf den Arm. „Du warst richtig großartig, Shanita“, lobte er sie lachend. „Die Leute da draußen werden dich einfach lieben!“ Und mit einem Blick auf Iannera, fügte er hinzu: „Dafür hat sie sich doch eine kleine Süßigkeit verdient, meinst du nicht auch? Bestimmt bekommen sie im Kinderhort auch dieses furchtbar gesunde und nahrhafte Zeug, das halt nicht schmeckt.“ Iannera war etwas skeptischer. „Aber fütter sie nicht zu viel mit den Leckereien, sonst wird sie einmal Schwierigkeiten haben, sich an die Kost für die Kindersoldaten zu gewöhnen. Du weißt doch, dass die dort keine Süßigkeiten haben.“ Armitage zuckte nur mit den Schultern. „Ein Grund mehr, sie jetzt zu verwöhnen. In Maßen natürlich“, fügte er noch schnell hinzu.

Iannera war mit ihrem eigenen Auftreten nicht ganz so begeistert. „Ich wirke etwas nervös und angespannt. Sieht ja furchtbar aus. Wenn das jetzt die ganze Galaxis sieht“, sie schüttelte den Kopf. Doch Armitage sah das gelassen. „Es wirkt eben echt, nicht nach Profis. Und außerdem wirke ich ja ganz gut“, ergänzte er grinsend und zwinkerte ihr zu. „Gar nicht so steif wie sonst, meinst du wohl“, konterte Iannera. „Und wie du das alles über diese friedliebende Erste Ordnung erzählst und dem kleinen Grüppchen Abtrünniger, die entgegen der Anweisungen Snokes handelten… . Wirklich einmalig! Das muss man dir ja lassen.“ Armitage sah das genauso. „Aber wir sind doch friedliebend“, meinte er in gespieltem Ernst. „Wer hat denn den Krieg in die Galaxis gebracht? Das Imperium oder die Rebellen? Wir sind diejenigen, die das Chaos in der Galaxis beseitigen und sie befrieden wollen, diejenigen, die ihr Recht und Ordnung bringen werden.“

Zwei Tage nach der Sendung der Aufnahme erfolgte die erste Reaktion vonseiten der Gegner: Eine sichtlich empörte Leia Organa vom Widerstand hatte ihre Antwort gesendet. „Sehr geehrter General Armitage Hux“, begann Sie förmlich. „Ich nehme an, dass Sie mich bereits kennen und ich mich nicht erst vorstellen muss. Aber für den Fall, dass dem nicht so ist, ich bin General Leia Organa vom Widerstand.“ Und dann kam sie auch schon direkt zum Kern ihres Anliegens: „Wie können Sie es wagen, uns als Kriegstreiber zu bezeichnen?! Ist es nicht die Erste Ordnung, die sich für den Krieg vorbereitet?! General Hux, ich nehme an, dass Sie über den „Grace Report“ informiert sind, den ich dem Senat der Neuen Republik vorgelegt habe, und in dem ich diesen über Ihre versteckten Werften, Arsenale, Labore und Akademien in den Unbekannten Regionen informiert habe und in dem Ihre geheime Aufrüstung deutlich wird. Davon haben Sie in Ihrer Rede an die Neue Republik natürlich nichts gesagt. Doch wenn man auch diese Tatsachen miteinbezieht, General, so frage ich Sie, kann sich da jemand wundern, dass wir vom Widerstand diese Erste Ordnung als Bedrohung ansehen, gegen die wir uns wappnen müssen?“

Armitage reagierte umgehend und sendete seine Antwort ebenfalls öffentlich, doch diesmal aus seinem Büro aus der Starkiller Basis: „Liebe Frau Organa. Verzeihen Sie mir, dass ich Sie nicht als General bezeichne, aber für uns hier ist der sogenannte Widerstand keine Armee. Doch nun zur Sache: Sie erwähnten in Ihrer Rede diesen „Grace Report“ an den Senat und berufen sich auf diesen als Beweis für unsere angeblichen Untaten. Doch vergaßen Sie zu erwähnen, dass Ihr eigener Senat und Kanzler Villecham von diesem Dokument nicht so ganz überzeugt waren. Oder hätten sie uns sonst als keine wirkliche Bedrohung bezeichnet?! Ich frage Sie also daher, Frau Organa, was soll dieser überaus dünne „Beweis“, dieses maßlos übertriebene Stück Widerstands-Propaganda?!

Und ja, natürlich haben wir Schiffe hier draußen und auch Soldaten. Doch gewiss nicht in diesem Umfang! Und bevor Sie das behaupten, Frau Organa, nein, die sind nicht dazu da, einen Krieg gegen die Neue Republik zu führen. Hätten Sie sich nämlich einmal die Mühe gemacht, sich genauer zu informieren, dann wüssten Sie, welche Gefahren hier draußen lauern. Sie hätten sich da zum Beispiel nur mit den Grysk beschäftigen müssen, vor denen bereits der imperiale Großadmiral Thrawn die Galaxis warnte. Dann würden Sie erst gar nicht auf die Idee kommen, so einen Unsinn von sich zu geben!“

Armitage zögerte hier kurz und richtete sich dann wieder an die Bevölkerung der Neuen Republik: „Damit auch die Bewohner der Neuen Republik wissen, worüber ich hier rede, lasse ich im Anschluss kurze Aufnahmen von unserem Kampf gegen diese Grysk senden, zum einen ihre Flut von Kriegsschiffen, die bereits dabei waren, die Chiss zu überrennen, als wir beschlossen ihnen beizustehen, und zum anderen eine Aufnahme aus unseren Bodenkämpfen, die zeigen, wie sie zu Tausenden über uns herfielen und unsere Soldaten abschlachteten. Und dann überlegen Sie bitte: Was wäre wohl in der Galaxis los gewesen, wenn diese Bedrohung über sie geschwappt wäre, bevor wir sie bereits in den Unbekannten Regionen gestoppt hätten? Es waren unsere Schiffe, die dazu beigetragen haben, der Galaxis dieses Schicksal zu ersparen.“


3.

Monate vergingen, und es war bereits das Jahr 31 NSY, als die Senatsuntersuchung zu ihrem Ergebnis kam: Ja, Soldaten der Ersten Ordnung waren hier gewesen, aber nein, man konnte nicht definitiv sagen, ob sie im Auftrag der Führung gehandelt hatten oder ob die Version von General Hux stimmte und es sich bei diesen um Abtrünnige gehandelt hatte, die auf eigene Faust angegriffen hatten. Obwohl es auch beträchtliche Zweifel an dieser Version gab, tat der Senat, was er schon die ganze Zeit über getan hatte, nämlich nichts. Die Vorgabe, die Erste Ordnung nicht zu provozieren, behielt ihre Gültigkeit.

Auf Ilum und der Supremacy atmete die Militärführung auf. Ein Angriff der Neuen Republik zu diesem Zeitpunkt hätte ihnen wohl schmerzliche Verluste zugefügt. Armitage war klar, dass sie nun erst einmal etwas Zeit hätten, ihre Starkiller-Waffe weiterzuentwickeln, aber auch, dass dieser instabile Zustand in der Galaxis es nötig machte, sie möglichst bald fertigzustellen. Und so übte er von Zeit zu Zeit etwas Druck auf seine Wissenschaftler und Ingenieure aus, indem er sich regelmäßig nach den Fortschritten des Projekts erkundigte.

Doch es dauerte noch einmal zwei Monate, bis ihm sein Chefingenieur meldete, dass der erneute Test der Waffe im Dassal-System nun erfolgen könne. Da er auf Nachfrage zuversichtlich klang, dass er erfolgreich sein würde, beschloss Armitage das Risiko einzugehen und die gesamte oberste Militärführung der Ersten Ordnung dazu einzuladen Zeuge seines Erfolges zu werden.

Stolz stand er dann drei Tage später auf der Brücke der Finalizer im Dassal-System in sicherer Entfernung von Najra-Va und blickte auf den Planeten, während er darauf wartete, bis alle Vorbereitungen abgeschlossen waren. Dann wandte er sich an die anwesende Führungsspitze: „Dies ist ein wahrhaft großer Tag für die Erste Ordnung! In wenigen Momenten werden Sie Zeuge sein, wie wir Geschichte schreiben. Wenn dieser Test so gelingt, wie mir die Ingenieure das versprochen haben, dann werden wir ab heute nicht mehr die Beute sein, die ängstlich auf der Flucht ist und sich in unbekannten Regionen der Galaxis verkriecht. Nein, dann werden wir erhobenen Hauptes in die bekannte Galaxis zurückkommen und Respekt einfordern können! Dann werden nicht nur wir besorgt nach Hosnian Prime schauen und hoffen, dass sie keinen Krieg gegen uns beschließen, sondern dann werden auch sie besorgt nach Ilum blicken und hoffen, dass wir keinen Krieg gegen sie beschließen! Dann wird ihnen überhaupt keine andere Wahl mehr bleiben, als auf Augenhöhe mit uns zu sprechen oder gar ängstlich zu uns aufzusehen. Denn mit der Macht dieser Waffe werden wir ab jetzt in der Lage sein, den uns zukommenden Platz in der Galaxis zurückzufordern!“

Die anwesenden Generäle und Admiräle standen schweigend da und blickten ihn an. Auch sie waren gespannt auf das Ergebnis des Tests. Dann nickte Pryde. „In der Tat, General Hux. Dann lassen Sie uns nun sehen, ob die Ingenieure ihre Versprechen halten können.“ Armitage wandte sich nun an Oberst Datoo und gab ihm das Zeichen, den Test zu starten. Gleichzeitig zogen sie die Sichtblenden über, um ihre Augen vor der erwarteten Helligkeit zu schützen.

Kurz darauf brach aus dem Abschusszylinder der Waffe auf Najra-Va ein gleißend heller Strahl der gebündelten Phantom-Energie hervor und bahnte sich seinen Weg in Richtung auf den Rand der Galaxis. Dabei war der Strahl so hell, dass die Zuschauer trotz der Schutzbrillen augenblicklich die Augen abschirmten. Denn da die Sonne des Systems mittlerweile verschwunden war, war es draußen fast völlig dunkel und die Augen mussten sich erst an die plötzliche intensive Helligkeit gewöhnen. Nur ein paar Minuten später hatte der Strahl seinen Weg durch den kleinen Riss im Hyperraum gefunden und traf sein Ziel: Einen großen Asteroiden am Ende der Galaxis. Nur Sekunden später glühte dieser Asteroid auf und erstrahlte unter der Wucht der Energie, die auf ihn entladen wurde. Und nur ein paar Momente später zerriss seine innere Struktur und an der Stelle, wo er sich noch vor Sekunden befunden hatte, leuchtete eine neue kleine Sonne vor der völligen Schwärze des leeren Weltalls auf.

Gebannt sahen alle Anwesenden auf das Ereignis. Armitage fühlte sich unheimlich stolz, zum einen, da die Erste Ordnung nun eine starke und ernstzunehmende Macht war, und zum anderen, weil er es war, unter dessen Leitung das Projekt nach vielen Jahren endlich zum erfolgreichen Abschluss gekommen war. Während der Blick der anderen noch immer an der neuen Sonne hing, sah Armitage hinüber zu seinem Vater, zu demjenigen, der ihm Zeit seines Lebens hatte spüren lassen, dass er ihn verachtete und für unfähig hielt. Und auch zu Pryde und Brooks, die ebenfalls auf ihn herabgesehen hatten. Nun hatte er ihnen allen bewiesen, dass sie sich geirrt hatten. Es war ER, es war SEIN Projekt, das die Erste Ordnung zum Sieg gegen die verhasste Republik führen konnte! Nicht sie! Selbst wenn dieser Planet da unten jetzt gleich in sich zusammenfallen würde, es war ein Erfolg, und sie würden ihn anerkennen müssen.


Zwei Tage später meldete sich Chefingenieur Harbet bei Armitage und berichtete ihm von der Auswertung des Tests. „Ich grüße Sie, General Hux“, begann er, als Armitage das Gespräch in seinem Büro entgegennahm. Armitage erwiderte den Gruß. „Ich grüße Sie auch, Chefingenieur Harbet“. „General, wir haben uns mittlerweile den Verlauf des Tests auf Najra-Va genauer angesehen, und ich kann Ihnen berichten, dass dieser Test ganz klar zeigt, dass wir seit den letzten beiden Tests im Dassal-System große Fortschritte gemacht haben. Der Planet ist zwar nun instabil, doch er ist ganz geblieben und nicht zerbrochen wie die beiden anderen zuvor. Das Eindämmungsfeld funktioniert nun also schon wesentlich besser und kann die im Kern gespeicherten Energien kontrollieren“. „In Ordnung“, meinte Armitage halbwegs zufrieden. „Dann perfektionieren Sie das Feld, damit es dann auf Ilum einmal korrekt funktioniert“, wies er ihn an. „Natürlich, General Hux. Das Schwierigste haben wir bereits gemeistert, und das sollten wir ebenfalls in den Griff bekommen.“

„Gab es sonst noch irgendwelche Probleme?“, erkundigte sich Armitage. „Nun, nur noch eine minimale Kursabweichung des Energiestrahls, so dass wir den Asteroiden beinahe verfehlt hätten.“ „Minimal?“, fragte Armitage nach. „Nun, lassen Sie es mich so sagen, General Hux: Bei den Größenordnungen, mit denen wir es hier zu tun haben, könnten sich auch diese minimalen Abweichungen erheblich auswirken. Ich gebe Ihnen mal ein Beispiel: Nehmen Sie an, Sie wollten die Starkiller-Waffe von Ilum aus auf ein Ziel abfeuern, das in der Entfernung ihrer maximalen Reichweite liegt. Und nehmen Sie an, wir hätten eine Abweichung der Zylinderausrichtung von einem Tausendstel Millimeter an der Oberfläche. Das hieße ein Tausendstel Millimeter in einer Entfernung von 330 Kilometern vom Planetenkern, von wo aus die Energie abgefeuert wird. In 50 000 Lichtjahren Entfernung wäre das bereits eine Abweichung von 1,4 Millionen Kilometern, wenn man berücksichtigt, dass ein Lichtjahr einer Entfernung von 9,46 Billionen Kilometern entspricht. Damit würden wir glatt einen ganzen Planeten verfehlen und wer weiß was treffen!“

„Nun, dann überprüfen Sie die Ausrichtung auf Ilum und stellen Sie Ihre Tausendstel Millimeter korrekt ein! Ich will kein Desaster erleben, wenn ich der Republik einmal eine Demonstration unserer Macht präsentieren möchte!“ „Jawohl, General Hux. Das habe ich bereits als erstes veranlasst. Aber wie es aussieht, ist die Vorrichtung auf Ilum präziser als die auf Najra-Va, und ich erwarte da keine Probleme.“ „In Ordnung, Harbet, dann halten Sie mich über alles Weitere auf dem Laufenden.“ „Selbstverständlich, General Hux.“


Es dauerte nicht lange, bis die Spannungen mit der Neuen Republik wieder zunahmen: So informierte Pryde die Militärführung auf seinem Flaggschiff, der Steadfast, bereits Wochen nach dem Test auf Najra-Va von verstärkter republikanischer Aktivität im Bilbringi-System. „Geheimdienstberichten zufolge hat die dortige Werft den Auftrag erhalten, die Schiffsproduktion um zwanzig Prozent zu erhöhen. Und, das möchte ich hier gleich betonen, dabei handelt es sich um eine der größten Werften der Galaxis. Dort werden nicht nur Korvetten und Fregatten gebaut, sondern vor allem Schlachtschiffe und Kreuzer. Und sicherlich wissen Sie auch, dass dieses System mitsamt seiner Republik-Werft mehr oder weniger direkt vor unserer Haustür liegt.“

Pryde aktivierte ein Holo der Galaxis über dem Tisch, um den herum sie saßen, und zeigte auf die entsprechende Stelle im Inneren Rand. „Das ist nicht weit von der Grenze zum ehemaligen Restimperium entfernt, das nun zu uns gehört. Wenn man auf dem Namadii Korridor weiter nach Norden fliegt, folgt nur noch Dorin.“

„Und warum erhöhen sie die Schiffsproduktion gerade jetzt und gerade so nahe an unserem Territorium? Wissen wir etwas darüber, General Pryde?“, fragte ihn Admiral Griss. „Nun nicht direkt, aber wenn man die Übertragung von Senatssitzungen der letzten Zeit ein wenig verfolgt hat, dann drängt sich der Gedanke auf, dass damit diejenigen beschwichtigt werden sollen, die danach rufen gegen uns mobil zu machen. Freunde und Unterstützer des Widerstands also, die sich diesem nicht direkt angeschlossen haben, sondern im Senat geblieben sind. Und davon gibt es einige.“

„Das ist eine klare Provokation!“, schimpfte Brendol Hux. Alle stimmten ihm sofort zu. „Wir sollten unsere Flotte umgehend dorthin schicken und das System in einem Blitzangriff einnehmen, bevor sie uns noch eine riesige Flotte vor die Haustür setzen! Bevor die Neue Republik wüsste, was wir vorhaben, würde Bilbringi mitsamt der Werft uns gehören!“ Und um seine Argumentation zu unterstreichen, schlug er mit der Faust auf den Tisch.

Armitage bemerkte, dass die anderen Offiziere ihn skeptisch ansahen und ergriff das Wort: „Ich halte das für sehr riskant, General. Wir dürfen nicht vergessen, dass der Senat zwar sehr zögerlich zu sein scheint, aber die Flotte dieser Republik ist uns immer noch eindeutig überlegen. Und das könnte sie dazu ermutigen einen so großen Angriff auf eine wichtige Werft zurückzuschlagen. Außerdem bekämen die Kriegstreiber im Senat wohl noch beträchtlichen Aufwind.“ Armitage sah aus den Augenwinkeln, dass einige der anderen nickten. „Deshalb schlage ich vor, dass wir zwar eine große Flotte dorthin verlegen, um Stärke zu demonstrieren, sie aber nicht über die Grenze schicken. Damit würden wir der Republik zeigen, dass wir ihre Produktionserhöhung als Provokation ansehen und bereit sind zu reagieren. Und ich denke nicht, dass diese Republik, die bislang so zögerlich war, DARAUF mit einer Verlegung aller ihrer Flotten nach Bilbringi reagieren würde. Nicht, solange wir das System nicht direkt angreifen.“

Brendol sah seinen Sohn verärgert über seine Widerworte an, doch als er das zustimmende Gemurmel der restlichen Militärführung vernahm, sagte er nichts mehr.

Dann wandte sich Pryde direkt an ihn: „General Armitage Hux, können Sie uns bereits mitteilen wie weit die Fortschritte an der Starkiller Basis mittlerweile gehen? Wann sie etwa einsatzbereit sein wird?“ Armitage überlegte kurz, bevor er antwortete: „Mein Chefingenieur meint, es würde noch zwei bis drei Jahre dauern. Im ungünstigsten Fall sogar noch vier. Der letzte Test im Dassal-System war zwar erfolgreich, es müssen aber noch kleinere Korrekturen der eigentlichen Waffe auf Ilum vorgenommen werden. Vor allem, wenn wir den Planeten stabil halten und die Treffgenauigkeit auf sehr großen Distanzen perfektionieren wollen. Für eine Konfrontation in den nächsten Wochen oder Monaten wäre sie jedenfalls noch nicht bereit, General.“

Pryde nickte. „Dann denke ich auch, dass wir unsere Flotte nur an die Grenze unseres Gebietes verlegen und keinen Angriff auf das Bilbringi-System direkt riskieren sollten. Ich werde das mit unserem Obersten Anführer besprechen und den Admirälen dann Bescheid geben, wenn er seine Entscheidung getroffen hat.“

Im Folgenden unterhielten sich vor allem die Admiräle Griss und Brooks darüber, welche Schiffe sie an die Grenze beordern würden und ob sie Snoke empfehlen würden, dass die Supremacy als einziger Dreadnought der Megaklasse der Ersten Ordnung dabei sein sollte. Von ihren dreißig Sternzerstörern, von denen der Großteil mittlerweile der neueren Resurgent-Klasse angehörte, würden sie wohl Dreiviertel Richtung Dorin verlegen, um Stärke zu demonstrieren. Dazu kamen noch zwei einfache Dreadnoughts und rund sechzig schwere Kreuzer der Maxima A-Klasse.

Armitage war zwar kein Admiral und hatte normalerweise nicht viel mit Flottenbewegungen zu tun, doch er kannte natürlich die Schiffstypen, die die Erste Ordnung besaß. Und er hörte interessiert zu. Als die Admiräle dann über die vermutliche Stärke der Feindflotten und deren mögliche Bewegungen sprachen, ähnelte das schon einer Diskussion über Bewegungen von Divisionen und AT-ATs auf dem Schlachtfeld.

Diese aber waren äußerst spekulativ, denn so versuchte das Oberkommando erst einmal einzuschätzen, ob die Neue Republik nun ein politisches Signal setzen würde und Teile ihrer Flotte bei Kashyyyk, nicht weit vom Transhydianischen Grenzland abziehen und ins Bilbringi-System verlegen würde oder ob sie zusätzliche Flottenverbände weiter aus dem Süden dorthin verlegen würden, aus Fondor oder dem Hosnianischen System. Brendol Hux vertrat sogar die Ansicht, dass es möglich wäre, dass Kanzler Villecham gar keine größeren Flottenverbände nach Bilbringi verlegen würde, da er ihn für ängstlich und schwach hielt.

Auch hatte das Oberkommando keine genauen Angaben über die Stärke der Republikflotte. Doch nach Einschätzungen des militärischen Geheimdienstes hatten die Feinde etwa fünf- bis sechsmal so viele Schiffe zur Verfügung, die aber technologisch weniger entwickelt waren als die Schiffe der Ersten Ordnung. Nach dieser Einschätzung hätte die Neue Republik dann mindestens Hundertfünfzig Schlachtschiffe, vor allem der Starhawk-Klasse, aber auch ein paar erbeutete Sternzerstörer des Imperiums und mindestens drei Supersternzerstörer. Dazu kamen verschiedene Sternkreuzer-Klassen.

Als sich Armitage nach der Besprechung auf den Weg zu seinem Shuttle machte, das ihn aus dem Orbit zurück auf die Oberfläche der Starkiller Basis bringen würde, dachte er noch eine Weile über mögliche strategische Konstellationen nach. Doch da sie weder die Entscheidungen Villechams noch die Snokes kannten, kam er zu dem Schluss, dass ihm das im Moment noch zu spekulativ war. Er wollte gerade den Hangar der Steadfast betreten, als ihn sein Vater überraschend aufhielt. Armitage war so in seinen Gedanken vertieft gewesen, dass er ihn gar nicht hatte kommen hören.

„Was fällt dir ein, mich so vor den anderen Offizieren zu blamieren, Armitage!“, schimpfte er drauflos. „Du bist mir vor allen anderen in den Rücken gefallen!“ Bevor Armitage etwas erwidern konnte, hatte Brendol ihm bereits eine Ohrfeige verpasst. „Ich bin schon seit einigen Jahren General, und du denkst anscheinend, dass du mit deinem einem Jahr in dieser Position bereits mitreden könntest!“ „Du vergisst wohl, dass die meisten anderen Offiziere, mit langjähriger Erfahrung versteht sich, meinen Vorschlag dem deinen vorgezogen haben!“, verteidigte sich Armitage. Das machte seinen Vater noch wütender und er verpasste seinem Sohn die nächste Ohrfeige. „Schon wieder diese Widerworte! Du weißt doch, dass ich Widerworte nicht dulde!“, schrie er ihn wütend an.

Armitage funkelte ihn nur zornig und voller Verachtung an und drehte sich wieder um, um zu seinem Shuttle zu gehen. Auf dem Weg durch den Hangar bemerkte er, dass seine Unterlippe aufgeplatzt war und blutete. Seine Wange schmerzte. Und er fühlte sich gedemütigt. Irgendwann, so schwor sich Armitage, würde sein Vater für all seine Schläge, Beschimpfungen und Demütigungen büßen müssen.

Als er im Shuttle zurückflog, verspürte er den Drang im Holonetz nach Stellungnahmen des Senats und des Kanzlers zu suchen. Aber als er verschiedene Kanäle betrachtete, war nichts Besonderes an deren Verhalten zu bemerken. Natürlich nicht, sagte er sich. Unsere Flotte ist ja noch gar nicht auf dem Weg. Und die Unterstützer des Widerstands würden wohl noch damit beschäftigt sein, neue Pläne für noch mehr Forderungen auszuhecken, die zu weiterer Militarisierung und verschärften Spannungen führen würden. Kanzler Villecham war zwar wirklich jemand, der einen Krieg auf jeden Fall zu vermeiden gewillt schien und erschien somit tatsächlich schwach, doch die Frage war, ob er sich gegen einen eventuell wachsenden Druck aus den Reihen der Kriegstreiber würde durchsetzen können.

Da Armitage also nichts Neues im Holonetz fand, schweiften seine Gedanken bald zu Shanita ab. Iannera warf ihm des öfteren vor, dass er sie verwöhnte, ihr alles durchgehen ließ, ihr zu viele Süßigkeiten gab, doch womöglich hing das damit zusammen, dass er selber keine sonderlich erfreuliche Kindheit gehabt hatte und nun alles anders machen wollte. Womöglich dachte er sogar unbewusst, dass Iannera und später ihre Ausbilder bei den Kindersoldaten schon dafür sorgen würden, dass sie nicht zu verwöhnt wurde. Vermutlich sollte er wirklich öfter nein sagen und sie etwa daran hindern, den friedlich schlafenden Ysalamir auf seinem Nährgestell im Wohnzimmer am Schwanz zu ziehen und die Katze auf ihrer Decke lautstark zu wecken, nur weil sie gerade mit ihr spielen wollte.


Die nächsten Wochen schlichen dahin. Snoke hatte sich mit dem Vorschlag einverstanden erklärt, den Großteil ihrer Flotte an die Grenze bei Dorin zu verlegen, um Stärke zu demonstrieren. Wenig später waren die Schiffe unterwegs, und in der Kommandozentrale betrachteten die Offiziere während dieser Wochen die kleinen blauen Punkte in dem Galaxisholo, die die vom Computer berechnete Position der Flotte wiedergaben. Schließlich sprangen sie nahe der Grenze aus dem Hyperraum und kamen zum Stehen.

Armitage, zu dessen Aufgaben mittlerweile die Leitung der Propagandaabteilung der Ersten Ordnung zählte, machte sich derweil für eine kurze Ansprache an die Bevölkerung der ganzen Galaxis, insbesondere die der Neuen Republik und deren Führung, bereit. Dann wurde die Holoaufnahme von der Flotte übertragen, und Armitage gab seine zuvor mit der Führung besprochene Stellungnahme ab:

„Bürger der Galaxis! Wie wir mittlerweile alle wissen, hat die Neue Republik vor drei Wochen in einem Akt der Aggression beschlossen, in einer Werft direkt an der Grenze zur Ersten Ordnung mehr Kriegsschiffe herzustellen. Damit wollte sie die Kriegstreiber in ihren eigenen Reihen beschwichtigen, die anscheinend immer mehr an Einfluss gewinnen. Mit dieser Entscheidung hat die Regierung um Kanzler Villecham eine gefährliche Situation geschaffen und bereits vorhandene Spannungen noch weiter geschürt. Wer will sich denn nun wundern, dass wir uns nun von dieser feindseligen Entscheidung bedroht fühlen?! Natürlich war es kein Zufall, dass gerade diese Werft ausgesucht wurde, um die ohnehin schon überwältigende Übermacht an Kriegsmaterial der Neuen Republik noch zu steigern. Nein, das war kein Zufall, das war selbstverständlich Absicht, ein politisches Signal. Ein Signal, das von kriegerischer Aggressivität spricht!

Doch wir werden nicht ängstlich und schwach vor diesen Kriegstreibern auf die Knie fallen und um Gnade winseln! Das hat die Erste Ordnung nie getan und wird es auch niemals tun! Stattdessen ist sie entschlossen, sich gegen jede Form von Aggression zu verteidigen, so wie es ihrer Ehre entspricht. Und sie wird es nicht dulden, dass der Aufmarsch der feindlichen Kriegsmaschinerie direkt an ihrer Grenze andauert. Nein, wenn es sein muss, wenn die Kriegstreiber in der Neuen Republik dafür sorgen, dass unser Territorium verletzt wird, dann sind wir zum Kampf bereit! Und die Regierung der Neuen Republik sollte sich gut überlegen, ob sie wirklich zum Krieg entschlossen ist, obgleich sie immer von Frieden redet!“

Und dann warteten sie. Es war schon seltsam, doch statt taktischer Karten oder Hologrammen aus Teilen der Galaxis, in denen es ein Gefecht zu schlagen galt, dominierten nun Übertragungen aus dem Senat der Neuen Republik das Kommandozentrum in der Starkiller Basis. Die Erste Ordnung hatte ihre Position klar gemacht, hatte die Neue Republik gewarnt. Nun war es an ihr zu reagieren.

Es dauerte ein paar Stunden, bis sich die Botschaft der Ersten Ordnung auf Hosnian Prime herumgesprochen hatte. Doch dann wurde eine Sondersitzung des Senats nur ein paar Stunden später anberaumt. Selbst wenn es Tage oder Wochen gewesen wären, die verschiedenen Meinungen im Senat wären dieselben gewesen wie an diesem Tag: Ein zerstrittener Haufen, von dem die eine Seite auf Frieden drängte und die andere Seite zu entschlossenem Handeln gegen die Erste Ordnung. Doch was wirklich interessierte, war die Meinung Villechams. Der verfolgte aber erst die Stellungnahmen einer ganzen Reihe von Senatoren, um sich ein Bild von der Stimmung im Senat zu machen, bevor er sich dazu äußerte: Er würde eine Flotte nach Bilbringi schicken, so wie es ein Großteil der Redner vor ihm gefordert hatte, doch die sollte nur darauf achten, dass die Erste Ordnung die Werft nicht in einem Blitzangriff einnahm.

Armitage war wie alle anderen in der Kommandozentrale beunruhigt. Zwar hatte er große Töne von sich gegeben, als er seine Ansprache hielt. Doch das war zur Abschreckung gedacht. Natürlich wusste er, dass das ein Bluff war, dass sie es nicht mit der Neuen Republik würden aufnehmen können. Die ganze Strategie basierte darauf, dass Villecham tatsächlich so schwach war wie sie ihn einschätzten und eine Konfrontation meiden würde. Die Neue Republik würde nicht wissen, wie viele Schiffe sie hier draußen hatten und so konnten sie auch nicht einschätzen, welches Risiko sie eingehen würden.

Die folgenden Tage warteten sie nun angespannt auf einen Bericht des militärischen Geheimdienstes über feindliche Flottenbewegungen. Als sie aber drei Tage lang nichts von solchen Flottenbewegungen hörten, dachten die ersten Offiziere bereits, dass dieser Villecham nur geblufft hatte. Dass er nicht den Mumm zu einer Konfrontation mit einer Macht unbekannter Stärke hatte. Doch dann kam der Bericht: Die Republik hatte ihre ganze Flotte bei Kashyyyk abgezogen und die war nun vermutlich Richtung Bilbringi unterwegs. Kashyyyk, nahe dem Transhydianischen Grenzland, das war wieder eine Botschaft: Kanzler Villecham hatte ihnen zu verstehen gegeben, dass er keine zusätzlichen Schiffe gegen die Erste Ordnung mobilisierte. Das war ein verstecktes Signal für Entspannung.

Und dann mischte sich Snoke persönlich ein und bestellte Armitage auf die Supremacy. Er wollte ihn sprechen. Als er auf dem Schiff ankam, begegnete er unterwegs Kylo Ren und versuchte aus seiner Haltung abzulesen, was Snoke wollen könnte. Doch der dunkle Schüler ließ sich nichts anmerken, nickte nur leicht mit dem Kopf als Begrüßung, die Armitage höflich erwiderte. Dann kam er zum Thronsaal und zwei rot gewandete Gardisten öffneten ihm die Türflügel.

„Ich habe nachgedacht, General Hux“, begann dann Snoke, wie immer auf seinem Thron, von weiteren Gardisten umgeben. „Und ich habe erfahren, dass Ihre Starkiller-Waffe fast schon einsatzbereit ist.“ Armitage blickte leicht irritiert zu ihm auf. „Die Starkiller-Waffe?“ „Ihr letzter Test hat ergeben, dass wir mittlerweile dazu in der Lage sind, einen großen Asteroiden abzuschießen. Und dass die Waffe auf kürzere Distanzen treffsicher ist.“ Armitage bestätigte. „Ja, Oberster Anführer. Aber wir wissen noch nicht, ob die Starkiller Basis dabei zerstört würde. Najra-Va hat den Test zwar überstanden, doch der Planet ist sehr instabil und könnte immer noch auseinanderbrechen.“ Snoke schien unbeeindruckt. „Machen Sie sich dazu bereit, sie im Ernstfall auf meinen Befehl hin aufzuladen, General Hux. Wenn es zu einem großen Krieg käme, wäre sie unsere einzige Chance, das zu überstehen. Sie müsste dann die gesammelte feindliche Flotte auf einen Schlag vernichten.“ Armitage wurde etwas blass, nickte aber gehorsam. „Ja, Oberster Anführer.“ Dann war er entlassen und verbeugte sich steif.

Die nächsten Tage war Armitage angespannt und verbrachte seine Zeit wechselweise in der der Kommandozentrale und bei seinen Ingenieuren. Einmal fragte ihn ein beunruhigter Oberst Datoo: „Was machen wir, wenn sie unsere Flotte angreifen, Sir? Die Flotte der Republik verfügt über viel mehr Schiffe als unsere Flotte.“ „Sie werden nicht angreifen, Oberst“, erwiderte Armitage. „Kanzler Villecham sucht Frieden um jeden Preis. Darüber sind wir uns im Oberkommando einig. Vor allem, weil er wahrscheinlich nicht weiß, womit er es zu tun hat. Was und wie viel wir haben.“ Datoo antwortete zwar mit einem „Jawohl, General Hux“, aber er schien ihm nicht wirklich überzeugt zu sein. „Und vergessen Sie nicht, Oberst Datoo, wir haben zwar weniger Schiffe, die sind aber schlagkräftiger als die der Neuen Republik“, fügte er also noch hinzu. Datoo nickte. „Ja, General, natürlich. Wir werden alle unsere Pflichten erfüllen und die Feinde besiegen.“

Armitage warf noch einen Blick auf die roten Flottensymbole, die laut Berechnungen des Computers die gegenwärtige Position der Schiffe der feindlichen Flotte darstellten. Als er sich dann umwandte, um den Raum zu verlassen, bemerkte er, dass zwei Leutnants ihn und Datoo ansahen und sich unterhielten. Sie waren wohl neugierig gewesen, was sie zu sagen hatten, und hatten ihr Gespräch belauscht. Auch sie wirkten angespannt. Armitage wandte sich noch einmal um zu Datoo und sagte dann für alle Anwesenden hörbar: „Der Oberste Anführer hat beschlossen, dass wir hier im Notfall auf seinen Befehl hin die Starkiller-Waffe auf die feindliche Flotte abfeuern.“ Nun starrten ihn alle an und Armitage ging hinaus.

Wenig später traf Armitage eine Entscheidung und rief Iannera an, die er in den letzten Tagen kaum gesehen hatte. „Iannera, ich muss mit dir reden“, sagte er, sobald er ihr ebenfalls angespanntes und blasses Gesicht auf dem Display seines Kommlinks sah. „Armitage, endlich. Was ist denn da los bei euch? Stimmt es, dass es bald einen großen Krieg mit der Neuen Republik geben könnte?“ „Ja, Iannera“, bestätigte er, er wollte sie nicht anlügen. „Und Snoke möchte im Notfall die Starkiller-Waffe einsetzen.“ Iannera starrte ihn verblüfft an. „Aber du hast doch gesagt, dass sie noch nicht ganz einsatzbereit ist, Armitage.“ „Ja, das stimmt auch. Iannera, deswegen rufe ich dich auch an. Wenn es so weit kommt, werde ich hierbleiben müssen. Aber ich möchte, dass du dann mit Shanita von hier verschwindest. Der ganze Planet könnte zusammenbrechen. Und ich möchte, dass ihr dann in Sicherheit seid. Hörst du?“ Iannera sah ihn eine Weile nur an, dann nickte sie. „In Ordnung, Armitage. Ich werde dann Shanita hier herausbringen. Aber was ist mit meinem Bruder, mit Erek?“ „Ja, stimmt, Iannera, dein Bruder ist ja auch noch hier. Ich werde euch also beide in dem Fall auf die Finalizer versetzen lassen. Da dürftet ihr sicher sein. Und ich werde versuchen, dich auf dem Laufenden halten, Iannera.“ „In Ordnung, Armitage. Ich werde das Kommlink anlassen. Pass auf dich auf.“ Er lächelte. „Ich versuch‘s. Und gib Shanita einen Kuss von mir.“


Zwei Wochen später saß Armitage mit Shanita in der Offizierskantine beim Mittagessen, als Iannera auf ihn zukam, ihrer Tochter einen Kuss auf die Wange gab und sich zu ihnen setzte. „So guter Laune, Armitage?“, fragte sie etwas verwundert, da in letzter Zeit so ziemlich niemand guter Laune war. „Was wolltest du mir sagen?“

Armitage wartete, bis sie Platz genommen hatte und hörte dann damit auf in seinem Essen herumzustochern. Spitzbübisch grinste er sie an. „Es geht um unsere Flotte bei Dorin, Iannera.“ Jetzt schien sie noch verwirrter. „Und was gibt‘s da zu Grinsen?“ „Sie ist überraschend schnell gewachsen. Beträchtlich gewachsen.“ Als er triumphierend zögerte, fragte Iannera nach: „Haben wir neue Verbündete, von denen ich nichts weiß?“ „Nein, Iannera. Das sind alles unsere Schiffe. Wir sind heute Morgen auf einer Sitzung des Oberkommandos auf die Idee gekommen, wo wir die so schnell herbekommen: Aus Yaga Minor und Jaemus.“ Armitage zögerte und sah sie abwartend an.

„Unsere Werften? Wir haben die so schnell gebaut?“ Armitage schmunzelte. „Ja und nein, Iannera. Ja, wir haben sie dort gebaut, aber nein, sie sind noch nicht fertig. Manche haben wir sogar per Traktorstrahl an die Grenze befördert, weil sie noch nicht einmal einen eigenen Antrieb haben. Aber sie bestehen aus Metall, und das ist es, was die Republikflotte sehen wird, wenn sie demnächst wohl dort ankommt. Ihre Sensoren werden Schiffe wahrnehmen. Dass die zum Teil gar nicht kampf- oder sogar flugtauglich sind, wissen die nicht.“ Jetzt grinste auch Iannera. „Ja, Armitage, die werden nur verwundert unsere große Flotte anstarren!“ „Und vor Ehrfurcht erblassen!“, fügte er lachend hinzu. „Die Wahrscheinlichkeit jedenfalls, dass sie angriffslustig werden, dürfte nun sinken.“

„Sie scheinen ja beide gut gelaunt zu sein“, meinte in dem Moment Phasma, die gerade zu ihrem Tisch unterwegs war und die beiden gesehen hatte. „Haben wir etwa einen Krieg gewonnen oder hat sich die feindliche Flotte in Luft aufgelöst?“ Armitage sah zu ihr auf. „Nein, noch nicht, aber das wird sie wohl bald!“ Zwar war Phasmas Ausdruck unter ihrer allgegenwärtigen Maske nicht zu erkennen, aber Armitage konnte sich gut vorstellen, wie sie verdutzt dreinschaute.

Kurz darauf hatte sie sich wieder gefangen und wechselte das Thema. Mit einem Blick auf Shanita sagte sie: „Ihre Tochter ist bald alt genug für die Kindergruppe von Hauptmann Cardinal.“ „Nun ja“, meinte Iannera, „sie ist erst zwei Jahre alt. Und so gerne und ausgiebig sie mit ihren Klötzchen Türme und Pyramiden baut, wird sie vielleicht einmal Ingenieurin und keine Kämpferin.“ Phasma schaute irritiert. Armitage konzentrierte sich auf sein Essen, und Iannera fügte hinzu: „Wir brauchen auch Leute, die Häuser, Brücken und ganze Basen bauen.“

In dem Moment mische sich Brendol ein, der anscheinend mit Phasma unterwegs gewesen war. „Das sähe meinem Sohn ähnlich: Da hat er eine gesunde und kräftige Tochter, und er würde nichts dagegen haben, wenn sie keine Kämpferin für die Erste Ordnung wird!“ Phasma pflichtete ihm bei: „Ingenieure und Ärzte werden die Leute, bei denen es nicht zum Kämpfer reicht.“ Brendol betrachtete derweil Shanita genauer und gab wieder einen giftigen Kommentar ab: „Sie ist zumindest kräftiger als du das in dem Alter warst, Armitage. Sobald sie vier ist, sollte sie zu den Kindersoldaten. Da wird sie zumindest nicht so verweichlicht, wie es bei dir und Iannera wohl der Fall wäre!“ Nun mischte sich Armitage ein: „Du hast nicht darüber zu entscheiden, was auch meiner Tochter wird.“ „Sie ist auch meine Enkelin!“ Brendol wurde lauter und die ersten Umsitzenden blickten herüber zu ihnen.

Dann sah er Shanita streng an. Doch der war Brendol vermutlich unheimlich und sie begann zu brüllen. Iannera nahm sie auf den Schoß und Brendol meinte verächtlich: „Kinder muss man von klein an richtig erziehen. Eine Ohrfeige und sie wird beim nächsten mal wissen, dass sie das sein zu lassen hat.“ „Du wirst ihr bestimmt keine Ohrfeige geben!“, meinte Armitage bestimmt. Doch Brendol wurde das Geheul zu bunt und er schrie Shanita an: „Halt jetzt endlich den Mund, du verwöhntes Gör!“

Alle drei starrten ihn entsetzt an, Phasma hielt sich im Hintergrund. „Wie kannst du es wagen, meine Tochter so anzubrüllen!?“, fauchte ihn Iannera als Erste an. Brendol warf ihr einen bösen Blick zu. „Passen Sie auf, was Sie sagen, Hauptmann! Die Erste Ordnung duldet nicht, dass Untergebene so mit einem General reden!“

Shanita, die sich erst ein wenig beruhigt hatte, nun aber den Streit unter den Erwachsenen mitbekam, begann wieder zu brüllen. Die halbe Offizierskantine schien mittlerweile zu ihnen zu blicken. Und dann verpasste ihr Brendol doch noch eine Ohrfeige. „Sei jetzt endlich still!“, schnauzte er sie an. Das reichte nun Armitage. Er stand auf und stellte sich zwischen seinen Vater und Shanita und Iannera. „Du wirst meine Tochter nie wieder schlagen, hast du das verstanden!?“

Brendol schien baff zu sein, und ihm war wohl auch klar, dass Armitage jetzt zuschlagen würde, sollte er handgreiflich werden. Anscheinend kam er zu dem Schluss, dass er für einen Kampf mit seinem Sohn nicht gut genug in Form war, da er sich seit ein paar Jahren gehen ließ. Jedenfalls ersparte er sich die Peinlichkeit hier vor all den Offizieren den Kürzeren zu ziehen und schnauzte Armitage nur an: „Bilde dir nur nichts auf deinen Generalsrang ein! Ein richtiger Kämpfer wird trotzdem nicht aus dir werden!“ Und dann verließ er eilends den Raum.

Phasma schien verwirrt und schwieg. Sie folgte aber nicht Brendol, mit dem sie gekommen war, und setzte sich auch nicht zu Amitage und Iannera, sondern suchte sich einen eigenen Tisch, wo sie alleine aß. Armitage bemerkte aber, dass sie von Zeit zu Zeit zu ihm her schaute. Und anscheinend dachte sie angestrengt nach.


Eine Woche später tauchte die Republikflotte bei Bilbringi aus dem Hyperraum auf und ging in Position. Beide Seiten sahen sich im Recht, und beide Seiten verteidigten ihre Entscheidungen. Doch es dauerte nicht lange, bis auf geheimdienstlicher Ebene erste Kontakte aufgenommen wurden – oder genauer: bis der Geheimdienst der Neuen Republik Kontakt mit dem der Ersten Ordnung aufnahm.

Wenig später setzte Pryde das Oberkommando auf der Steadfast davon in Kenntnis: „Wenn wir dem Geheimdienst der Republik glauben, dann sind die auf Hosnian Prime wegen unseres gelegentlichen Eindringens in das Transhydianische Grenzland besorgt. Während Kanzler Villecham das Ziel verfolgt, dass wir das beenden, vertreten mächtige Senatoren die Meinung, dass sie ein starkes Signal setzen müssten: Die Verlegung einer Flotte in die Nähe unserer Kerngebiete. Und dafür scheint sich ihrer Meinung nach Bilbringi zu eignen. Zwar ist Villecham stark auf wirtschaftliche Beziehungen mit dem Transhydianischen Grenzland fokusiert, die er nicht durch uns gestört sehen möchte, doch er kann die Flotte bei Bilbringi nicht ohne Gesichtsverlust ohne Gegenleistung unsererseits einfach wieder abziehen.“

Während alle noch darüber nachdachten, wie die Erste Ordnung nun am besten reagieren sollte, wies sie Brooks auf eine Unstimmigkeit in der Strategie der Republik hin: „Sie sind am Transhydianischen Grenzland interessiert, verlegen die dortige Flotte aber nach Bilbringi?!“ Die anderen nickten zustimmend. Anscheinend hatte Pryde sich auch bereits Gedanken darüber gemacht, denn er hatte schon eine Vermutung parat: „Es sieht ganz so aus, als ob der Kanzler und der Senat sich nicht so ganz einig sind in ihrer Vorgehensweise. Mit der Verlegung nach Bilbringi hat er wohl an den Senat die Botschaft gesendet, dass er bereit ist uns gegenüber Stärke zu zeigen. Doch zugleich hat er vermutlich an uns die Botschaft gesendet, dass er keine zusätzlichen Schiffe an unsere Grenzen schicken will.“

„Dann beenden wir eben vorerst unser Eindringen in das Grenzgebiet“, schlug Armitage vor. „Dann haben sie keinen Grund mehr ihre Flotte so nah an unserem Gebiet aufzubauen. Und dieser Villecham könnte das als Erfolg präsentieren.“ „Daran habe ich auch schon gedacht, General Hux“, meinte Pryde. „Doch das Problem, fürchte ich, ist, dass große Teile des Senats uns nicht glauben werden“. „Dann sollen sie eben Patrouillen in das Gebiet schicken, um sich davon zu überzeugen“, nahm Brooks die Idee auf. „Gemeinsam mit unseren Schiffen, versteht sich“, fügte Brendol hinzu. „Wir wollen ja nicht, dass die die Gelegenheit nutzen, sich dort breit zu machen und eventuell noch Aktivitäten dieser Terroristen vom Widerstand dort zu decken“.

Sie kamen schließlich überein, dem Geheimdienst diesen Vorschlag an die Neue Republik übermitteln zu lassen und hofften, dass Villecham sich damit besser durchsetzen konnte. Dann machten sich die Offiziere wieder auf den Weg zu ihren eigenen Schiffen oder Büros.

Armitage dachte noch darüber nach und war eigentlich ganz optimistisch, als er auf der Starkiller Basis landete und Richtung Büro lief. Er staunte nicht schlecht, als er dort ankam und Carise Sindian vor der Tür stehen ließ. „Ich grüße Sie, General Hux“, begann sie als Erste. „Man hat mit gesagt, Sie seien nicht da und so habe ich hier gewartet. Ich hoffe, Sie haben kurz Zeit für mich.“ Armitage nickte. „Ja, Sie können gleich mit reinkommen, Frau Sindian“. Armitage wollte gerade Lady Sindian sagen, als er sich daran erinnerte, dass die adeligen Häuser ihr den Titel schon vor Jahren aberkannt hatten. „Gouverneurin Sindian“, korrigierte sie ihn. „Seit Arkanis der Ersten Ordnung angehört, bin ich nun Gouverneurin meiner Heimatwelt.“ Armitage nickte. „Gut, dann Gouverneurin Sindian.“

„Wissen Sie, General“, sagte sie nachdem sie eingetreten waren, „nachdem Arkanis der Ersten Ordnung beigetreten war, bin ich gleich hierher auf unseren Hauptplaneten gekommen. Und nun komme ich mit dem, was ich sagen möchte, zu Ihnen, da wir uns bereits auf Coruscant kennengelernt haben und ich gleich einen guten Eindruck von Ihnen hatte. Wenn ich mich recht erinnere, waren Sie damals noch Hauptmann.“ Armitage schmunzelte über das Lob. „Ja, ich glaube, das ist richtig, Gouverneurin“, entgegnete er. „Es scheint sich ja um etwas Wichtiges zu handeln. Aber nehmen Sie erst einmal Platz“.

Er setzte sich selber auf seinen Stuhl hinter dem Schreibtisch und wies ihr einen anderen Stuhl gegenüber zu. „Nun, es geht um unsere jüngste Konfrontation mit der Flotte der Neuen Republik, General.“ Armitage war nun überrascht und neugierig. „Sie wissen etwas über diese Flotte?“ „Sagen wir mal so, ich weiß etwas über den Anführer der Kriegstreiber im Senat, diesen Rhandtor. Als ich noch der Zentristen-Partei im Senat der Neuen Republik angehörte, haben wir nämlich Informationen über alle möglichen Leute der Populisten gesammelt, in der Hoffnung, dass wir die ein oder andere Leiche im Keller finden, die wir dann gegen sie verwenden könnten. Und was diesen Rhandtor betrifft, so haben wir damals herausgefunden, dass er geheime Kontakte mit und Beteiligungen an der Rüstungsindustrie überall in der Neuen Republik unterhält.“

Armitage begriff sogleich. „Der Kerl würde also von einem Konflikt zwischen der Ersten Ordnung und der Neuen Republik prächtig profitieren!“ „In der Tat, General“, bekräftigte Sindian. Doch sie war noch nicht fertig. „Außerdem hat dieser saubere Senator Kontakte zu den Terroristen um Organa. Womöglich fließt ein Teil der Gelder, die er mit den Beteiligungen am Rüstungsgeschäft macht, über mehrere Ecken genau dahin. Sozusagen als Investition in weitere Konflikte.“

Armitage grinste. „Es war genau richtig, Gouverneurin Sindian, dass Sie damit zu mir gekommen sind. Ich meine doch, es wäre im Interesse der ganzen Galaxis, etwas über die Hintergründe unserer neuesten Konfrontation zu erfahren. Über die Profiteure von einem Krieg.“ „Und der Druck auf den Senat wird steigen, unseren Untersuchungen von damals offiziell nachzugehen. Damit wäre Rhandtor unglaubwürdig und politisch erst einmal erledigt“, führte eine lächelnde Sindian den Gedanken fort.

„Und nicht nur er, General. Ich habe Informationen auf meinem Datapad, denen zufolge auch andere Senatoren am Wohlergehen der Rüstungsindustrie gelegen ist. Ob es nun darum geht, dass Arbeitslose auf Fondor, Corellia, Mon Calamari, Sullust, Eriadu und weiteren Planeten in Arbeit gebracht werden können und auf ihrer Heimat auf nahegelegenen Welten keine Unruhen anzetteln oder auch um Exporte dorthin, die die heimische Industrie am Laufen halten. General, hier geht es um Profite und um Wiederwahlen.“


Ein paar Stunden später erzählte Armitage der ganzen Galaxis von der Verderbtheit und der Profitgier des republikanischen Senats, der Geheimdienst der Ersten Ordnung leitete den Vorschlag des Oberkommandos an den der Republik weiter, und die Flotte berichtete von Schiffen des Widerstands, die sich vermutlich auf der anderen Seite der Grenze bei der Republikflotte herumtrieben und sich die Konfrontation anscheinend nicht entgehen lassen konnten.

Nochmals ein paar Stunden später meldete sich General Pryde zu einer dringlichen Holokonferenz mit dem Oberkommando. Armitage saß in seinem Büro, als Pryde sie von neuen Problemen informierte: „Ich habe soeben die Meldung von der Flotte erhalten, dass sich ein kleineres Schiff von Bilbringi her Dorin und unserer Flotte dort nähert.“ Armitage verstand sofort, wo das eigentliche Problem lag: Käme dieses Schiff nahe genug heran, würde es unweigerlich erkennen, dass ein beträchtlicher Teil der Flotte der Ersten Ordnung aus noch nicht kampftauglichen Schiffen bestand, und die abschreckende Wirkung wäre um Einiges reduziert.

„Geben Sie Warnschüsse ab!“, befahl Pryde den Flottenoffizieren. „Und drängen Sie den Idioten mit TIEs ab!“ Wenig später meldete sich Kapitän Canady vom Dreadnought Fulminatrix: „Das feindliche Schiff reagiert nicht auf unsere Warnschüsse. Es kommt noch immer näher, aber es hat noch nicht das Feuer eröffnet.“ „Der will sich vermutlich unsere Schiffe aus der Nähe ansehen. Vielleicht hat der, aus welchen Gründen auch immer, eine Ahnung, dass da etwas nicht stimmt“, meinte Brooks. „Wir versuchen ihn zu stoppen, aber die TIEs brauchen noch ein paar Minuten,“ fügte Canady hinzu.

„Wir sollten Kontakt mit der gegnerischen Flotte aufnehmen, damit die ihn zurückpfeifen!“, schlug Armitage nach einer kurzen Pause des Schweigens vor. Pryde tat auch das, doch wie Armitage in dem Holo verfolgen konnte, sagte deren Kommandant, dass dieses Schiff nicht auf den Rückruf reagiere. „Verdammt! Die haben nocht nicht einmal ihre eigenen Schiffe unter Kontrolle!“, schimpfte Brendol.

„Sie haben jetzt wahrscheinlich gleich die Distanz überschritten, aus der sie unsere Schiffe genauer beobachten können“, informierte sie Canady. „Der fühlt sich wohl zu sicher mit der Republikflotte im Rücken!“, fügte er hinzu. „Was sollen wir tun, General Pryde?“ Der dachte ein paar Sekunden nach. „Schießen Sie ihn ab, Kapitän!“ Armitage konnte in der Konferenzschaltung sehen, wie erst Brendol und dann Griss nickten. Nicht, dass das etwas an der Anweisung Prydes änderte, aber auch Armitage nickte. Sie mussten das Risiko eingehen.

Sekunden später explodierte der Eindringling in einem kleinen Feuerball und verschwand von ihren Anzeigen. Die Republikflotte hüllte sich erst einmal in Schweigen und nahm wohl Kontakt zu ihrer Regierung auf. Dann meldete sich deren Kommandant wieder bei Pryde. „Das war keines unserer Schiffe, General. Der Pilot gehörte zum Widerstand und ist auf eigene Faust so nahe an Ihre Flotte herangeflogen. Das war keine Aggression unsererseits.“ „Ich verstehe“, erwiderte Pryde. „Aber wir werden jeden weiteren Anflug auch weiterhin als Aggression betrachten und das Schiff abschießen.“ „Ich verstehe, General. Von uns hat keiner vor, sich Ihrer Flotte zu nähern“, antwortete der Kommandant.

Dann herrschte eine Weile Schweigen. Keines der Schiffe bewegte sich. Zwei Stunden später meldete sich wieder der Kommandant der Republikflotte. „Oberkommando der Ersten Ordnung, hören Sie mich?“ Pryde bestätigte, und der andere fuhr fort: „General, unser Kanzler hat soeben den Befehl ausgegeben, dass die Schiffsproduktion in der Bilbringi-Werft auf ihr früheres Niveau zurückgefahren wird und dass wir uns zurückziehen sollen, bis die Untersuchungen über Senator Rhandtor abgeschlossen sind.“

Armitage atmete auf. Und er sah, dass auch die anderen Offiziere des Oberkommandos erleichtert waren. Er wollte gerade aufstehen und sich eine Zigarette anzünden, als er Iannera in der Tür stehen sah, mit erschrockenem Gesicht, die Hand bestürzt vor dem Mund. „Sie ziehen sich zurück, Iannera“, meinte Armitage, um sie zu beruhigen. Sie nickte, wirkte aber noch immer erschrocken. „Du weißt, dass wir das Schiff nicht zu nahe herankommen lassen durften.“ Sie nickte wieder. „Ja, Armitage, ich weiß.“ Als er sie daraufhin umarmte, spürte er, dass sie leicht vor Anspannung zitterte.

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